Bei einem Attentat der Terrororganisation ETA auf eine Kaserne der Guardia Civil in Palmanova sind am Donnerstagmittag (30.8.) zwei Polizisten getötet worden. Bei dem Sprengsatz handelte es sich um eine Autobombe, die am Dienstfahrzeug der Polizisten angebracht und offenbar mit einer Fernbedienung gezündet wurde. Ein Polizist starb auf der Stelle, der andere kurze Zeit später. In der Nähe des Tatorts wurde ein zweiter Sprengsatz gefunden. Die Kaserne wurde weiträumig abgesperrt.

Um 15.30 Uhr löste das spanische Innenministerium die "Operation Käfig" aus. Der Flughafen Son Sant Joan von Palma sowie der Seehafen wurden geschlossen. Zumindest der Flugverkehr wurde um 18 Uhr wieder freigegeben. Von der Schließung des Airports waren Tausende Touristen betroffen. Insgesamt waren für den Tag 660 Starts und Landungen vorgesehen. Auf den Zufahrtsstraßen zum Flugzeug bildeten sich lange Staus. Wie Reiseveranstalter gegenüber der Mallorca Zeitung bestätigten, konnten jedoch alle Touristen, deren Rückflug an diesem Tag vorgesehen war, die Insel verlassen.

Augenzeugen berichten von einer gewaltigen Explosion, die den Touristenort Palmanova am Mittag aufschreckte. Der Ort der Explosion befindet sich etwa 600 Meter vom Strand entfernt. In Palmanova verbringen hauptsächlich britische Touristen ihren Urlaub, aber auch einige Deutsche. "Die Wucht der Detonation ließ die Wände erzittern und eine Wanduhr zu Boden stürzen", berichtete ein Büroangestellter, der in der Nähe des Tatorts Dienst getan hatte. "Als wir ins Freie liefen, sahen wir ein Auto in Flammen stehen."

Mallorca war auch in der Vergangenheit schon Schauplatz von ETA-Anschlägen gewesen. Allerdings war dabei bis zum Attentat auf die Polizisten nie ein Mensch ums Leben gekommen. Mallorca galt als relativ sicher, weil die Insel allein aufgrund ihrer Lage den Terroristen nur wenig Fluchtwege bietet. Im Jahr 1995 verfolgte die ETA den Plan, den spanischen König Juan Carlos mit einem Präzisionsgewehr zu erschießen, gab das Vorhaben aber auf.

Das Attentat auf die Polizisten ereignete sich nur acht Kilometer vom Marivent-Palast entfernt, in dem die spanische Königsfamilie traditionell ihre Sommerferien verbringt. Die Sicherheitsvorkehrungen in dieser Gegend waren in den vergangenen Tagen verschärft worden, denn König Juan Carlos und Königin Sofía wollen an diesem Samstag dort ihren Mallorca-Urlaub beginnen.

Das Mordattentat auf die Beamten der Guardia Civil war der zweite Bombenanschlag der ETA innerhalb von zwei Tagen. Am Vortag hatten mutmaßliche ETA-Terroristen eine 200-Kilo-Bombe vor einer Polizeikaserne in Burgos gezündet. 65 Menschen wurden verletzt, das Kasernengebäude in eine Ruine verwandelt. Die Separatisten wollen offensichtlich zum 50. Jahrestag ihrer Gründung mit einer Terrorwelle beweisen, dass sie noch nicht geschlagen sind.

Die Organisation hatte in den vergangenen Monaten schwere Rückschläge hinnehmen müssen. Ihre Anführer wurden festgenommen, der politische Arm Batasuna (Einheit) und die Nachfolgeparteien für illegal erklärt. Ehemalige ETA-Chefs riefen aus der Haft dazu auf, die Organisation aufzulösen. Die ETA-Führung leitete einen "Prozess des Nachdenkens" über die künftige Strategie ein, kam dann aber zu dem Beschluss, am Terror festzuhalten. Die ETA genießt auch heute noch in Teilen der Bevölkerung des Baskenlands einen gewissen Rückhalt. Etwa 15 Prozent der baskischen Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren hält den Terror für gerechtfertigt.

Lesen Sie hier weiter.