Nach Air Berlin hat am Mittwoch (13.12.) nun auch die frühere Tochter-Airline Niki Insolvenz angemeldet und den Flugbetrieb ab 14.12. eingestellt. Viele Flüge von und nach Mallorca fallen damit aus. Tausende von Passagieren sind betroffen. Die MZ listet die wichtigsten Fragen auf und versucht, so schnell und gut wie möglich Antworten zu finden.

Welche Flüge sind betroffen?

Den ganzen Donnerstag über ließ Niki die Passagiere zappeln. Klar war nur: Sämtliche Niki-Flüge aus. "Die Flüge der Niki werden mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Weitere Flüge der Niki sind nicht mehr buchbar. Der Flugplan der Niki verliert seine Gültigkeit", erklärte die Airline auf Presse-Anfragen.

Angaben der spanischen Flughafengesellschaft Aena zufolge seien das allein an den ersten vier Tagen 72 Flüge von und nach Palma de Mallorca. Am Donnerstag (14.12.) sechs Flüge, am Freitag 18, am Samstag 32, am Sonntag 16 Verbindungen von und nach Palma. Für den Airport Palma de Mallorca sind bislang folgende Ausfälle bekannt:

Donnerstag (14.12.) - Abflüge von Palma de Mallorca

7.55 Uhr Frankfurt HG7751

19.30 Hamburg HG7757

19.55 Düsseldorf HG7765

Donnerstag (14.12.) - Ankünfte in Palma de Mallorca

7.10 Uhr Frankfurt

18.35 Hamburg HG 7756

19.05 Düsseldorf HG 7764

Freitag (15.12.) - Abflüge von Palma de Mallorca

9.10 München HG7721

11.20 Berlin Tegel NLY7733

13.20 Paderborn NLY 7727

15.00 Stuttgart NLY7769

18.25 Frankfurt NLY7551

19.30Hamburg NLY7757

19.50 Köln NLY7551

19.55 Düsseldorf NLY7765

20.25 Hannover NLY 7683

Freitag (15.12.) - Ankünfte in Palma de Mallorca

8.20 München HG 7720

10.30 Frankfurt NLY7750

12.10 Köln NLY7550

14.15 Hannover NLY7682

17.30 Berlin NLY7732

18.35 Hamburg NLY7756

18.55 Paderborn NLY7764

19.05 Düsseldorf NLY7764

19.40 Stuttgart NLY7768

Wo bekomme ich Informationen zu meinen Niki-Flügen?

Das ist im Moment schwer. Die Servicehotline ist ausgeschaltet, auf der Website www.flyniki.com gibt das Unternehmen nur folgende dürftige Auskunft: "Für Passagiere, die ihren Flug direkt bei Niki gebucht haben, organisieren mehrere Fluggesellschaften derzeit eine Rückholaktion auf Standby-Basis gegen ein geringes Entgelt aus dem Ausland nach Deutschland, Österreich und die Schweiz." Darunter ist die Liste der kooperierenden Airlines aufgelistet.

Wie Niki-Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Donnerstagnachmittag (14.12.) in einer Pressemitteilung bekannt gab, werden jedoch fast alle Passagiere entschädigt.

Ich sitze auf Mallorca fest. Wie komme ich zurück nach Hause?

Deutsche, Österreicher und Schweizer, die durch die Pleite von Niki im Ausland festsitzen, haben laut Unternehmenssprechern Priorität. In den kommenden Tagen müssen Plätze für tausende von Passagieren organisiert werden, hieß es. Zunächst war von rund 10.000 Passagieren die Rede, später wurde diese Zahl auf rund 5.000 nach unten korrigiert. Folgende Airlines springen ein:

Condor erklärt auf seiner Homepage www.condor.com, dass Fly-Niki-Kunden zwei Optionen haben: Zum einen die kostenfreie kurzfristige Mitnahme (Standby) auf Condor-Flügen bis zum 31. Dezember aus dem Ausland nach Deutschland. Diese Möglichkeit besteht allerdings nur, wenn kurz vor Abflug noch ein Sitzplatz verfügbar ist. "Fluggäste werden gebeten, sich an die Check-in Schalter am jeweiligen Flughafen zu wenden." Zum anderen sei ein Rabatt von 50 Prozent des Flugpreises bei einer Neubuchung bis zum 31. Dezember aus dem Ausland nach Deutschland möglich. Dazu solle man ganz normal einen Ersatzflug nach Deutschland buchen und dann eine Buchungsbestätigung des ausgefallenen Niki-Flugs sowie die Buchungsbestätigung des neuen Condor-Flug bis 31. Januar 2018 an asr-erstattungen@condor.com schicken. Dann wird die Hälfte des Geldes erstattet.

Lufthansa/Swiss/Austrian Airlines bietet ebenfalls 50 Prozent Rabatt für Fly-Niki-Kunden an, die einen Ersatzflug nach Deutschland oder Österreich buchen. "Die Flüge müssen eine OS, LH oder LX Flugnummer haben und von Lufthansa, Austrian Airlines oder SWISS durchgeführt werden", betonen die Verantwortlichen. Auch hier bekommt man die Reduzierung im Nachhinein, wenn man bis zum 31. Januar die neue und alte Buchungsbestätigung an erstattungAB@dlh.de schickt. "Sollte auf LH.com, austrian.com und swiss.com kein passender Flug verfügbar sein, empfehlen wir Ihnen, die Websites von Eurowings aufzusuchen. Auch dort werden Sonderkonditionen für Air Berlin Kunden veröffentlicht.

Gleiches gilt für Tui Fly: Auch die Urlauber, die bisher nicht Kunden sind und ihren Flug direkt auf der Niki-Seite gebucht hatten, können einen TUI fly-Ersatzflug (X3 Flugnummer) für ihren ausgefallenen Rückflug nach Deutschland auf www.tuifly.com buchen und bekommen anschließend 50 Prozent des Flugpreises zurückerstattet (Unterlagen an servicecenter@tuifly.com senden).

Auch die die österreichische Regierung teilte mit, sie wolle sich an einer Rückholaktion beteiligen. Notfalls wolle Wien die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines mit Charterflügen beauftragen, erklärte der österreichische Verkehrsminister Jörg Leichtfried gegenüber der Tageszeitung "Die Presse".

Über die Situation von Deutschen, Österreichern oder Schweizern, die auf Mallorca wohnen und durch die Ausfälle gerade in ihrem Heimatland festsitzen, wurde bisher nicht gesprochen - die Rabatte gelten nicht für Flüge ins Ausland wie beispielsweise nach Spanien.

Ich habe über einen Reiseveranstalter gebucht. Was kann ich tun?

Wer seinen Flug nicht direkt bei der Fluggesellschaft, sondern bei einem Reiseveranstalter gekauft hat, hat etwas mehr Glück. Der Reiseveranstalter ist dafür zuständig, für Ersatz zu sorgen. Entsprechend informiert Niki: "Wir bitten Passagiere, die ihren Flug über einen Reiseveranstalter gebucht haben, sich mit ihrem Reiseveranstalter in Verbindung zu setzen. Der Reiseveranstalter ist für die Beförderung dieser Passagiere zuständig."

Tuifly bestätigt dies auf seiner Website: "Wir versichern unseren Kunden, dass wir alles Notwendige tun, um Ihren Flug sicherzustellen. Niemand muss sich Sorgen machen, dass er nicht in den Urlaub fliegen kann oder im Reiseziel festsitzt. Hier werden auch zusätzliche Flüge aufgelegt."

Wie steht es um die Weihnachtsflüge?

Noch ist die Informationslage darüber, ob deutsche Inselresidenten ihre Liebsten in Deutschland an Weihnachten in die Arme schließen können, oder auf der Insel "festsitzen" werden, spärlich. Offiziell äußerte sich Niki noch nicht dazu, auch Benachrichtigungen per Mail an die Nutzer wurden bisher nicht verschickt. Die von verschiedenen Airlines angekündigten Rabattakationen (siehe oben) gelten zwar noch bis zum 31. Dezember, allerdings nur auf Flügen nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz. Sprich: Mallorca-Residenten könnten zwar für den Hinflug in die Heimat einen Ersatzflug buchen und die Hälfte des Geldes erstattet bekommen - zurück nach Mallorca müssen sie ihren Flug aber ganz normal neu buchen, ohne auf Vergünstigungen anderer Airlines hoffen zu können. So oder so sieht es nicht rosig aus für die Weihnachtsreisenden: Anderthalb Wochen vor Heiligabend sind kaum noch Flugtickets von Mallorca nach Deutschland im Verkauf. Einen Teil davon könnten die angekündigten Extraflüge von Tuifly und Condor abdecken. Wer gar nicht fliegt, bleibt wenigstens nicht auf den Reisekosten sitzen: Wie Niki-Insolvenzberater Lucas Flöther am Donnerstagnachmittag (14.12.) mitteilte, werden fast alle Passagiere entschädigt.

Was ist mit den Mitarbeitern von Niki?

Von der Pleite des Unternehmens sind auch etwa 1.000 Angestellte betroffen, die kurz vor Weihnachten in eine plötzlich ganz ungewisse Zukunft schauen. Ein Aus für Niki bedeutet die Insolvenz laut Insolvenzverwalter Lucas Flöther aber nicht zwingend. Als letzten Strohhalm sieht er einen möglichen Schnellverkauf ("Fire Sale"). Wie das Fachmagazin "Airliners" berichtet, nahm Flöther bereits am Donnerstag (14.12.) Gespräche mit möglichen Interessenten auf: mit Airline-Gründer Niki Lauda, mit Luftfahrtsanierer Hans Rudolf Wöhrl und mit Verantwortlichen des Reisekonzerns Thomas Cook. Angeblich müssten die Verhandlungen innerhalb weniger Tage zu einem Ergebnis kommen. Selbst wenn es zum "Fire Sale" kommen sollte, ist aber nicht klar, ob die Mitarbeiter übernommen würden, zumal dieser nicht den Verkauf der Gesamten Niki Luftfahrt GmbH bedeutet, sondern nur den von Teilen des Geschäftsbetriebs.

Am Erwerb der anderen Air-Berlin-Tochter LG Walter will die Lufthansa laut der Deutschen Presseagentur dpa festhalten. Der Kauf hängt aber wie bei Niki davon ab, ob die EU-Kommission kartellrechtlich zustimmt. Die Prüffrist läuft bis 21. Dezember. Für Niki und LG Walter hatte die Lufthansa 210 Millionen Euro geboten.

Wer muss für die Pleite haften?

Medienberichten zufolge prüft Insolvenzverwalter Flöther, ob es möglich ist, den ehemaligen Großaktionär Etihad für die Pleite haftbar zu machen. Die arabische Fluglinie habe Air Berlin Ende April schriftlich versichert, sie wolle sicherstellen, dass die Airline ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann. Dennoch hatte Etihad Mitte August die versprochenen Zahlungen eingestellt - daraufhin stellte Air Berlin einen Insolvenzantrag.

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