Die mittelschwere Wanderung beginnt am Eingangstor der Possessió Son Oliver, das links durch eine Pforte passiert wird. Hier zeigt auch ein Schild „Camí des Freu, Orient", dass der richtige Einstieg gefunden worden ist. Die Chronik der Gemeinde Santa Maria del Camí verzeichnet, dass die Gründung des Landguts auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Auf ihrem Gelände hat sich der Celler del Rei befunden. Dabei handelte es sich um einen Wein- und Vorratskeller des Thronfolgers des Königreichs Mallorca, des späteren Königs Jaume II. In der Folge hat die Possessió den Namen Celleràs getragen, ehe sie dann im 17. Jahrhundert von Bartomeu Oliver erstanden wurde.

Hinter dem Tor geht die Fahrbahn dann gleich in einen Flurweg über, der weiter in das Tal Vall de Coanegra führt. Man durchwandert eine fruchtbare Landschaft mit Feigen- und Johannisbrotbäumen sowie mit Orangen- und Zitronenhainen. Schafe weiden auf den grünen Wiesen. Nicht weit entfernt von hier wurden in den 1950er Jahren in der Höhle Es Bufador Skelettreste des Myotragus balearicus gefunden. Die ausgestorbene Ziegenart war auf der Insel schon vor fast 5.000 Jahren heimisch.

Schließlich wird bei einer asphaltierten Wasserrinne der Torrent de Coanegra, der langsam fließendes, flaches Wasser führt, auf einigen ausgelegten Steinen gequert. Das Bachbett muss man vorsichtig durchlaufen, weil die Trittsteine sehr glitschig sind. Rund 20 Minuten nach Tourstart wird dann das Haus Casa de Son Roig erreicht, bei dem auch die Quelle Font des Coanegra entspringt. Historische Dokumente belegen, dass hier schon im 17. Jahrhundert eine Getreidemühle betrieben worden ist. Auch die síquias, Wasserrinnen, die heute noch zu sehen sind, stammen aus dieser Zeit.

Die Piste verläuft bei Son Roig nun links (Holzpfostenpfeil) weiter. Wenig später wird ein Tor durch eine Pforte passiert. Man gelangt auf der breiten Piste dann zu der Bergfinca Ca´n Morei und von dort zu dem Anwesen Son Pou. Die Gehzeit von dem Casa de Son Roig bis hier hat rund zehn Minuten betragen.

Das Eingangstor des erstmals 1276 urkundlich erwähnten Gutshofs ist verschlossen. Deshalb verläuft rechts (Holzpfostenpfeil) ein kurzer Pfad nach oben, der hinter den Gebäuden wieder auf den Hauptweg trifft. Dieser führt kurz darauf zu einem zu öffnenden Gattertor (bitte wieder schließen!) und dann vorbei an einer imposanten Höhle in fünf Minuten zu einem gut erhaltenen Kalkofen und einem Picknickplatz.

Hier beginnt geradeaus eine sehr steinige und holprige Piste, die sich in einigen Spitzkehren steil nach oben schraubt. Bei einem Schild „Orient" und einem Holzpfostenpfeil bleibt man auf der Hauptpiste. Diese verläuft immer noch steil bis zu einem Sattel, auf dem links (Schild „Orient") abzubiegen ist. Für die Gehzeit vom Anwesen Son Pou bis hier sind rund 25 Minuten zu veranschlagen.

Links, wenige Schritte vom Sattel entfernt, bietet sich von einer Abbruchkante ein beeindruckender Blick in den Torrent de Coanegra, der auf diesem Abschnitt Torrent des Freu genannt wird. Dort, wo die Felswände fast überhängen, zeigen sich eindrucksvolle Erosionserscheinungen in freigelegten Höhlen. Die Grotten tragen den Namen Ses Covasses. Aus der Schlucht sind die lauten Zurufe von Wagemutigen zu hören, die in Neoprenanzügen und Seilen Teile des Torrent durchklettern.

In der Folge führt die Route auf einem Pfad in ständigem Ab und Auf oberhalb der Schluchtwände weiter. Die sehr steinige und unebene Piste verbreitert sich später und windet sich dann teils mauergestützt in einer langen Steigung in einigen Spitzkehren steil aufwärts. Schließlich wird rund 30 Minuten nach dem Sattel mit dem Schild „Orient" ein Kalkofen und ein großer Köhlerplatz mit einer Hüttenruine erreicht. Hier verweisen ein Holzpfostenpfeil und die Schrift „Els Freu" auf einem Stein nach links.

Ein breiter Wirtschaftsweg führt dann wenig später zu einem Mauerdurchlass, hinter dem die Piste in steilen Kurven abwärts in fünf Minuten zu einer großen Lichtung mit riesigen Felsbrocken und Picknickstellen führt. Hier biegt links (geradeaus geht es weiter nach Orient) eine Piste ab, die nach 100 Metern rechts wieder verlassen wird. Auf mehreren Pfaden und über bemooste Steine gelangt man kurz darauf zu den Wasserfällen. Der Salt des Freu besteht aus zwei jeweils rund zehn Meter hohen Wasserstürzen und anderen Katarakten, die nur zwei bis drei Meter tief fallen. Zwischen den Wasserfällen fließt das Wasser auf schrägen Abschnitten abwärts. Der erste hohe Wasserfall stürzt in ein Sammelbecken und von dort durch ein gemauertes Loch weiter in die Tiefe zu dem zweiten Katarakt. Zu diesem führt bei der Ruine einer Wassermühle ein Pfad. Die umliegenden, steil aufragenden Schluchtwände lassen nur eine geringe Sonneneinstrahlung zu. So schafft ein diffuses Licht eine märchenhafte Atmosphäre, die durch Höhlen, wuchernde Kletterpflanzen und aus Felsspalten gewachsenen Kiefern und Steineichen noch verstärkt wird.

Im Frühjahr nach den Regenfällen herrscht hier an Wochenenden Volksfeststimmung. Jugendliche zelten schon im März. Auch Familien bestaunen das spektakuläre Naturschauspiel und packen dann ihre Picknickkörbe aus. Kinder toben durch den Wald und über die bemoosten Steine. Alles in allem ein magischer Ort, um eine Pause einzulegen, und sich danach auf den Rückweg zur Possessió Son Oliver zu machen.

Wegstrecke

12 km (hin und zurück)

Nettogehzeit

rund 3 Std. 15 Min.

Höhenunterschied

290 m

Schwierigkeitsgrad

***

Anfahrt von Palma: Auf der Ma-13 und Ma-13 nach Santa Maria del Camí. Dort am Ortsausgang links abbiegen (Schild „Camí de Coanegra"). Man folgt dann einem weiteren Schild „Camí de Coanegra" sowie den Schildern „Quarter V". Bei dem Schild „Camí d´ Alaró", das nach rechts verweist, fährt man geradeaus (Schild „Quarter V"). Eine schmale Fahrbahn führt dann zum Eingangstor des Landguts Son Oliver. Parkplätze am Straßenrand vorhanden.

Tourencharakter: Die Wanderung wird wegen der Länge als mittelschwer eingestuft. Auf dem langen, sehr unebenen und steinigen Abschnitt von dem Anwesen Son Pou bis zum Salt des Freu muss man trittsicher sein. Rückweg auf der Hinroute.

Ausrüstung: Wanderstiefel.

Einkehr: Lokale in Santa Maria del Camí.