Start der mittelschweren Wanderung ist der Parkplatz am Stausee Cúber. Hier beginnt hinter einem Tor mit einer Pforte (Schild „Biniaraix, Refugi de Cúber") eine schmale Fahrbahn, auf der nach rund einer Viertelstunde die Staumauer des Reservoirs erreicht ist und die nun längs gequert wird.

Zum Zeitpunkt der hier beschriebenen Wanderung (16. Oktober 2010) ist nach dem langen Sommer der Stausee nur noch zur Hälfte gefüllt. An den Rändern des embassament haben sich bis zu 100 Meter breite Uferstreifen gebildet. Das Wasserreservoir wirkt nun fast wie ein malerisch gelegener Bergsee mit Kieselstränden. Tatsächlich haben es sich einige Ausflügler bequem gemacht und sonnen sich auf Decken in der Herbstsonne. Auch Angler versuchten ihr Fangglück, obwohl mehrere Schilder das Angeln verbieten.

Das Wasserreservoir wurde 1972 eingeweiht und dient seitdem zur Wasserversorgung der Insel. Vor der Flutung des riesigen Wasserbeckens befand sich hier die Possessió Cúber, die von den Mauren während ihrer Herrschaft auf Mallorca gegründet worden ist. In dem Hochtal Pla de Cúber wurden einst Getreidesorten und Hülsenfrüchte angebaut. Ende des 17. Jahrhunderts war das Tal das größte Weizenanbaugebiet Mallorcas. Auf dem Gutshof wurden in dieser Zeit zudem 50 Stiere und Kühe sowie 650 Schafe gehalten.

Weiter geht es hinter der Staumauer geradeaus auf einer breiten Piste durch den Pla de Cúber. Links erheben sich die Tausendergipfel Sa Rateta und Na Franquesa, rechts die fast 1.000 Meter hohe Serra de Cúber. Einige Leitern bei Zäunen sind zu ignorieren, weil diese für Waldarbeiter, die hier ein Wiederaufforstungsprogramm durchführen, aufgestellt worden sind. Rund fünf Minuten später gelangt man zu dem Refugi de Cúber, das am Ende des Stausees liegt. Schaut man von hier zurück nach Nordosten, bietet sich ein herrlicher Blick auf den Puig de sa Font, den Morro d´ Almallutx, die Serra des Teixos und den Puig de Massanella.

Wenig später wird ein geschlossenes Eisentor rechts durch eine Pforte umgangen (Schild „GR 221, Barranc de Biniaraix, Biniaraix"). Kurz darauf stößt der Wanderer auf einen kreisrunden Dreschplatz mit einer Stützmauer – ein Relikt aus der Zeit, in der hier noch Landwirtschaft betrieben worden ist. Auch eine gut erhaltene Steinhütte stammt aus dieser Epoche.

Schließlich werden rund 35 Minuten nach Tourstart die Cases de Binimorat erreicht. Die Häuser wurden 1231 erstmals urkundlich erwähnt und hießen in der maurischen Epoche auf Mallorca Benimortagi. Bei den Cases de Binimorat verweisen nun zwei Schilder („GR 221, Barranc de Biniaraix, Biniaraix" und „Puig de l´Ofre") rechts auf einen breiteren Pfad. Der teils getreppte und gepflasterte Steig führt durch einen Kiefernwald in rund einer Viertelstunde zum Sattel Coll de l´Ofre. Auf diesem Sattel befindet sich ein hoher Steinhaufen mit einem Eisenkreuz. Auch eine kleine Holzkrippe ist hier vorzufinden.

Nun folgt man vom Coll de l´Ofre auf einem breiten Weg geradeaus dem Schild „Barranc de Biniaraix, Biniaraix" und ignoriert 20 Meter weiter rechts einen Holzpfostenpfeil, der die Route zum Barranc markiert. Rund zehn Meter weiter verweist kurz nach einer Begrenzungsmauer links ein Steinmännchen auf eine breite Piste, die in Richtung Puig de l´Ofre führt.

Ein Forstweg verläuft jetzt leicht ansteigend durch einen Kiefern- und Steineichenwald. Hinter einem stillgelegten Steinbruch gelangt man nach einem Mauerdurchlass dann zum Coll d´en Poma. Die Gehzeit vom Abzweig bei dem Steinhaufen mit dem Eisenkreuz bis hierher hat rund eine Viertelstunde betragen.

Nun lohnt sich rechts auf einem Trampelpfad ein kurzer Abstecher zu einem Fernrohr. Das Gerät ist zwar seit Jahren defekt, aber an seinem Standort bietet sich auch dem bloßen Auge eine fantastische Aussicht: Gegenüber ragen die über 800 Meter hohen Tafelberge Puig d´Alcadena und Puig d´Alaró mit seinem Castell empor. Tief unten liegen die sattgrünen Wiesen der Landgüter Solleric und Comasema wie Oasen in der karstigen Landschaft.

Mehrere Steinpyramiden kennzeichnen links vom Coll d´en Poma den Beginn des Aufstiegs zum l´Ofre. Zunächst führt ein Weg rund 150 Meter (Steinmännchen) durch einen Kiefernwald. Bei einer blauen Pfeilmarkierung und einem Steinmännchen beginnt dann auf einer kurzen Felspassage der Anstieg. Der steinige Steig schraubt sich im Zickzackkurs sehr steil nach oben (durchgängig Steinmännchen und blaue Farbkleckse). Die Route ist ausgetreten und sowohl bei Trockenheit als auch bei Nässe sehr rutschig. Wenn an Wochenenden und Feiertagen täglich bis zu 300 Ausflügler auf dem Berg unterwegs sind, wird es zuweilen eng. In diesem Fall ist es gut, sich einen sicheren Standort zu suchen, um andere Wanderer vorbeizulassen.

Schließlich ist ein kleiner Sattel erreicht, auf dem eine hohe Steinpyramide steht. Die letzte Anstrengung folgt links (Steinmännchen) mit der Besteigung des fast ebenmäßigen, felsigen Kegels, der den Gipfel des l´Ofre bildet. Der Aufstieg vom Coll d´en Poma hat 40 Minuten betragen.

Obwohl hier in 1.093 Metern Höhe zuweilen dichtes Gedränge herrscht, ist der Panoramablick spektakulär. Bei guter Sicht ist Mallorca von der Bahia d´Alcúdia bis nach Palma zu überblicken. Tief unten liegen Sóller, nordwestlich die Stauseen Cúber und Gorg Blau. Die Tausendergipfel Puig Major, Penyal Migdia, Puig de ses Vinyes, Puig de Tossals Verds und die Serra de Son Torrella präsentieren sich aus einer einzigartigen Perspektive. Nach Südwesten schweift der Blick über die Serra d´Alfàbia, das Teix-Massiv bis zum Puig de Galatzó und zur Mola de s´Esclop.

Infos:

Nettogehzeit: rund 3,5 Std.

Höhenunterschied: 350 m

Anfahrt von Palma: Auf der Ma-11 nach Sóller, dort auf der Ma-10 Richtung Kloster Lluc bis zum Parkplatz am Stausee (bei km 33,9). Andere Parkmöglichkeiten gibt es 100 Meter weiter bei der Quelle Font des Noguer.

Tourencharakter: Mittelschwere Wanderung auf breiten Pisten und steinigen Trampelpfaden. Beim Aufstieg vom Coll d´en Poma zum Gipfel ist Trittsicherheit gefragt. Manchmal bildet sich beim Auf- und Abstieg eine regelrechte Schlange von Wandergruppen. Dann sollte man auf dem steilen, steinigen Pfad noch umsichtiger und konzentrierter auf- und absteigen. Rückweg auf der Hinroute.

Ausrüstung: Wanderstiefel.

Einkehr: Lokale in Sóller.