Der im Juli 2013 auf Mallorca festgenommene Rocker-Boss Frank Hanebuth muss zwei weitere Jahre in Untersuchungshaft bleiben: Das hat am Montag (22.6.) der zuständige Ermittlungsrichter Eloy Velasco in Madrid entschieden. Auch der Vizepräsident des Mallorca-Chapters, der Deutsch-Marokkaner Khalil Youssafi, kommt nicht aus dem Gefängnis frei.

Velasco war mit seinem am Montagmittag gesprochenen Urteil der Forderung der Staatsanwaltschaft nachgekommen: Bei beiden Männern bestünde nach wie vor Fluchtgefahr, zudem sei zu befürchten, dass die Verdächtigen - einmal auf freiem Fuß - Beweise vernichten oder Zeugen beeinflussen könnten.

In seinem Urteil hob der Richter hervor, Hanebuth sei "Chef oder Anführer einer kriminellen Vereinigung mit Sitz auf Mallorca, gegen die derzeit ermittelt wird." Velasco zufolge hat der deutsche Rocker-Boss auf der Insel ein so genanntes "Chapter" gegründet und sich mit Vertrauenspersonen umgeben. Diese leiteten dann die Bars und Clubs, welche die Hells Angels auf Mallorca erworben hatten.

Zudem habe der 50-jährige Deutsche "Kontakte mit staatlichen Sicherheitsbeamten", also Polizisten, unterhalten, die ihn bei der Ausübung seiner Geschäfte auf der Insel gedeckt hätten.

Der Vizepräsident der Mallorca-Gruppe der Hells Angels, Khalil Youssafi, war dem Urteil zufolge auf Mallorca der zweitwichtigste Mann hinter Hanebuth. Der 58-Jährige habe einen "hohen Lebensstandard gepflegt", der nicht durch mit konventioneller Arbeit verdientem Geld zu erklären sei. Wie auch Hanebuth habe Youssafi unter dem Schutz von korrupten Polizisten gestanden.

Da sowohl Hanebuth als auch der im marokkanischen Tanger geborene Youssafi Ausländer seien und das Verfahren gegen sie, bei dem hohe Strafen zu erwarten seien, in Kürze beginne, bestünde ernsthafte Fluchtgefahr.

Hanebuth war vor knapp zwei Jahren bei einer Großrazzia auf Mallorca zusammen mit rund 25 Personen aus dem Umfeld der Hells Angels festgenommen worden. Den Verdächtigen wird unter anderem Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung, Erpressung, Zwangsprostitution, Menschenhandel, Betrug, Freiheitsberaubung und Geldwäsche zur Last gelegt.

Im Februar 2015 legte der ermittelnde Richter in Madrid, Eloy Velasco, den lang erwarteten Abschlussbericht vor. Er will 55 Mitgliedern der Rockerbande beziehungsweise Komplizen den Prozess machen. Neben Hanebuth steht vor allem sein Kompagnon Khalil Yousafi im Visier der Ermittler. Dem Vizepräsidenten des Mallorca-Chapters der Hells Angels legt Richter Velasco 13 Straftatbestände zur Last, darunter Menschen- und Drogenhandel, Zwangsprostitution, Geldwäsche, Erpressung und Strafvereitelung. Frank Hanebuth müsste sich hingegen nur wegen sechs Straftatbeständen verantworten.

Unter den bei der Razzia auf Mallorca festgenommenen Männern waren auch zwei Beamte der Ortspolizei von Palma und ein Beamter der Guardia Civil, die mit den Rockern gemeinsame Sache gemacht haben sollen: Im Austausch für Gefälligkeiten hatten die Polizisten die Hells Angels angeblich mit vertraulichen Informationen versorgt.

Hanebuth und die weiteren Verhafteten waren aus Sicherheitsgründen Ende 2013 zunächst vom Gefängnis in Palma nach Madrid und später in ein Gefängnis in der Provinz Cádiz im Südwesten Spaniens verlegt worden. /lex