Von Roland Otto

Die anspruchsvolle Tour beginnt bei der Bar Son Catlar, die etwa einen Kilometer von Mancor de la Vall entfernt an der Straße nach Caimari liegt. Von einem Parkplatz biegt links ein breiter Weg und gleich darauf rechts eine Fahrbahn ab. Nach etwa 100 Metern wird bei einem Eisentor eine Pforte durchschritten. Rechts liegen die Gärten und Häuser des Landguts Cases de Massanella. Nach etwa 30 Minuten wird dann der Bauernhof Cases de Ca´n Bajoca erreicht.

Eine breite Piste verläuft nun in Kehren parallel zum Torrent des Bosc de Massanella steil aufwärts. An den Seiten des Weges (Steinmännchen, vereinzelt rote Punkte) ragen bizarre Felswände fast 100 Meter empor. Links ist eine von ihnen besonders gut zu sehen. Die Steilwand wird Salt de l´Aigua genannt. Einst befand sich hier ein Wasserfall, der ursprünglich Teil der Wasserleitung canaleta war.

Diesen Wasserkanal ließ Jordi Abrí-Descatlar, der damalige Besitzer des Landguts Massanella, in den Jahren 1748 bis 1750 bauen. Mont-serrat Fontanet, damals Schweinehirt auf dem Landsitz, hatte dem senyor einen Vorschlag für den Verlauf einer Wasserrinne unterbreitet, der vor allem auf der Wirkung der Schwerkraft basierte. Der Großgrundbesitzer erkannte sofort die Genialität der Konstruktion, die auf dem Prinzip der kommunizierenden Röhren basierte.

Dutzende Steinmetze mauerten von der Quelle Font des Prat bis zu den Cases de Massanella die acht Kilometer lange canaleta. Dabei musste ein Höhenunterschied von 600 Metern überwunden werden. Seit 1982 fließt das Wasser unterhalb der alten Trassenführung bis in die Gemeinde Mancor.

Weiter geht es auf dem steilen Weg. Bei einer Hausruine wird dann ein offenes Eisentor passiert und 15 Minuten später die Casa des Bosc erreicht. Das Gebäude diente einst Köhlern und Waldarbeitern als Unterkunft. Heute scheint das Waldhaus zu einem Stützpunkt für Ausflügler aller Art umfunktioniert worden zu sein: Eine Terrasse mit Strohdach, Holztische und -bänke, leere Bierkästen und Weinflaschen, Grillplätze und ein großer Backofen deuten darauf hin.

Eine breite Waldpiste verläuft dann rechts von der Hütte (Steinmännchen) in vielen Kehren aufwärts. Das Gebiet wird Bosc Gran de Massanella genannt und zählt zu den größten Steineichenwäldern Mallorcas. Schließlich wird nach einer Stunde (von der Casa des Bosc gerechnet) der Coll de Mancor erreicht. Der Sattel wird auch als Coll de sa Línea bezeichnet.

Dieser Name entstand in Zusammenhang mit dem Plan, Anfang des 20. Jahrhunderts eine Stromleitung vom Torrent Gorg Blau, der sich am Nordufer des gleichnamigen, aber erst 1971 erbauten Stausees befindet, nach Inca zu verlegen. Die Trasse sollte über den Coll des Telègraf über den Coll de sa Línea nach Inca verlaufen. Von der Verlegung der Elektrizitätsleitung wurde dann aber wegen technischer Schwierigkeiten abgesehen.

Am Coll de Mancor stehen zwei große Dreikantsteine. Links beginnt der Aufstieg zum Puig de Massanella. Rechts (fünf Meter) von den Markierungssteinen signalisiert ein Steinmännchen den Einstieg zum Gipfel des Puig de n´Alí. Ein steiler Hirtenpfad schraubt sich dann in engen Kehren nach oben.

Der Steig ist mit Steinmännchen und roten Farbklecksen sehr gut gekennzeichnet. Man sollte jedoch immer wieder kurz stehen bleiben und die nächste Markierung für den richtigen Wegverlauf suchen. Manchmal ergeben sich für den Wanderer auch zwei verschiedene Routen, die aber wenig später wieder auf den Hauptpfad führen.

Nach dem 40-minütigen anstrengenden Aufstieg wird ein Sattel mit einer hohen Steinpyramide erreicht. Dort biegt man links (blaue Punkte) ab und steht dann nach wenigen Metern auf dem Gipfel. Hier oben herrscht Stille pur. Der Panoramablick vom Puig de n´Alí ist spektakulär. Im Süden erkennt man Palma mit seiner Bucht, im Südwesten den Puig de Galatzó. Im Nordwesten und Norden sind die Tausender Puig Roig und Tomir sowie die Buchten von Pollença und Alcúdia zu sehen. Die drei Halbinseln Formentor, Sa Victòria und Ferrutx ragen mit ihren Steilklippen weit ins Meer hinaus. Im Osten breitet sich tief unten der Pla de Mallorca, die Zentralebene der Insel, aus.

War der Aufstieg auch für geübte Wanderer schon ein hartes Stück Arbeit, so ist der Abstieg vor allem bei Nässe ein Unterfangen, das mit Vorsicht angegangen werden muss. Felsen, Steine und der Boden sind glitschig, die Rutschgefahr groß. Die abschüssigen Pfade verleiten zu schnellem Lauf, man kann dann nicht mehr abbremsen und läuft Gefahr, über Steine oder Wurzeln zu straucheln. Deshalb ist es ratsam, immer die mit Steinmännchen und Farbklecksen markierte Route zu nehmen sowie Abzweige und Abkürzungen zu ignorieren.

Information

Anfahrt von Palma:

Auf der Ma-13 nach Inca, dort nach Mancor de la Vall (Beschilderung) und weiter auf der Straße Richtung Caimari bis zum Parkplatz der Bar Son Catlar.

Tourencharakter:

Lange Wanderung auf Waldwegen und Hirtenpfaden, die gute Kondition erfordert.

Rutschgefahr bei Nässe. Rückweg auf der Hinroute.

Ausrüstung: Wanderstiefel, Proviant, ausreichend Wasser.

Einkehr: Lokale in Mancor de la Vall.