Wer die Ohren spitzt, hört dieser Tage in Llucmajor so manchen Korken knallen. Dass Bürgermeister Lluc Tomàs (PP) zu drei Jahren Haft verurteilt wurde und von seinem Amt zurückgetreten ist, freut insbesondere diejenigen, die dem 60-jährigen konservativen Politiker seit Jahren vorwerfen, die flächenmäßig größte Kommune der Insel in die Misere gewirtschaftet zu haben.

In kaum einer anderen Gemeinde Mallorcas fehlt es so sehr an Schulplätzen, mangelt es so stark an einer Modernisierung von Kanalisation und Bürgersteigen, ist das Ortszentrum so unattraktiv und das Nachtleben so tot wie in Llucmajor. Das Entwicklungs­defizit ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die Gemeinde schon lange am finanziellen Abgrund bewegt.

Doch Lluc Tomàs muss nicht deswegen das Zepter abgeben, weil er unfähig war, seine Gemeinde auf Vordermann zu bringen. Er ist das Opfer seiner eigenen Besessenheit geworden, die ihn dazu verführte, die Macht im Dorf um jeden Preis halten zu wollen. Sein politischer Tod war bereits zu dem Zeitpunkt besiegelt, als er sich 1999 nach seiner Wahl zum alcalde mit dem umstrittenen Chef der rechtsliberalen Mini-Partei ASI, Joaquín Rabasco, verbündete, um die knappe Mehrheit im Rathaus zu verteidigen. Rabasco machte mit rechtspopulistischen Parolen gegen Immigranten, Prostituierte und Verbrecher, die er der Einfachheit meist alle unter einen Hut steckte, von sich reden. In dem eher biederen, hemdsärmeligen Lluc Tomàs fand er ein einfaches Opfer. Seine Stimme im Gemeinderat ließ sich Rabasco mit dem Auftrag zur Ausrichtung von Pseudo-Fiestas, deren Kosten er selbst festlegte, teuer bezahlen.

Am Ende bekam Bürgermeister Lluc Tomàs die Rechnung dafür serviert, dass er ein altes spanisches Sprichwort nicht befolgte: ?Más vale sólo que mal acompañado", was soviel heißt wie: Lieber allein sein als in schlechter Gesellschaft.