Eine der schillerndsten Figuren der Balearen-Politik, Maria Antònia Munar, ist nun ebenfalls ins Visier der Justiz geraten. Wie am Mittwoch (21.10.) bekannt wurde, ist die Präsidentin des balearischen Landesparlaments und Ehrenvorsitzende der Regionalpartei Unió Mallorquina (UM) für den 16. November als Beschuldigte im Fall Can Domenge vorgeladen worden.

Munar hatte als Vorsitzende der UM und Präsidentin des Inselrats viele Jahre die Inselpolitik bestimmt und gilt noch immer als einflussreiche Politikerin, die auch im derzeit regierenden Mitte-Links-Bündnis im Hintergrund die Fäden zieht. Über die Pläne zum Bau der Luxussiedlung Can Domenge in Palma wurde im Dezember 2005 entschieden. Damals war sie Inselratspräsidentin. Das 52.000 Quadratmeter große Gelände wurde für 30 Millionen Euro abgegeben, obwohl der Marktwert mit knapp 58 Millionen Euro berechnet worden war.

Die Staatsanwaltschaft hatte im Jahr 2007 nach der Anzeige eines Mitbewerbers, der trotz eines Gebots von 60 Millionen Euro leer ausgegangen war, eine Untersuchung eingeleitet. Ermittelt wird wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch und Veruntreuung öffentlicher Gelder. Da die Hauptbeschuldigten, darunter der jetzige Tourismusminister Miquel Nadal (UM) und der stellvertretende Sprecher der konservativen Volkspartei (PP) im Inselrat, Fernando Rubio, Immunität genießen, hat sich inzwischen das balearische Oberlandesgericht des Falls angenommen. Wie die Untersuchungsrichterin argumentiert, hätten die Beschuldigten private Interessen vor das Allgemeinwohl gestellt und ohne nachvollziehbare Gründe auf Einnahmen in Millionenhöhe verzichtet.

Die Vorladung ist eine weitere schwere Belastungsprobe für das regierende Mitte-Links-Bündnis auf den Balearen, bestehend aus Sozialisten (PSOE), UM und dem Linksbündnis Bloc. Die Regionalpartei hatte im Frühjahr 2007 den Regierungswechsel ermöglicht und ihren früheren Koalitionspartner, die PP, in die Opposition verbannt. Inzwischen ist jedoch eine Reihe führender UM-Politiker in juristische Probleme verstrickt, was bei Sozialisten und Bloc für Unmut sorgt.

Bei der Unió Mallorquina wiederum fühlt man sich vorgeführt. Die Zeitung „El Mundo", die seit Jahren ausführlich über das Geschäftsgebahren und Privatvermögen der Politikerin berichtet, zitiert Munar mit den Worten: „Ich habe genug davon, dass Fiskus und Staatsanwalt in meinen Angelegenheiten wühlen." Ein Bericht des Inselrats an die Staatsanwaltschaft hatte vor kurzem eine Regierungskrise mit ausgelöst.

Die Staatsanwaltschaft untersucht derzeit weitere Fälle möglicher Korruption, die der Amtszeit von Munar als Inselratspräsidentin zuzuordnen sind. Im Fall Son Oms geht es um verdächtige Deals bei der Umwidmung von Grundstücken im gleichnamigen Gewerbegebiet in Palma. Ermittelt wird zudem wegen Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Subventionen durch den Inselrat sowie auch beim Bau der Schnellstraße von Palma nach Manacor.