L. C. de M. führt ein Leben in Saus und Braus. Der 49-jährige Deutsche mit italienischen Wurzeln verfügt über eine Villa mit Pool in Camp de Mar, neben anderen Autos auch über einen 300.000 Euro teuren Bentley und einen Lebenslauf, bei dem man vor Neid erblassen könnte. Auf Mallorca ist er unter anderem bekannt, weil sein Firmenkonglomerat, in dem Rechtsanwälte, Steuer­berater und Immobilienunternehmen zusammengefasst sind, eine Filiale am Paseo Marítimo in Palma hat. Außerdem ist L. C. de M., wie sich herausgestellt hat, der Betreiber des wohl bekanntesten Bordells der Insel, des Globo Rojo in Palma.

Am Donnerstag (15.1.) ist L. C. de M. nun zusammen mit seiner Frau und vier weiteren Angestellten des Etablissements festgenommen worden. Dem 49-Jährigen wird vorgeworfen, Schulden von rund 1,3 Millionen Euro beim Finanzamt und der Seguridad Social angehäuft zu haben. Außerdem soll er bei einer Bank weitere 400.000 Euro Schulden haben. Daneben wird ihm Geldwäsche vorgeworfen; allein im Jahr 2014 soll er nach Ermittlungen der Polizei 500.000 Euro am Fiskus vorbei auf Konten in die Schweiz geschleust haben. Die Vermögensverschiebung habe über das Immobilien­büro in Palma stattgefunden, das auf seine Frau gemeldet ist.

Doch es geht nicht nur um finanzielle Angelegenheiten: Der offiziell in Monaco gemeldete L. C. de M. soll die 23 im Globo Rojo arbeitenden Frauen ausgebeutet haben. Die Prostituierten gaben an, dass er ihnen pro Kopf zwischen 5.000 und 7.000 Euro schuldete. Auch mit den Arbeitszeiten soll der Deutsche es nicht so genau genommen haben. Die Frauen waren mit einer Dienstzeit von zwei Stunden pro Tag bei der Seguridad Social gemeldet. Tatsächlich aber gingen viele zwischen acht und neun Stunden anschaffen. Wenn sich eine Frau geweigert habe, weiterzuarbeiten, soll sie vom Türsteher des Bordells eingeschüchtert worden sein. Nach der Befragung durch die Polizei wurde L. C. de M. zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt. Für eine Stellungnahme war er nicht zu erreichen.

Die Praktiken des Deutschen kamen ans Licht, nachdem im Dezember der Geschäftsführer des Nachtclubs festgenommen worden war. Gegen ihn lag in Deutschland ein Haftbefehl wegen Drogen­handel vor. Außerdem hatten mehrere Frauen, die im Bordell arbeiteten, L. C. de M. angezeigt. Wenige Tage nach der damaligen Festnahme hat der Eigentümer des Globo Rojo in seinem Nachtclub zahlreiche ­Schäden festgestellt, die anscheinend durch Vandalismus entstanden sind. Abgerissene Waschbecken, eingeschlagene Glasscheiben und Schäden an der Inneneinrichtung - rund 100.000 Euro wird die Instandsetzung kosten. Der Eigentümer des Lokals hat L. C. de M. als Verursacher der Schäden im Visier. Er hatte seit Monaten keine Miete mehr gezahlt.

L. C. de M. hat eine schillernde Vergangenheit. Im Internet präsentiert sich der Deutsche als Multi­talent, der in Bonn Wirtschaftswissenschaften studiert hat. Nach zahlreichen angeblichen Beratertätigkeiten, unter anderem für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung", SAP und andere Softwarefirmen habe er 1998 ein deutsches IT-Unternehmen aufgebaut. Diese Firma, mit bis zu 120 Angestellten, führte er im Zuge des Internet-Hypes 2000 an die Börse. Auf diese Weise soll er 80 Millionen Euro eingenommen haben.

Doch nach eineinhalb Jahren war das Geld so gut wie weg, die Mitarbeiter verloren ihren Job und L. C. de M. verkaufte seine Aktien an den Porno-Verleger Klaus Helbert.

2003 soll L. C. de M. unter anderem „internationaler Diplomat" für die Präsidentin von Panama, Mireya Moscoso gewesen sein. Zusätzlich tritt L. C. de M. als vielfacher Buchautor im Selbstverlag in Erscheinung. Unter anderem schrieb er „How you get what you want".

In Verhandlungen mit Frank Hanebuth

L. C. de M. taucht auch in den polizeilichen Akten der Hells ­Angels auf. Der Mallorca-­Ableger des Motorradclubs interessierte sich 2011 für den Globo Rojo und stand darüber auch in Verhandlungen mit L. C. de M., der schon damals anscheinend hohe Schulden hatte und das Geschäft verkaufen wollte. Unter anderem kam es auch zu einem Treffen mit dem Hannoveraner Boss Frank Hanebuth. Um das von L. C. de M. geforderte Geld zu beschaffen - unter anderem war die Rede von 1,2 Millionen Euro -, versuchte insbesondere der Chef des ­­Mallorca-Chapters Khalil Youssafi diverse potenzielle Interessenten von den Vorzügen des Globo Rojo zu überzeugen. Das Bordell sei auf der Insel eine Art McDonald´s. Selbst an schlechten Tagen im Winter mache man einen Umsatz von 5.000 Euro, ganz zu schweigen von den 40.000 bis 70.000 Euro im Sommer. Der Deal kam letztlich nicht zustande, das Mallorca Chapter wurde 2013 zerschlagen.

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