Fast sechs Jahre nach dem Tod von 62 spanischen Soldaten bei einem Flugzeugabsturz in der Türkei müssen sich drei Offiziere vor Gericht verantworten. Die spanischen Militärs, darunter ein General, sind bei dem am Dienstag in Madrid eröffneten Prozess wegen der Verwechselung der Leichen von Opfern angeklagt. Ihnen wird zur Last gelegt, aus Nachlässigkeit 30 der Opfer falsch identifiziert und den Hinterbliebenen falsche Leichname übergeben zu haben.

Bei dem Absturz einer in der Ukraine gecharterten Maschine vom Typ Yak-42 im Mai 2003 an der türkischen Schwarzmeerküste waren 62 spanische Soldaten auf dem Heimflug aus Afghanistan ums Leben gekommen. Bei dem Unglück starben auch 13 Besatzungsmitglieder aus der Ukraine und Weißrussland. Spätere DNA-Analysen ergaben, dass fast die Hälfte der spanischen Opfer falsch identifiziert wurde. Die Staatsanwaltschaft forderte bis zu fünf Jahre Haft für die Angeklagten.

Die Hinterbliebenen protestierten dagegen, dass keine Anklage gegen den damaligen Verteidigungsminister Federico Trillo erhoben wurde. Nach ihren Angaben soll der konservative Politiker den Militärs befohlen haben, die Identifizierungen im Schnellverfahren zu absolvieren. Trillo sollte in dem Prozess nicht als Zeuge aussagen.

Prozessbeobachter erwarteten, dass die Verteidigung der angeklagten Offiziere den türkischen Behörden die Schuld für die Verwechselungen geben würde. Der Absturz war das schlimmste Unglück in der jüngeren Geschichte der spanischen Streitkräfte. Nach einem Untersuchungsbericht war Übermüdung der Piloten die wichtigste Unglücksursache.