Der Aufstieg von Vicenç Grande und der Zusammenbruch seines als Drac-Gruppe firmierenden Imperiums ist ein Fall für das volkswirtschaftliche Lehrbuch: So kommt ein Bauboom in Fahrt, so hält er sich - und so kann er enden. Grande hat sich von ganz klein hochgearbeitet. Am Anfang seiner Karriere stand ein geglückter Finca-Verkauf. Das war Anfang der 90er Jahre, als die Immobilienwirtschaft auf Mallorca und in Spanien gerade warmzulaufen begann. Grande reinvestierte das Geld in weitere Geschäfte, eines ergab das andere, Jahr für Jahr stiegen die Grundstücks-, Wohnungs- und Fincapreise, und siehe da, binnen gerade mal eines Jahrzehnts war aus dem ehemaligen Bankangestellten ein Baulöwe geworden, der sich 2005 mal so eben 93 Prozent Aktienkapital seines liebsten Fußballvereins, des Erstligisten Real Mallorca, zulegen konnte. Möglich war das alles nur, weil nicht nur sein Vermögen wuchs und wuchs, sondern auch das der Gesellschaft um ihn herum.

Goldgräberstimmung hatte sich breitgemacht, die Spekulationsblase wuchs und wuchs. Und so kam es, dass keiner mehr so genau hinsah, ja hinsehen wollte. Wie sich jetzt herausstellt, hat Vicenç Grande so ziemlich alles, was er so besitzt und nun verlieren wird - vom Bauland, über den Stadtpalast bis hin zum Landhotel - auf Pump gekauft, und das mit schon fast sträflicher Rückendeckung der ihn finanzierenden Banken und Sparkassen. Der Franziskaner-Orden etwa ließ sich tatsächlich darauf ein, ihm für knapp sechs Millionen Euro ein Grundstück an der Playa de Palma zu verkaufen - das Geld sollte in 42 Raten überwiesen werden. Die Zahlungen erfolgten über Schuldscheine, die immer Mitte des Monats eingelöst wurden. Als die Spekulationsblase dann platzte - fast jede Blase platzt irgendwann - musste Grande Insolvenz anmelden. Das ist jetzt schlagartig nicht mehr nur ein Problem von ihm, sondern auch von hunderten, wenn nicht tausenden Mallorquinern, die mit seinen Schuldscheinen rechneten, - und der gesamten Insel.