Schnell mal von Palma aus nach Deutschland fliegen, wegen eines spontanen Geschäftstermins oder weil die Oma 80 wird. Das war in Zeiten des Mallorca-Shuttles Air Berlin meist keine große Sache. Diesen Herbst hat sich das aber geändert. Zwar verkündete der Flughafen von Palma gerade wieder für Oktober einen Passagierzuwachs von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr, aber wie die Zahlen für November und Dezember aussehen, könne man jetzt noch nicht sagen, heißt es beim Flughafen von Son Sant Joan. Dass sie wieder einen bedeutenden Zuwachs registrieren, darf bezweifelt werden.

Die MZ hat die Probe aufs Exempel gemacht und in einem großen Vergleichsportal Verbindungen von Palma in unterschiedliche deutsche Städte im November und Dezember eingegeben. Die nicht insolvente Air-Berlin-Tochter Niki schneidet da, was die Häufigkeit der Verbindungen angeht, noch mit am besten ab. Wir wollen am 30. November - ein Donnerstag - von Palma nach München fliegen und am darauffolgenden Sonntag (3.12.) wieder zurück auf die Insel reisen. Zwar gibt es am 30. November keinen Flug, aber man hat die Wahl zwischen dem 29. November und dem 1. Dezember. Der Preis hält sich mit rund 130 Euro an beiden Tagen für Hin- und Rückflug auch im Rahmen.

Will man aber beispielsweise in den kommenden Tagen nach Düsseldorf oder Köln reisen, wird es komplizierter. Mitte und Ende November sind für beide Städte kaum Direktflüge erhältlich. Am 25. November gibt es etwa bei Eurowings theoretisch zwei Flüge - doch der eine ist bereits ausgebucht, für den anderen gab es zum Zeitpunkt der Suche (Montagmittag) noch zwei Plätze. Noch unerfreulicher verläuft der fiktive Rückflug am 5. Dezember. Die einzige direkte Verbindung ist bereits ausverkauft, genauso wie zwei Flüge über Hamburg. Die einzig mögliche Verbindung ist nun ein Flug von Düsseldorf über Leipzig nach Palma, der insgesamt sechseinhalb Stunden dauert und bei dem es nur noch einen verfügbaren Platz gab.

Viele der Fluggesellschaften, die im Sommer mehrfach täglich Urlauber auf die Insel transportieren, haben den Flugbetrieb nach Mallorca auf einigen Flughäfen in Deutschland bereits in den Winterschlaf geschickt. So etwa Ryanair, Condor oder auch Germania. Von denen fliegt beispielsweise von Palma nach ­Nürnberg ab Ende November bis Februar keine Maschine. Nach München ist jetzt schon Schluss - bis Mai 2018. Die Germania-Pressestelle verweist auf ein MZ-Interview mit dem Vertriebsdirektor der Fluglinie, Claus Altenburg, im vergangenen Mai. Die Aussagen von damals seien weiterhin aktuell. Damals hatte Altenburg erklärt: „Wir hatten bereits den Winter über Verbindungen nach Palma im Programm, was wenig erfolgreich war. Ich denke, da muss noch von vielen Seiten eine ganze Menge getan werden, damit eine Ganzjahresbasis möglich wird. Dezember und Januar sind schwierig."

Die Eurowings-Pressestelle lässt wissen: "Wir stehen in der Branche nach dem Wegfall der Air Berlin-Flugverbindungen generell derzeit vor großen Herausforderungen. Gerade bei innerdeutschen Verbindungen und auch bei den „Rennstrecken" ins Ausland gibt es aber deutlich spürbare Engpässe. Lufthansa und Eurowings versuchen derzeit, möglichst viel zusätzliches Flugangebot in den Markt zu stellen. Aber wir können derzeit bis zur kartellrechtlichen Freigabe des Deals zwischen Lufthansa und Air Berlin in vielerlei Hinsicht nicht frei agieren. Wir erwarten aber, dass sich die Situation bis zum Sommerflugplan im kommenden Jahr wieder normalisiert und dass die Niki-Flotte mit Schwerpunkt touristischem Verkehr komplett eingesetzt werden kann." Die Lufthansa bietet Verbindungen in deutsche Städte nahezu ausschließlich mit Umstieg in Zürich an.

Überrascht von diesem Engpass bei Verbindungen ist der unabhängige Luftfahrtexperte Cord Schellenberg aus Hamburg. Er sagt: „Im Prinzip hat sich ja an der Grundausrichtung nicht viel geändert. Mallorca ist weiterhin sehr beliebt." Seine Erklärung für die mauen Verbindungen: November und Anfang Dezember sind als Reisezeit nach Mallorca einfach unattraktiv. „Der Privatreiseverkehr setzt erst wieder ab dem 15. Dezember ein", sagt Schellenberg.

Vieles hängt wohl auch damit zusammen, dass noch unklar ist, wie es mit den Air-Berlin-Flugzeugen weitergeht. „Für den deutschen Luftverkehr ist das gerade eine Übergangszeit. Bis die EU nicht die Strecken geprüft hat, wird es wenig Bewegung geben", sagt der Experte. Es fehlen im deutschen Flugverkehr momentan große Kapazitäten.

Wie Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einem Interview zu Wochenbeginn sagte, stehen von 140 Air-Berlin-Flugzeugen derzeit 80 am Boden. Damit fehlten jeden Tag rund 60.000 Sitzplätze. Dieser Mangel macht sich bemerkbar. Christoph Brützel, Aviation-Management-Professor, glaubt, dass die Fluggesellschaften eine kleine Pause einlegen. „Der Sommer war dermaßen überhitzt, was Mallorca-Flüge anging, dass jetzt erst einmal alle wieder runterkommen müssen."

Dass etwa Germania nicht in großem Maß in den Markt Mallorca im Winter einsteige, zeige ja, dass es sich nicht wirklich lohne. „Die müssen ja auch auf ihr Geld schauen", sagt Schellenberg. MZ-Leser Uli Telge glaubt indes, dass die jetzige Situation nur ein Vorgeschmack auf die Zukunft ist: „Die von der deutschen Bundesregierung favorisierte und mit eingefädelte Übernahme großer Teile von Air Berlin hat an vielen deutschen Flughäfen (insbesondere Düsseldorf) zu einem Quasi-Monopol der Lufthansa geführt. Wenn die Lufthansa verkündet, dass sie 1.000 Flüge mehr pro Monat ab Deutschland anbietet, sind das gerade mal 33 am Tag, im Vergleich zum bisherigen Air Berlin-Angebot ist das lächerlich", schreibt er. Und Jennifer Helfers schreibt enttäuscht: „Es sieht nach Weihnachten alleine auf Mallorca aus, anstatt daheim in Deutschland bei der Familie."