Moratorium nicht nur in Ferienvermietung und Einzelhandel, sondern jetzt auch in der Wasserversorgung: Das balearische Umweltministerium genehmigt ab sofort keine Brunnen mehr, bis ein neuer Wasserwirtschaftsplan verabschiedet ist. Betroffen sind balearenweit 30 Zonen, in denen die Grundwasservorkommen überstrapaziert wurden, also mehr Wasser entnommen wurde als durch Niederschläge hinzukam. Auch für Sport- oder Freizeitkomplexe von mehr als drei Hektar werde es vorerst keine neuen Lizenzen zur Wasser­entnahme geben, so Umweltminister Vicenç Vidal Ende vergangener Woche.

Das Moratorium gilt während der öffentlichen Auslegung des neuen Plan Hidrológico in den kommenden sechs Monaten, dieser soll dann bis zum Jahr 2021 gültig sein. Man wolle eine Flut neuer Anträge vor Inkrafttreten des neuen, restriktiveren Plans verhindern, so Vidal.

Zwar ist die Wasserversorgung auf Mallorca aus den Schlagzeilen verschwunden - die Lage hat sich seit vergangenem Jahr, als inselweit Warnstufen wegen Trockenheit galten, deutlich gebessert. Doch viele Vorkommen wurden über Jahrzehnte so stark genutzt, dass sich die Bestände nie erholen konnten und für eine weitere Trockenheit nicht gerüstet sind. Durch die niedrigen Pegelstände konnte zudem salzhaltiges Meerwasser in viele Reservoirs eindringen. Minister Vidal zieht denn auch eine miese Wasserwirtschaftsbilanz: Nur 26 Prozent der Vorkommen seien in guten Zustand - das sind 22 Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren. Weitere 29 Prozent sind gefährdet, 23 Prozent sollen sich durch die Auflagen bis zum Jahr 2027 erholen, 16 Prozent bis 2033. Und im Fall von 6 Prozent der Vorkommen rechnet das Umweltministerium mit keiner Rettung, so in der Bucht von Palma, an der Südküste sowie im Bereich der s'Albufera im Nordosten.

Damit sich das dortige unter Naturschutz stehende Feuchtgebiet, das vom stetig eindringenden Salzwasser bedroht ist, dennoch etwas erholen kann, soll der Zufluss von Quellwasser garantiert werden: Das überschüssige Wasser der Quelle Ses Fonts Ufants, die bei starkem Regen im Wald von Campanet sprudelt und deren Wasser bis an die Nordostküste fließt, muss laut dem neuen Plan für die s'Albufera

vorgehalten werden.

Weitere Auflage: Besitzer von Landhäusern, die Grundwasser entnehmen wollen, müssen eine Wohnbarkeitsbescheinigung nachweisen - womit illegal errichtete Gebäude ausgeschlossen sind. Die Auflage hatte die konservative Vorgängerregierung 2012 abgeschafft, woraufhin sich die Zahl innerhalb eines Jahres verdoppelt habe, so Minister Vidal. Er wirft seinen Vorgängern schwere Versäumnisse beim vorherigen Wasserwirtschaftsplan (2009-2015) vor, etwa bei der Aktualisierung der Daten oder den Maßnahmen gegen hohe Nitratwerte im Grundwasser. Die Europäische Union habe deswegen Nachbesserungen verlangt, die nun umgesetzt würden.

Laut den aktualisierten Daten des Plan Hidrológico werden derzeit 56,8 Prozent des Wassers für die Versorgung der Haushalte in Wohngebieten genutzt, weitere 15 Prozent für Landhäuser. Der Rest entfällt auf Landwirtschaft (16,5), Industrie (3,3), die Bewässerung von Parks und Gärten (4,1) sowie auf Golfplätze (4,2). Diese müssen zwar laut Gesetz geklärtes oder entsalztes Wasser nutzen, für die ältesten Plätze gelten aber Ausnahmen.