Die Hells Angels waren in ihren Machenschaften auf Mallorca besonders vielseitig. Zu dieser Erkenntnis ist der Richter Eloy Velasco am Obersten Spanischen Gerichtshof gekommen. Die Rockerbande, die bei einer Razzia in diesem Sommer auf Mallorca ausgenommen worden war, habe wie eine Mafia mit Verbindungen nach ganz Europa funktioniert und über große finanzielle Mittel verfügt, heißt es im jetzt öffentlich gemachten Untersuchungsbericht, aus dem die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" zitiert. Die Festgenommenen waren vergangene Woche nach Madrid überstellt worden.

Die Hells Angels mit dem ebenfalls festgenommenen Frank Hanebuth alias "El Largo" (Der Lange) an der Spitze seien streng hierarchisch organisiert gewesen und haben nach Erkenntnissen der Ermittler zahlreiche Straftaten im Bereich der Prostitution, der Erpressung, des Betrugs, der Geldwäsche und des Drogenhandels begangen. Mallorca sei als neuer Standort gewählt worden, um weiter zu expandieren und die Ermittlungen der Behörden zu erschweren.

So seien keine Gesellschaften auf den Namen von Hanebuth eingetragen worden, stattdessen sei ein Strohmann zum Einsatz gekommen. Der Deutsche, dessen Häuser in Deutschland und Mallorca durchsucht wurden, wird derzeit per europäischem Haftbefehl gesucht.

Velasco betont in dem Bericht zudem die Reisefreudigkeit der Rocker, sie seien beständig zwischen Mallorca, Deutschland und Holland unterwegs gewesen und auch mit Standorten in der Türkei, der Schweiz, Bulgarien und Luxemburg in Verbindung gestanden. Die Ermittler sind davon überzeugt, dass Mallorca in eine Drehscheibe für den Drogenhandel und die Prostitution verwandelt werden sollte. Die Frauen seien aus Osteuropa auf die Insel gebracht worden, um sie in Lokalen in Arenal zu beschäftigen. Auch im Hotelgewerbe wollten die Hells Angels angeblich einsteigen - sie bekundeten Interesse am Kauf mehrerer Hotels.

Die Drogen seien aus Südamerika und der Dominikanischen Republik über Valencia nach Mallorca gelangt, um sie in Deutschland und Holland zu vertreiben. Auf dem Flughafen von Istanbul habe man sogar 500 Millionen Euro aus undurchsichtigen Geschäften aufgegriffen, die offenbar in der Schweiz gewaschen werden sollten, heißt es in der mallorquinischen Lokalpresse.