"Das ist ungerecht, unanständig und widerwärtig." Mit diesen oder ähnlichen Kommentaren reagierten am Dienstag (12.9.) viele Bürger im Ort Alaró auf Mallorca auf die Nachricht eines rassistischen Vorfalls gegen ihren Bürgermeister Guillem Balboa, der erste und einzige schwarze Bürgermeister der Insel. Die Nachricht löste große Betroffenheit in dem Tramuntana-Dorf und anderen Orten der Insel aus.

Wie erst durch einen Bericht der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" vom Dienstag bekannt wurde, hatten Unbekannte Ende August - wohl unmittelbar nach den Dorffeiern im Ort - ein schwarzes Lamm in den Innenhof des Privathauses des Bürgermeisters geworfen, wo es jämmerlich verendete. Balboa selbst kam erst Tage später von einem Kurzurlaub zurück und entdeckte den halbverwesten Kadaver. Wie jetzt bekannt wurde, meldete er den Vorfall bereits am 30. August der Polizei, gab ihn aber ansonsten nicht bekannt, da er den Tätern keine Öffentlichkeit schenken wollte.

"Der Vorfall ist nicht repräsentativ für Alaró", erklärte Balboa am Dienstag. "Es ist ein bedauernswerter und verurteilungswürdiger Vorfall, aber ich werde mich weiter wie bisher um meine Arbeit kümmern und dem Fall nicht mehr Aufmerksamkeit schenken, als er verdient", so der Bürgermeister weiter.

Die politischen Parteien im Rathaus - Regierung und Opposition - verurteilten die Tat: "Ich will hoffen, dass es sich um eine Einzeltat ohne weitere größere Bedeutung handelt", erklärte PSOE-Sprecherin Aina Munar, die sowohl die "Tierquälerei" verurteilte als auch "die geringe Fähigkeit, Kritik auf andere Weise zu äußern, schließlich sind wir hier, um zuzuhören". Oppositionssprecher Llorenç Perelló (Junts) erklärte seine Solidarität mit Balboa: "Ich verurteile und bedaure den Vorfall. Man kann kritisch sein und seine Meinung äußern, aber nicht auf so abstoßende Weise. Unzufriedenheit rechtfertigt nicht jedes Mittel. Es gibt private Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen." Auch regionale Politiker aller Fraktionen im Balearen-Parlament reagierten empört auf den Vorfall.

Hintergrund: Erster schwarzer Bürgermeister auf Mallorca tritt sein Amt an

Die Ermittler untersuchen die Hintergründe der Tat. Sie wird mit Protesten gegen die Entscheidung des Rathauses in Verbindung gebracht, zu bestimmten Uhrzeiten während der Feiern im Ort, die Sperrstunde zu tolerieren, damit die Anwohner schlafen können. Gruppen von Jugendlichen hatten deshalb mehrfach protestiert, auch vor dem Wohnhaus des Bürgermeisters. Die Ermittlungen gehen weiter.