Wer noch immer auf Mallorca seine Telefonrechnung per Post erhält, hat einen entscheidenden Vorteil: Er dürfte mitbekommen haben, dass sein Tarif erhöht wird. Beim inzwischen viel gängigeren E-Mail-Versand der Rechnung dagegen sieht das anders aus. Zusätzlich zur Hauptrechnung muss auch der Anhang (anexo) heruntergeladen werden. Erst darin steht dann, dass es teurer wird.

Die nächste Runde der Tarif­erhöhungen ist eingeläutet, die Telekommunikationsanbieter ­drehen an der Preisschraube. Wieder einmal prescht Marktführer und Ex-Monopolist Telefónica (Movistar) vor, die weiteren Anbieter folgen. Den Anfang machte eine Ankündigung von Movistar mit der November-Rechnung für Handy-Kunden ohne Flatrate (tarifa plana). Der Rufaufbau verteuere sich zum 18. Januar auf 30 Cent (bislang 25), eine SMS auf 25 Cent (bislang 20), der Datentransfer auf 3 Cent/MB (bislang 2). Gleichzeitig steigt der Tarif für Anrufe auf den Festnetz-Anrufbeantworter von 12,1 auf 18,15 Cent.

Weiter geht es zum Stichtag 5. Februar mit den Kombipreisen für Festnetz, Mobil und Internet - „Fusion+" kostet dann 5 Euro mehr pro Monat. Schließlich werde auch das Datenvolumen um 2 GB erhöht, heißt es. Dies geschehe automatisch, man habe als Kunde keine Wahl, erklärt eine Dame bei der Service-Hotline.

„Praktisch jeder Kunde ist von der Erhöhung betroffen", meint Alfonso Rodríguez von der balearischen Verbraucherschutzorganisation Facua - die meisten Kunden hätten inzwischen Kombiangebote. Festnetz, schnelles Internet, zwei Handy-Nummern inklusive Minuten und Datenpaketen - alles drin. Und dieses Komplettpaket hat seinen Preis, es kostet in Kürze im Tarif „Fusión+" mindestens 80 Euro. Mit im Tarif ist auch - ob man will oder nicht - das Basisangebot für Pay-TV. Telefónica forciert seit der Übernahme des Konkurrenten Canal Plus 2015 und im Zuge des Ausbaus des Glasfasernetzes die Vermarktung seines Bezahlfernsehens Movistar Plus.

Warum ist Internet in Spanien so teuer? Eine Telefónica-Sprecherin verweist darauf, dass Vergleiche etwa mit Deutschland problematisch seien, da sich die Produkte deutlich unterschieden: „In Spanien werden praktisch nur noch Pakete vermarktet." Im Übrigen biete man mit Geschwindigkeiten von 300 oder künftig sogar 600 MB/s Leistungen weit über EU-Durchschnitt.

Die weiteren Anbieter ziehen bereits nach. Bei den Kombipreisen von Orange werden ab dem 25. Februar zwischen 2 und 5 Euro mehr fällig, auch hier mit der Erklärung eines höheren Datenvolumens zwischen 1 und 6 GB, je nach Tarif. Eine Erhöhung der Tarife bei Vodafone wird ebenfalls erwartet. Bekannt ist bereits, dass bei der Low-Cost-Marke Lowi der Grundpreis für den Glasfaser-Anschluss zum 15. Januar um zehn Prozent steigt und günstige Tarife (bis 3 GB) für Neukunden wegfallen.

Was also tun? Dass die Verbraucherschützer die Preisschraube stoppen, steht nicht zu erwarten. Man habe wenig Handhabe, meint Rodríguez. Gerichtsanhängig sei derzeit nur eine Klage gegen eine Tariferhöhung 2017, und auch nur für ein Angebot, das einmal unter dem Slogan „Para siempre" (für immer) beworben worden war. Die Verbraucher müssten selbst aktiv werden und sich beschweren oder den Anbieter wechseln, statt sich nur zu beklagen, meint Rodríguez.

Bei der Suche im Tarifdschungel tun sich dann tatsächlich Alternativen auf. So führte beispielsweise Movistar im Sommer vergangenen Jahres abgespeckte Kombipakete ein, die ebenfalls schnelles Internet, zwei Handy-Nummern und TV beinhalten: „Movistar Fusión #0" und „Movistar Fusión Series". Diese Tarife fallen nicht nur deutlich günstiger aus, sie sind auch nicht von der Tariferhöhung im Februar betroffen. Allerdings muss man bei der Hotline explizit nach ihnen fragen und sich auf die Antwort „Ich empfehle Ihnen nicht den Wechsel in diesen Tarif" einstellen.