Tage wie diese sind seltener geworden für José Antonio Álvarez, den Direktor des Flughafens von Palma: Minutenlang startet an diesem Mittwoch (14.12.) keine Maschine auf dem Rollfeld, auf das der 2011 aus Ibiza gekommene Airport-Boss von seinem Büro hinunterblickt. Doch ein bisschen Ruhe tut ganz gut nach dem Sommer, an dem Son Sant Joan einen Allzeitrekord an Passagieren verzeichnet hat. Bis Ende Dezember - genau gesagt bis Dienstag (20.12.) - werden 26 Millionen Menschen auf Mallorca abgefertigt worden sein, eine Zahl, die Palma hinter Madrid und Barcelona zum drittgrößten Flughafen des Landes und in der Sommersaison zu einem der sechs frequentiertesten in ganz Europa macht.

Son Sant Joan ist spanienweit der rentabelste Flughafen. Wie viel davon ist Ihr Verdienst und wie viel davon liegt daran, dass Mallorca immer geht?

Die Leute kommen ja nicht aus Jux und Dollerei zum Flughafen, wie sie etwa ins Kino gehen. Der Flughafen erfüllt einen Zweck. Aber ich glaube schon, dass wir eine qualitativ sehr hochwertige Dienstleistung anbieten. Die Fluggesellschaften, die in Son Sant Joan operieren, sind mit uns zufrieden. Dafür verbessern wir uns ständig. In diesem Jahr haben wir trotz Rekordzahlen die Wartezeit am Gepäckband für die Passagiere um durchschnittlich 40 Prozent verringert. 95 Prozent der Fluggäste standen weniger als fünf Minuten an der Sicherheitskontrolle an.

Wie haben Sie vor der Saison für den Rekordansturm vorgebaut?

Wir haben uns Anfang Februar, als klar war, dass wir 26 Millionen Passagiere haben würden, zusammengesetzt und viele Bereiche verstärkt. So haben wir zum Beispiel 3,3 Millionen Euro in die Hand genommen und in die Sicherheit sowie die Reinigung des Flughafens gesteckt.

Es war viel die Rede von der Überfüllung der Insel in diesem Sommer. Ist der Flughafen am Rande seiner Kapazität?

Nein, wir haben eine theoretische Kapazität von 34 Millionen Passagieren, es könnten also noch acht Millionen mehr kommen. Wir können 33 Landungen und 34 Starts pro Stunde abwickeln. In diesem Sommer sind wir an einigen Samstagen im Juli und August an diese Grenze gekommen, aber nur stundenweise. Da ging dann tatsächlich nichts mehr. An einigen Samstagen hatten wir über 1.100 Luftbewegungen am Tag. Unter der Woche allerdings waren es teilweise nur 850 bis 900. Es gibt also auch in der Hauptsaison noch Luft nach oben.

Die Lotsen haben sich im Sommer über die Arbeitsbedingungen und den Stress beklagt. Wie ist Ihre Haltung dazu?

Die Lotsen wickeln nicht mehr Flüge ab, als gesetzlich festgelegt wäre. Die Maximalzahl von 66 Flugbewegungen pro Stunde schreibt Eurocontrol vor, da können wir selbst nichts machen. Die Lotsen sind vom Unternehmen Enaire angestellt, diese Firma muss die Bewertungen vornehmen. Der Flughafenbetreiber Aena kann sich da nicht einmischen.

Aber Ihnen als Flughafenchef liegt die Sicherheit am Herzen. Ist die gewährleistet, wenn viele Lotsen nahe der Pensionierung sind und es kaum Neueinstellungen gibt?

Noch einmal: Das Thema betrifft uns als Aena nicht. Ich kenne die Mitarbeiterstruktur der Lotsen nicht. Ich kann nur sagen, dass die Dienstleistung, die Enaire erbringt, gemäß unseren Vereinbarungen erfolgt und wir mit der Leistung zufrieden sind.

Palma hat auch in diesem Jahr wieder einen Spitzenplatz unter den Flughäfen mit den meisten Verspätungen eingenommen. Was tun Sie dagegen?

Zum großen Teil haben wir diese Verspätungen gar nicht in der Hand. Hausgemachte Verzögerungen haben wir in diesem Jahr gar um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesenkt. Aber eines ist klar: Bei so viel Verkehr vor allem im Sommer sind wir abhängig von den anderen Flughäfen in Europa. Und wenn dann, wie diesen Sommer, das Wetter in Mitteleuropa oft schlecht ist oder es Lotsenstreiks in Frankreich gibt, dann leidet Palma als weit

vernetzter Flughafen mit Verbindungen in insgesamt 176 Ziele besonders darunter. Son Sant Joan gehört in den Sommermonaten zu den meist frequentierten Flughäfen in ganz Europa.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Air Berlin aus Palma verschwindet. Was bedeutet das für den Flughafen?

Für uns ist Air Berlin zum heutigen Tag weiterhin unsere wichtigste Fluggesellschaft. Glücklicherweise haben andere Fluglinien die Verbindungen, die von Air Berlin künftig wegfallen werden, aufgefangen.

Was passiert mit dem Terminal C? Wird das nun verwaisen?

Um Gottes willen! Air Berlin war ja nicht allein im Terminal C. Die Airline nutzte die Gates ja auch nur zu bestimmten Uhrzeiten. Davor und danach waren andere Fluggesellschaften dort aktiv. Nach dem Air-Berlin-Abschied bauen andere Gesellschaften ihre Verbindungen aus, die das Terminal C brauchen werden. Die Zahl der Passagiere nimmt ja stetig weiter zu. In diesem Jahr hatten wir einen Anstieg im britischen Markt um 14 Prozent, im deutschen um zwölf Prozent.

Die Wettbewerber bringen sich eifrig in Stellung, fünf neue Basen werden für das kommende Jahr angekündigt. Wie fördert das Aena konkret?

Wir haben verschiedene Belohnungssysteme für die Airlines. Es gibt Rabatte dafür, wenn auf einer Strecke die Zahl der Passagiere zunimmt, außerdem gibt es Rabatte von 100 Prozent pro Passagier für eine neue Strecke im ersten Jahr, sowie Preisnachlässe im Winter.

Haben Sie noch viel Platz für weitere interessierte Fluglinien?

Schauen Sie raus, das Rollfeld bietet viel Raum, da wird es so schnell nicht eng.

Thema Parken: Demnächst soll eine neue Kurzparkzone entstehen, um Leute abzuholen. Wie sieht es damit aus?

Die Kurzparkzone mit 80 Plätzen soll noch vor Saisonbeginn in Betrieb gehen. Dann wird es erlaubt sein, 15 Minuten gratis zu parken, um Fluggäste abzuholen. Wer länger dort steht, muss dann Parkgebühren zahlen. Der Parkplatz wird direkt vor dem Eingang zum Flughafengebäude entstehen.

Zurzeit tut sich viel am Flughafen. Innerhalb von weniger als einem Jahr investiert Aena rund 100 Millionen Euro in Son Sant Joan. Wo macht sich das überall bemerkbar?

Die Investitionen betreffen praktisch alle Bereiche. Am sichtbarsten ist das bei der Landebahn Süd, die neu asphaltiert wurde. Auch die Zufahrtswege zu den Lande- und Startbahnen sollen eine neue Decke bekommen. Daneben werden viele Gangways erneuert, auch am ­automatischen Gepäcksystem wird weiter gefeilt. Die Klimatisierung wird auf den neuesten Stand gebracht. Wir dichten die Dächer besser ab. Wir wollen die Gepäckwagen alle ­erneuern. Die VIP-Bereiche werden renoviert. Es soll eigene familienfreundliche Warte­bereiche geben. Die Bäder im Terminal C und in der Gepäckaufgabe werden erneuert sowie auch mehrere Aufzüge und Rolltreppen?

Wie steht es um die mögliche weitere Privatisierung von Aena?

Dazu kann ich Ihnen nichts sagen, das Thema liegt außerhalb meiner Verantwortung.

Inselratspräsident Miquel Ensenyat hat diese Woche vorgeschlagen, den Flughafen in Aeropuerto Ramon Llull umzubennen. Was halten Sie von dieser Idee?

Alle Namensänderungen von Flughäfen müssen vom Verkehrsministerium studiert und letztlich auch beschlossen werden. Um einen Namen zu ändern, muss es zunächst mal einen sehr breiten gesellschaftlichen Konsens dafür geben. Sonst könnte ja ständig jemand Namensänderungen ins Gespräch bringen, wie etwa Aeropuerto Rafael Nadal oder Ähnliches.

Werden Sie den Namenszusatz „de Mallorca" behalten, nachdem Palma wieder nur Palma heißt?

Auch hier gilt: Das ist Sache des Verkehrsministeriums in Madrid. Für uns ist es aber auf jeden Fall weiterhin der Flughafen von Palma de Mallorca. Wir werden den Namen nicht jedes Mal ändern, wenn sich der Stadtname ändert.