Von Roland Otto

Wenige Minuten später folgt ein zweites verschlossenes Tor. Hier kassiert ein Angestellter des benachbarten Landguts Comafreda pro Person vier Euro Weggebühr, die als eine Art ýÖkospende" deklariert wird. Auf mehrsprachigen Blättern wird die Maut erläutert. Demnach ýleiden Natur und Umwelt auf der Finca zunehmend unter der hohen Anzahl von Ausflüglern und Wanderern". Manchmal ist der Kontrollposten aber auch nicht anzutreffen, und man kann das Tor rechts über eine Leiter übersteigen, ohne zu zahlen.

Weiter geht es auf dem breiten Weg geradeaus (rote Punkte). Ein Schriftzug ýPerros no" an einem Stein weist darauf hin, dass bei dieser Wanderung keine Hunde mitgeführt werden dürfen. Schon jetzt bietet sich dem Wanderer ein famoser Ausblick auf Berge mit schroffen Felsen und spitze Zinnen: Links erhebt sich der über 900 Meter hohe Puig Caragoler des Guix mit seiner Doppelzinne Nas del Dimoni. Im Vordergrund ragen die Tausendergipfel Puig de n´Alí und Es Frontó empor. Rechts oben zieht sich die fast 1,5 Kilometer lange Nordwand des Massanella-Massivs beinahe schnurgerade nach oben.

Schließlich nimmt man bei einem Mauerdurchlass der Häuser Cases de Comafreda den linken Abzweig (rote Pfeile, Steinmännchen). Ein Pfad verläuft nun durch einen Steineichen-und Kiefernwald in Kehren aufwärts. Bei einem Köhlerplatz wird rechts abgebogen (Steinpyramide), wenig später bei einer Gabelung links (schwarze Pfeile, Steinmännchen) auf einen Waldweg abgezweigt. Dieser führt nach einer Viertelstunde auf den Coll de sa Línea.

Auf dem Sattel befinden sich zwei Steine, wobei die Schrift ýPuig" die Aufstiegsroute zum Puig de Massanella markiert. Rechts beginnt ein Bergpfad, der einst von nevaters, Schneesammlern, angelegt worden ist. Der teils mauergestützte Steig schraubt sich in engen Kehren steil nach oben. Regelmäßig vorhandene Steinmännchen und rote Kleckse signalisieren dabei die Richtung. Diese Wegweiser werden dem Wanderer bis zum Gipfel den Weg zeigen.

Etwa eine halbe Stunde nach dem Abzweig am Coll de sa Línea wird ein dreikantiger Stein erreicht, dessen Beschriftung auf die beiden Aufstiegsmöglichkeiten zum Gipfel hinweist. Geradeaus geht es über die Quelle Font de s´Avenc zum Puig (Font i Puig). Die im Folgenden beschriebene Route zweigt rechts (Puig i Font) ab.

Nun werden die Serpentinen auf dem Schneesammlerpfad richtig steil. Der Wald lichtet sich, Mastix, Dissgras und Igelpolster säumen den Weg. In einer dieser Kurven bietet sich ein herrlicher Blick auf Palma, das Cap Blanc und auf den Archipel Cabrera. Schließlich gelangt man zu einem Mauerdurchlass, hinter dem die Hochebene Pla de la Neu beginnt.

Das Schneeplateau wird nun links (Steinmännchen) auf einem Pfad unterhalb des Massanella-Massivs der Länge nach gequert. Rechts sind 150 Meter entfernt die 1.190 hoch gelegenen Schneehäuser und Mauern und nicht weit davon entfernt zwei ganz dicht aneinander stehende Eiben zu sehen. Bei einem Sattel beginnt dann auf einem steinigen Pfad und über spitzes Karstgestein der Steilaufstieg zum Gipfel. Auch hier zeigen rote, später auch blaue Kleckse und Steinmännchen die sicherste Route.

Der Wanderer wird auf dem höchsten Punkt des Puig de Massanella (1.367 m) zunächst die Gipfelsäule vergeblich suchen. Sie ist seit geraumer Zeit verschwunden. In einer Plastikdose findet man nun aber ein Gipfelbuch vor, das die Federació Balear de Muntanyisme i Escalada (Balearische Vereinigung für Bergwandern und Klettern) im Jahr 2008 angelegt hat.

Vom Gipfel bietet sich eine Rundsicht auf die Insel mit ihren Tälern, Ebenen, Hügeln, Schluchten und Bergen. Zwischen dem Puig de Galatzó im Südwesten und dem Tomir im Nordwesten sind nahezu alle Tausender der Serra de Tramuntana zu erblicken. Beeindruckend präsentiert sich auch die Marina de Lluc mit dem Meer an der Cala de sa Calobra, den Schluchtwänden des Torrent de Pareis, der Steilklippe Morro de sa Vaca und den Puig Roig. An klaren Tagen ist Mallorca auf seiner gesamten Länge zu überblicken: von der Halbinsel Formentor im Norden bis zum Cap de ses Salines im Süden.

Der Abstieg erfolgt nun über die Quelle Font de s´Avenc. Dazu wird auf dem schon vom Hinweg bekannten, gerölligen Pfad bis zu einem Dreikantstein abgestiegen. Die Schrift ýFont" auf dem Stein und ein Pfeil zeigen die Richtung. Die Route verläuft dann im Zickzack über die stark verkarsteten Süd-ostabhänge des Massanella-Massivs über sehr spitzes Gestein und auch Karrenrinnen in Kehren sehr steil nach unten. Auf diesem schwierigen Abschnitt ist sehr konzentriert abzusteigen. Dabei muss man sich an die mit Steinmännchen und roten Punkten markierte Route halten. Schließlich wird bei einem kleinen Platz die Font de s´Avenc erreicht. Mit einer Taschenlampe kann man die Steinstufen zum Wasserbecken der Quelle absteigen.

Weiter geht es dann (Schrift auf Stein ýLluc o Mancor") geradeaus auf einem steinigen Pfad und über kurze Felspassagen (Steinmännchen, rote Kleckse) bis zu dem Dreikantstein, bei der man bei der Hinroute abgebogen ist. Von hier wandert man nun noch eine Stunde über den Coll de sa Línea und die Cases de Comafreda bis zum Coll de sa Batalla.

Information

Wegstrecke: 12 km (Rundtour)

Nettogehzeit: 4,5 Stunden

Höhenunterschied: 790 Meter

Anfahrt von Palma: Auf der Ma-13 nach Inca und weiter auf der Ma-2130 Richtung Kloster Lluc bis zur Tankstelle (km, 14,8, Parkplätze).

Tourencharakter: Anspruchsvolle Wanderung auf Waldwegen, steinigen Pfaden und über spitzes Karstgestein. Beim Abstieg über die Quelle Font de s´Avenc bei einem Abschnitt mit Karrenrinnen ist sehr gute Trittsicherheit notwendig. Die Tour ist nur bei stabiler Hochdruckwetterlage zu machen.

Ausrüstung: Belastbare Wanderstiefel, Taschenlampe, Kopfbedeckung, Sonnencreme.

Einkehr: Restaurant Coll de sa Bataia, Escorca, Ctra. Inca-Lluc, km 14,8, Öffnungszeiten: 8 bis 20 Uhr,

montags geschlossen.