„Da schau, wir stehen schon wieder in der Zeitung", sagt der Mann an der Bar zum Kellner. Vom Sandschwund am neuen Strand und der Verfärbung des Meeres durch den Wellengang ist die Rede (MZ berichtete) – Stichwörter für die allmorgendliche Debatte in den Bars, wie gelungen die Verschönerung der Promenade ist. Was sie noch nicht in der Zeitung gelesen haben, aber dennoch die Gemüter erregt, ist Quellwasser, das sich seinen Weg durch den neuen Sand frisst. Wer hier Skepsis am Fortbestand des frisch aufgeschütteten Strandes hegt, ist in bester Gesellschaft.

Dabei könnte man auch so viel von den schönen Dingen erzählen. Der Boulevard ist praktisch fertig: Die Gleise der historischen Straßenbahn sind in die Mitte der Promenade verlegt, die Wege gepflastert, frisch gepflanzte Palmen wechseln sich mit neuen

Straßenlaternen ab, sogar Mülltüten stecken schon in den Papierkörben. Gewerkelt wird vor allem noch an der Begrenzungsmauer zum Strand, Arbeiter verkleiden die Betonstruktur mit Steinplatten, pflastern eine Rampe und schütten Erde auf. Zwei Arbeiter horchen mit einer Sonde den Boden nach möglichen Wasserlecks ab. „Bis Monatsende werden wir fertig sein", verspricht Celestí Alomar, Leiter der balearischen Küstenbehörde, gegenüber der Mallorca Zeitung.

Es ist die Schlussphase eines Projektes, das mit der Fertigstellung des Sa-Mola-Tunnels im Frühjahr 2007 begonnen hatte – und schon viel länger geplant wurde. „Darüber haben wir schon vor 20 Jahren gesprochen", sagt Lluís Rullán, Vorsitzender der Hoteliersvereinigung von Sóller. Erst der Tunnelbau entlastete die Promenade vom Autoverkehr und ermöglichte die Umwandlung in eine Fußgängerzone. Die folgende, mehr als 2 Millionen Euro teure Umgestaltung, für die die Küstenbehörde verantwortlich zeichnet, verzögerte sich dann immer wieder – vor allem, weil die Arbeiten stets zur Sommersaison unterbrochen werden mussten.

Zwar sind auch an diesem Freitagmorgen (20.4.) schon jede Menge Urlauber zwischen den noch verbliebenen Bauarbeitern unterwegs. Doch hier wird noch nicht in Stöckelschuhen flaniert, vielmehr stapfen die meisten der derzeitigen Urlauber mit Wanderstiefeln über den neuen Belag. Dass sich die Promenade sehen lassen kann, darin sind sich die meisten Urlauber einig. „Das ist schon was Besonderes", sagen Ina und Georg Jansky aus Hamburg, „schön, dass überhaupt etwas gemacht wird." Der neue Boulevard füge sich zudem gut in das ursprüngliche Ambiente von Port de Sóller ein. Der Blick der Deutschen stört sich allerdings noch an Schönheitsflecken: Mit der Modernisierung des Boulevards sei es nicht getan, man sollte auch den herumliegenden Unrat oder die kaputten Boote in der Umgebung entsorgen. Nebeneffekt der Modernisierung: Der Kontrast zu Gebäuden, die ohnehin einen neuen Anstrich brauchten, wird nun augenfällig.

Der Blick der Einheimischen richtet sich eher auf den neuen Strand und die dort sprudelnde Quelle. Das hätten die Experten der Küstenbehörde nicht bedacht, kritisiert Andy Mitter vom Laden „Tramuntana Tours" gegenüber. Als das Wasser zu sprudeln begann, habe man einfach weiter Sand aufgeschüttet. Aber es habe sich trotzdem seinen Weg gesucht. Die Winterstürme täten ihr Übriges. „In einem Jahr wird von dem Strand nichts mehr zu sehen sein."

Man habe in der Tat nichts von der Quelle gewusst, räumt Alomar ein. Von dem unterirdischen Verlauf sei nichts bekannt gewesen, und auch während der öffentlichen Ausschreibung seien keine Hinweise eingegangen. Allerdings hätten seine Mitarbeiter die Steinschüttung des Strandes so modifiziert, dass voraussichtlich keine Probleme auftreten dürften. Wenn doch, werde man nachbessern.

Die Befürchtung, dass der Wellengang den vom spanischen Festland herbeigeschafften Sand wieder abtrage, sei im Übrigen ohne Grundlage. Dem Projekt seien umfassende Studien vorausgegangen. Für aller Augen sichtbar ist zudem ein neuer Wellenbrecher aus Steinbrocken, der hinaus in die Bucht reicht. Da müssten sich die meinungsstarken, aber nicht unbedingt fachlich qualifizierten Geschäftsleute im Hafen keine Sorgen machen.

Weitgehend verstummt ist zudem die Debatte, ob die Gleise wirklich in die Mitte des Boulevards verlegt werden mussten. Beklagt wurden mögliche Sicherheitsprobleme. Als die Straßenbahn an diesem Morgen vorbeirattert, sind es denn auch nur gut zwei Meter zwischen den Waggons und der äußersten Tischreihe der Cafés. Der Chef der Hoteliers ist wie viele andere dennoch froh über die Entscheidung. „Die Straßenbahn fährt ja nun wirklich nicht schnell", so Rullán. Zudem könnten Passanten nun endlich am Meer entlang flanieren.

Noch aber herrscht ein bisschen Verwirrung, welche Spur für Fußgänger, Straßenbahn und die wenigen autorisierten Autofahrer gedacht ist. Die Urlauber suchen sich ihren Weg zwischen den Baumaschinen, auf den Gleisen verkehren ein Gabelstapler und die Ortspolizei, und auf der Fahrbahn marschieren die Wanderer-Gruppen. Wenn dann die Kreissägen und Kompressoren für einen Moment verstummen und sich schließlich die Sonne blicken lässt, wird die neue Atmosphäre schnell greifbar. Schon weiht die erste Passantin einen der quaderförmigen Sitzblöcke ein, der sich unter den Sonnenstrahlen schnell erwärmt.

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