Weine aus dem Supermarkt unter zehn Euro: In regelmäßigen Abständen werden sie im großen MZ-Weintest verkostet, um unseren Lesern Empfehlungen für Konsumweine zu geben. In dieser Ausgabe nun wurden fünf Rotweine aus Mallorca unter die Lupe genommen. Obwohl Inselweine vergleichsweise teuer sind, wurden wir dennoch fündig - und kauften bei Carrefour fünf tintos zwischen 5,95 und 9,35 Euro. Verkostet wurden sie von Patrick Paulen, Präsident der balearischen Sommeliersvereinigung und Chef des Gourmet-Restaurants Malvasía in Palma, sowie Manuel Vogel, der ebenfalls im Malvasía tätig ist. Die cata fand - wie es sich gehört - am Morgen statt, wenn der Gaumen frisch, das Gehirn ausgeruht ist. Einen Tag zuvor wurden die Weine auf die korrekte Trinktemperatur gebracht. Beurteilt wird das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Crianza 2005, José L. Ferrer

Den Auftakt macht ein Wein von José Luis Ferrer in Binissalem, eines der größten Weingüter Mallorcas. Verkostet wurde der Crianza 2005, der die Herkunftsbezeichnung Denominación de Origen Binissalem trägt. Daher enthält dieser Wein mindestens 50 Prozent der traditionellen Mallorca-Rebsorte Mantonegro, so sehen es die Vorschriften der D.O. vor. Die genaue Angabe der Rebsorten auf dem Etikett fehlt. Dort heißt es nur, dass der Tropfen „hauptsächlich aus Mantonegro-Trauben“ gekeltert wurde. Welche anderen Sorten dabei sind, erfährt man nicht. Der Wein enthält 13,5 Prozent Alkohol. Seine Farbe: ein schönes Granatrot, klar, intensiv, sauber. In der Nase ist er „beim ersten Eindruck etwas arm“, das heißt, es sind nur sehr leichte Fruchtaromen auszumachen, die von Holztönen bedeckt werden. Nach und nach treten laktische Töne hervor. Dennoch fehlt es an Intensität und Komplexität. Auch im Gaumen ist mehr Fass als Frucht spürbar, im hinteren Gaumen ist er sogar leicht „grün“, die Säure ist nicht gut integriert. Auch im Abgang ist er „grün“, nicht reif, nicht rund. „Das macht den Wein hart“, sagt Manuel Vogel. Fazit: Der Wein hat keine Persönlichkeit. Allerdings würde er zu einem fetthaltigen Essen passen. Dann nämlich erfrischt die starke Säure den Gaumen.

Crianza 2005 Macià Batle

Dieser Rotwein aus der Bodega Macià Batle in Santa Maria wurde aus den Rebsorten Mantonegro, Callet und Cabernet Sauvignon hergestellt. Er trägt die Herkunftsbezeichnung D.O. Binissalem, besteht also mindestens zur Hälfte aus Mantonegro. Der Wein wurde in amerikanischen und französischen Eichenfässern ausgebaut. Sein Alkoholgehalt beträgt 14,5 Prozent. Seine Farbe: Granatrot. In der Nase ist er intensiv, mit Aromen von roten Früchten sowie laktischen, im weitesten Sinne also milchigen Noten. Im Gaumen zeigt er eine stabile Säure, die gut integriert ist. Die Holztöne sind nicht dominant, was beide Sommeliers als „sehr angenehm“ bewerten. Allerdings ist auch das eine Geschmacksfrage. Denn es gibt Weintrinker, die gerade kräftige Holzaromen lieben. „Derart hergestellte Weine sind im Moment geradezu in Mode, die Nachfrage ist vorhanden“, so Paulen. Im Abgang ist der Crianza 2005 angenehm, stabil, mit Frucht und Struktur. Dieser Wein wurde beim diesjährigen Weinsalon in Brüssel mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Albaflor Crianza

Der Albaflor Crianza 2005 ist ein Wein der Kellerei Vins Nadal in Binissalem, an deren Spitze eine Frau steht: Esperanza Nadal. Er besteht aus Cabernet Sauvignon, Merlot - und mindestens 50 Prozent Mantonegro, da auch hier das Label der D.O. Binissalem zu finden ist. Alkoholgehalt: 13 Prozent. Farbe: Granatrot, auch wenn sie weniger klar ist als bei den Vorgängern. „Das ist nichts Negatives“, erklärt Vogel. Es ist lediglich ein Hinweis darauf, dass der Wein weniger filtriert, also von Schwebstoffen befreit wurde. In der Nase zeigt sich der Tropfen im ersten Moment sehr laktisch, dann erscheinen rote Früchte und leichte Karamelltöne. Im Gaumen ist die Säure deutlich weniger aggressiv als bei den beiden anderen Weinen. „Typisch Esperanza Nadal“, sagt Paulen, was so viel heißt wie „typisch Frau“ und durchaus positiv gemeint ist. Denn: Die Säure ist gut integriert, Frucht und Tannine sind gut ausbalanciert. Im Abgang ist er weich. Dazu würde Kaninchen und Geflügel passen. Fazit: Der Albaflor tinto ist kein intensiver „Hoppla-hier-komm-ich-Tropfen“, sondern ein dezenter, „feinnerviger“ Wein.

L‘Arxiduc Negre 2006

Der „Erzherzog“ stammt von Pere Seda in Manacor. Er trägt das Logo der Denominación de Origen Pla i Llevant, eine Vereinigung, die weniger strikte Vorschriften hat als die D.O. Binissalem. Der „Erzherzog“ wurde hauptsächlich aus Callet, Merlot, Tempranillo und Mantonegro hergestellt und in Fässern aus amerikanischer Eiche ausgebaut. Anders als seine drei getesteten Vorgänger handelt es sich hier allerdings nicht um einen Crianza. Alkoholgehalt: 13,5 Prozent. Farbe: Rubinrot. Der Wein riecht zunächst nach säurehaltigen roten Früchten - Aromen, die sich nach wenigen Minuten verlieren. Im Hintergrund sind süßliche Bonbontöne auszumachen. Im Gaumen ist die Säure sehr präsent, der Wein ist „grün“, fast ohne Aromen, die Tannine stark. Er schmeckt sogar leicht wässrig, ist unangenehm im Mund wie im - kurzen -Abgang. „Die starke Säure begleitet dich bis zum Ende“, so Vogel.

Ses Nines 2007

Ses Nines, die Kinder, aus der Bodega Tianna Negre in Marratxí, die zur Firma Túnel gehört, ist der teuerste Wein in der Runde. Hergestellt aus Mantonegro, Syrah und Callet hat er einen Alkoholgehalt von 13,5 Prozent. Auch er trägt das Label der D.O. Binissalem. Seine Farbe ist ein sattes, sauberes Kirschrot. Er riecht angenehm nach getoastetem Holz, auch wenn die Barrique-Töne die Frucht dezent überlagern. Im Gaumen zeigen sich die Tannine von neuem Holz ebenfalls sehr deutlich, die Frucht ist nicht sehr präsent. Dennoch: Tannine, Säure und Alkohol halten sich gut die Balance. Im Abgang ist er allerdings leicht bitter und holzüberladen. Trotzdem ein korrekt gemachter Wein.

Crianza 2005 Macià Batle - 8,35 Euro: 13 Punkte

Sieger! Zwar wurde dieser Crian­za aus dem Hause Macià Batle beim diesjährigen Brüsseler Weinsalon mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Doch davon ließen sich unsere Tester vorab nicht beeindrucken. Denn schließlich weiß man nie, wie viele und welche Weine bei den Wettbewerben vorgestellt werden. Doch zum Schluss lautete auch ihr Fazit über diesen Tropfen aus Mantonegro, Callet und der Edeltraube Cabernet Sauvignon: empfehlenswert.

Albaflor Crianza 2005 - 9 Euro: 11 Punkte

Den Albaflor von Jungwinzerin Esperanza Nadal aus Binissalem haben die beiden Fachleute sofort als „Frauenwein“ identifiziert. Denn es ist ein feinnerviger Tropfen mit gut integrierter Säure und einem schönen weichen Abgang. Hinter diesem Wein steckt eine Philosophie: Hier tritt kein aggressiver Platzhirsch, sondern ein dezenter, ausgewogener Zeitgenosse auf den Plan. Schade, dass er etwas arm an Aromen ist. Dennoch oder vielleicht deswegen: Er ist ein guter Begleiter zu hellem Fleisch wie Kaninchen oder Geflügel.

Ses Nines 2007 - 9,35 Euro: 11 Punkte

Der Ses Nines ist der teuerste Tropfen unter den fünfen. Da er Jahrgang 2007 ist, handelt es sich nicht um einen Crianza, der lange im Fass gelagert wurde. Dennoch sind die Tannine in Nase und Gaumen sehr präsent. Es ist ein Mallorca-untypischer Wein, der eher im Stil eines Ribera del Duero gekeltert wurde. Bei diesen Weinen betont man die Holzaromen, schließlich gibt es durchaus ein Publikum, das diese Art Rebsäfte mag. Dieser Wein gehört zu den Tropfen, die gut noch ein bis zwei Jahre gelagert werden können. Das Gerüst und die Struktur hat er dazu.

Crianza 2005 José L. Ferrer - 5,95 Euro: 10 Punkte

Der Crianza 2005 von José J. Ferrer ist ein korrekt gemachter Wein mit einer intensiven Farbe. Allerdings ist die Säure nicht gut integriert, so dass dieser Wein nicht wirklich rund und ausgewogen ist. Man sollte ihn deshalb am besten zum Essen servieren. Gerade zu fetthaltigen Speisen bildet die starke Säure eine guten, weil den Gaumen erfrischenden Kontrast. Zu einem deftigen Schweinebraten etwa wäre er ein geeigneter Begleiter.

L‘Arxiduc Negre 2006 - 7 Euro: 8 Punkte

Der „Erzherzog“ aus der Bodega Pere Seda in Manacor ist der einzige Wein dieser Verkostung mit der Herkunftsbezeichnung Pla i Llevant. Er wurde mindestens sechs Monate in Fässern aus amerikanischer Eiche ausgebaut. Allerdings ist er für das, was er bietet, zu teuer. Deshalb landet er in dieser Konkurrenz auf dem fünften Platz. Neben nur sehr schwach ausgeprägten Fruchtaromen, sind nicht sehr angenehme süßliche Bonbon-Töne auszumachen. Auch ist die Säure nicht in den Wein integriert und begleitet den Weintrinker vom ersten Schnuppern bis hin zum Abgang.