Über vier Zufahrten gelangen Autofahrer nach s'Almonia und damit zum gleichnamigen Naturstrand in der Gemeinde Santanyí. Seit Montag (1.5.) prangen am Straßenrand „Durchfahrt verboten"-Schilder. Beamte der Ortspolizei passen auf, dass kein Strandbesucher im Pkw aus einer anderen Gemeinde Mallorcas oder Urlauber mit Mietwagen passieren - nur Einheimische, Motorradfahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger werden durchgelassen, sowie künftig die Shuttle-Busse, die vom Gewerbegebiet Santanyí bis hierher verkehren sollen.

Was in s'Almonia passiert, ist ein Vorgeschmack darauf, wie Mallorca in diesem und im kommenden Jahr den Zustrom von Besuchern an überlaufenen Ausflugsorten in den Griff bekommen will. „Dieser Sommer wird so etwas wie eine Katharsis", meint Jaume Adrover, Sprecher der Umweltschutzorganisation Terraferida. Alles habe seine Grenzen, und diese würden nun erreicht, so der Aktivist. Ob Kap Formentor, Valldemossa oder der Strand von Cala Varques - in der balearischen Landesregierung, im Inselrat und in den Gemeinden wird nach Möglichkeiten gesucht, wie Ausflugsziele vor Auswüchsen des Massentourismus geschützt werden können. Aber auch die Ausflügler selbst: Denn wo sich an engen Feldwegen zum Strand oder an Serpentinenstraßen Blechlawinen wälzen, kommen auch keine Rettungsfahrzeuge mehr durch.

An manchen Rezepten wird noch gebastelt, andere sind bereits umgesetzt. Seit im vergangenen Jahr illegale Parkplätze am Naturstrand Es Trenc in der Gemeinde Campos dicht gemacht wurden und Abstellplätze fehlen, verkehrt von Sa Ràpita aus ein Shuttle-Bus. Dieses Konzept soll nun Schule machen, zumal auch das Geld dafür da ist: 1,4 Millionen Euro aus den Einnahmen der balearischen Touristensteuer von 2016 stehen für Shuttle-Bus-Konzepte bereit.

Noch in diesem Sommer könnte ein solches auch im Fall des einstigen Geheimtipps Cala Varques an der Ostküste Mallorcas umgesetzt werden, nachdem die Gemeinde Manacor der Lage an dem versteckt gelegenen Naturstrand auch mit saftigen Knöllchen für Wildparker nicht Herr wird. Im Gegenteil: Die Strandbesucher weichen inzwischen auf benachbarte Naturbuchten aus und parken auch dort die Zufahrtswege der Anwohner zu.

Vergangene Woche wurden bereits Pläne des Inselrats bekannt, Shuttle-Busse am Kap Formentor im Nordosten der Insel, Sa Calobra bei der Felsenschlucht Torrent de Pareis sowie zum Hafen von Valldemossa einzusetzen - alles Orte, die über enge Serpentinenstraßen zu erreichen sind und kaum Parkplätze bieten. Im Fall von Sa Calobra hat die Gemeinde Escorca ohnehin beschlossen, die Zahl der Reisebusse auf 35 am Tag zu begrenzen. Weitere mögliche Kandidaten für Shuttle-Bus-Systeme sind Playa de Muro, Son Real, Cala Mondragó oder Cala Deià.

Wie die Restriktionen im einzelnen umgesetzt werden sollen, ist noch unklar. Geografen empfehlen, vorher genau die Touristenströme wie auch die Aufnahmekapazität der Ausflugsorte zu messen. Gleichzeitig rufen Umweltschutzorganisationen wie der Gob zur Eile, um nicht eine weitere Saison verstreichen zu lassen. Schließlich hätten sich nicht nur die Zahlen der Fluggäste in den vergangenen 20 Jahren verdreifacht, gleichzeitig machen sich immer mehr Individialtouristen im Mietwagen auf den Weg, um die Insel zu erkunden.

Vorbilder gibt es in Nah und Fern. So wurden etwa an den Naturstränden der Nachbarinsel Menorca Parkplätze mit Echtzeit-Anzeigen eingerichtet - sind die Stellflächen belegt, werden die Parkplätze geschlossen. Zu den Seen von Covadonga, im Naturschutzgebiet der Picos de Europa an der Nordküste Spaniens, verkehren tagsüber im Sommer nur noch Shuttle-Busse, die Straßen sind dann für den privaten Pkw-Verkehr gesperrt.

Da die Antworten der Behörden zum Teil auf sich warten lassen, wird im Naturpark Llevant in der Gemeinde Artà auf provisorische Mittel gesetzt. Metallketten versperren jetzt zeitweise die Zufahrtsstraßen. „Die Plage der Mietwagen reichte bis zum Informationszentrum", schreibt Parkdirektor Cristian Ruiz auf Facebook, „die Besucher haben ihre Fahrzeuge überall abgestellt". Eine weitere Debatte über die Mietwagen lehnt er ab - „das ist ein Problem, das von anderer Seite gelöst werden muss."