17 Bodegas auf den Balearen hören auf seinen Rat: Joan Mora, Önologe und studierter Chemiker, ist ein ausgewiesener Kenner der hiesigen Weinszene.

Im Jahr 2007 wurden 20 Prozent weniger Trauben geerntet als 2006. Wie sah es in diesem Jahr aus?

Wir hatten durch die starken Niederschläge im Frühjahr massive Probleme mit Mehltau. Er trat dieses Mal in ausgesprochen aggressiven Varianten auf. Das hat je nach Region, Rebsorte und Weingut zu Ernteverlusten von bis zu 70 Prozent geführt. Erst viel Regen, dann wurde es sehr schnell warm: Das waren geradezu ideale Bedingungen für das Pilzwachstum.

Waren Rot- und Weißweinsorten gleichermaßen befallen?

Ja, gleichermaßen.

Normalerweise gelten traditionelle Mallorca-Rebsorten wie Mantonegro, Callet und Prensal Blanc als besonders widerstandfähig, weil sie optimal an das hiesige Klima angepasst sind. Waren diese ebenfalls stark betroffen?

Sie besonders. Beim Mantonegro gab es zum Teil Totalverluste. Insel-Rebsorten sind geeignet für das mallorquinische Klima - wenn hier mallorquinisches Klima herrscht. Das war aber dieses Jahr mit den wochenlangen Regenfällen nicht der Fall.

Immerhin: Ab Ende Juni herrschte bestes Wetter mit viel Sonnenschein.

In der Tat: Dann war der Sommer perfekt. Die wenigen Trauben, die wir hatten, reiften optimal und haben eine herausragende Qualität.

Das heißt: Der Jahrgang 2008 kommt zwar in geringen Mengen auf den Markt, wird aber exzellent?

Es ist etwas früh, das jetzt zu beurteilen. Aber, ja, mit aller Vorsicht: Alle Faktoren deuten auf einen ausgezeichneten Jahrgang hin. Es werden Rotweine entstehen mit hoher Konzentration an Aromen, mit viel Körper, viel Struktur und intensiver Farbe. Kurzum Weine, die man sehr gut wird lagern können. Besonders Merlot- und Syrah-Weine werden eine Riesenqualität haben.

Wie steht es um die Alkoholgrade in diesem Jahr?

Hohe Alkoholgrade zwischen 13 und sogar 15 Prozent sind auf Mallorca nicht zuletzt infolge der Sonneneinstrahlung normal. In diesem Jahr ist der Alkoholgehalt etwas niedriger als im Vorjahr, er liegt je nach Rebsorten zwischen 12,5 und 14 Prozent.

Weniger Ertrag, geringeres Angebot: Bedeutet das, dass die Preise für mallorquinische Weine steigen werden?

Ich glaube nicht, dass die Preise steigen werden. Das wäre in der jetzigen Situation, in der die Menschen anfangen zu sparen, sicher nicht das richtige Signal. Außerdem liegt ja noch einiges, besonders an Rotweinen, in den Bodegas, die Crianzas 2004 und 2005 etwa, die nach und nach auf den Markt kommen. Sie haben mit den diesjährigen Ernteverlusten nichts zu tun.

Bescheidene Ernte, hohe Kosten für den massiven Einsatz von Spritzmitteln: Die hiesigen Winzer werden in diesem Jahr nicht viel an ihren Weinen verdienen …

In der Tat wird der Profit in diesem Jahr wohl meist nicht sehr hoch ausfallen. Aber es kommen auch wieder bessere Jahre. Schwankungen sind im Weinbau normal.

Was kann man aus solchen mageren Jahren lernen?

Vielleicht müssen wir unsere Weinfelder auf Mallorca noch sorgsamer pflegen, um einen solchen massiven Pilzbefall in Zukunft besser in den Griff zu bekommen.

Das bedeutet mehr spritzen?

Darauf liefe es hinaus.