Logi ist grün, hat ein gelbes und ein rotes Auge sowie einen Kopf, der aussieht wie ein aufgeblasener Gummihandschuh. Das Maskottchen der mallorquinischen Online-Agentur Logitravel ist eine Art virtueller Reisebüroverkäufer, der die Kunden anleiten und die Pakete an den Mann bringen soll. Und das macht er ziemlich erfolgreich. „Wir haben dieses Jahr einen Umsatz von 800 Millionen Euro angepeilt", sagt Tomeu Bennasar, Generaldirektor des erst 2004 gegründeten Unternehmens. Das ist eine Größenordnung wie die des Schweizer Portals Holidaycheck.

Logitravel ist so etwas wie der Musterknabe der mallorquinischen Tourismuswirtschaft: Hier im Unternehmenspark Parcbit nördlich von Palma werden neue Technologien in die Praxis umgesetzt, Jobs geschaffen, neue Geschäftsmodelle ausprobiert, Nischen gefunden, neue Märkte erschlossen. Die Stärke von Logitravel ist die Kombination von touristischen Angeboten: Auf dem Portal können Urlauber Flüge, Hotels oder Kreuzfahrten buchen, aber auch alle sonstigen Dienstleistungen mit einkaufen, vom Mietwagen über die Fähr­tickets bis hin zu den Musical-Karten. Neben diesem für die Kunden sichtbaren Bereich ist Logitravel inzwischen aber sehr viel breiter aufgestellt, versorgt Reisebüros mit der nötigen Software, agiert als Incoming-­Agentur oder bastelt an einer eigenen Bettenbank und Hotelmarke.

Nach dem Aufbau der Marke und der Konsolidierung des Geschäftsmodells in den vergangenen Jahren startet Logitravel nun in Phase drei: die internationale Expansion. „Wir haben Russland anvisiert, auch Mexiko, Israel, den Nahen Osten", so Bennasar. Bislang ist das Unternehmen neben Spanien in Portugal, Italien, Frankreich, Großbritannien und Finnland präsent. Bereits seit 2010 auch in Deutschland, aber noch nicht so richtig, wie der Generaldirektor einräumt: Noch gibt es keine physische Präsenz, das Portal wird von Mallorca aus bespielt und macht noch unter zehn Prozent des Vermittlungsgeschäfts aus. Das liege nicht nur am umkämpften Markt in Deutschland, sondern auch daran, dass man angesichts der vielen anderen Baustellen das Projekt noch nicht ernsthaft in Angriff genommen habe. „Alles ist umkämpft, man muss sich Nischen suchen", sagt Bennasar.

An den diversen Schräubchen des Geschäfts wird praktisch täglich gedreht: Airlines und Hotels ändern Tag für Tag ihre Preise auf der Basis immer ausgeklügelterer Rentabilitätslogarithmen - und damit ändern sich auch täglich die ­Provisionen, die Logitravel einbehalten kann und die laut Bennasar irgendwo zwischen 5 und 15 Prozent liegen. „Die Preise sind zu hundert Prozent dynamisch", so der studierte Informatiker und Betriebswirt. „Die Faustregel lautet: Je höher der Mehrwert eines verkauften Pakets, desto höher die Provision." In diesem Mehrwert liege die Zukunft des Geschäfts, auch vor dem Hintergrund, dass Hotels und Airlines immer stärker auf den Direktverkauf setzten.

Mit der Vermittlung der Reisen wird Logitravel zum Ansprechpartner für die Kunden bei allen Fragen und Problemen rund um die Buchung - und so arbeiten denn auch 302 der derzeit insgesamt 570 Angestellten in den verschiedenen Callcentern des Unternehmens. Daneben benötigt Logitravel sehr viele Programmierer. Als reine Online-Agentur steht und fällt der Erfolg mit der Darstellung, möglichst einfachen Handhabung und Positionierung der Website.

Dieses Know-how ist inzwischen selbst ein Teil der breiten Produktpalette geworden. In der Sparte Traveltool verkauft Logitravel Software-Systeme und Marketing-Tools an unabhängige Reisebüros - also solche, die nicht den großen Reiseveranstaltern gehören. Die von der Online-Konkurrenz bedrohten Büros um die Ecke können so weiter unter ihrer Marke arbeiten, die nötige Technik etwa für die Buchungsmasken kommt aber von Logitravel. Bereits 1.200 Reisebüros in Spanien, 400 in Portugal und rund 500 in Italien gehören zu den Kunden - ein Wachstumsmarkt: Traveltool macht inzwischen rund ein Drittel des Gesamtumsatzes aus.

Ein weiteres Standbein ist der Reiseveranstalter Traveltino, mit dem sich Logitravel vergangenes Jahr in der öffentlichen Ausschreibung um das staatlich subventionierte Seniorenreiseprogramm Imserso bewarb. Traveltino ging leer aus, aber die Best-Ager werden auch so ins Visier genommen. Senioren hätten schließlich immer weniger Berührungsängste mit den neuen Technologien, und auch ohne Subventionen könne man hinsichtlich des Preis-Leistungs-Verhältnisses sehr gut mithalten, meint Tomeu Bennasar.

Mitmischen möchte Logitravel zudem im boomenden Markt der Ferienvermietung. Noch sucht man Fincas und Apartments vergeblich auf der Website. „Das hätten wir schon vergangenes Jahr in Angriff nehmen müssen", so der General­direktor, „wir sind uns da noch nicht über unsere Strategie und Positionierung im Klaren." Und auch die vielerorts bislang fehlende Regulierung des Markts ist ein Hindernis.

Aber da man schließlich weder das Modell von Airbnb noch von Finca-Agenturen kopieren werde, wird sich wohl auch hier eine Nische finden. Es dürfte nicht mehr lange dauern, dass Logi, das Maskottchen von Logitravel, mit der virtuellen Führung durch Ferienhäuser einen weiteren Job hinzubekommt.