Das Traditionscafé Bar Cristal an Palmas Plaça Espanya schließt am kommenden Dienstag (5.9.) endgültig seine Pforten - in diesen Tagen gibt es zum letzten Mal Kaffee, Kuchen, belegte Brötchen und Bier. Danach schließen die Betreiber für immer die Türen - 62 Jahre nachdem sie von ihren Eltern das erste Mal aufgeschlossen worden waren.

"Sie wollten uns die Miete zu stark erhöhen. Wir haben bislang etwa 7.000 Euro im Monat gezahlt, jetzt wollen sie 25.000 Euro", erklärte Wirtin Mita Ferrer mit Tränen in den Augen. Auch in Hinblick auf die elf Angestellten wollten sie diese Entscheidung nicht treffen, aber sie hätten keine Wahl gehabt. "Für mich ist das ein Drama, ich war mein ganzes Leben lang hier, ich werde versuchen, künftig einen Bogen um diese Ecke hierzu machen", sagt sie traurig.

Von den Kunden verabschiedete sich das Lokal schonmal mit einer "llonguetada", also dem Servieren der typischen Palma-Semmeln "llonguets". "Ich komme seit 35 Jahren hierher", sagt Kundin Dolores Plazas. "Es ist wirklich traurig, dass das Lokal schließt. Es ist ein echtes Schmuckstück."

Die Wirte bedankten sich zum Abschied nicht nur bei den treuen Kunden, sondern auch bei ihren Eltern, die das Café im Mai 1955 übernahmen und schließlich an die jetzigen Betreiber übergaben.

Ladensterben in Palma

In den vergangenen Monaten musste eine ganze Reihe von traditionsreichen Cafés, Läden und Unternehmen in Palma de Mallorca schließen. So das Café Lírico oder der Forn des Teatre. Auch an der Schreibwarenhandlung Casa Roca oder den Kurzwarenläden Casa Bet und Casa Tarongí hingen die Herzen der traditionsbewussten Einwohner der Balearen-Hauptstadt. Zum Teil machen sie dafür die rasant steigenden Mieten und Immobilienpreise im Zentrum der Stadt verantwortlich, die sich nur noch große Ketten, exklusive Hotels oder Investoren von Luxusimmobilien leisten können.

Hintergrund: Diese Cafés haben in Palma Geschichte geschrieben

Doch nicht alle Traditionsläden und -cafés in Palma de Mallorca sind auf dem Rückzug. Das altehrwürdige Can Joan de s'Aigo, das für seine heiße Schokolade, die Ensaimadas und das hausgemachte Eis bekannt ist, kündigte erst kürzlich die Eröffnung eines inzwischen dritten Lokals an. /tg