Im Büro von José María Bautista prallen zwei politische Zielvorstellungen der balearischen Linksregierung aufeinander, die dem stellvertretenden Personalchef der öffentlichen Gesundheitsbehörde IB-Salut die Arbeit nicht gerade erleichtern. Die Regierungskoalition aus Sozialisten und Regionalpartei Més per Mallorca möchte zum einen das öffentliche Gesundheitssystem stärken und personell besser ausstatten. Das Bündnis möchte aber auch die Inselsprache Katalanisch fördern und garantieren, dass sie in allen Bereichen des öffentlichen Lebens präsent ist.

Müssen deswegen bei allen Bewerbern Katalanisch-Kenntnisse vorausgesetzt werden, damit jeder mallorquinische Patient seine Leiden in seiner Sprache erklären kann? Oder darf es angesichts des Fachkräftemangels Ausnahmen geben, damit sich auch für schwer zu besetzende Stellen Kandidaten finden? Während die beiden Regierungsparteien um einen Kompromiss ringen, gibt sich Bautista geduldig: „Wir setzen hier um, was die Politik entscheidet."

Auch beim neuesten Katalanisch-Konflikt auf den Balearen kann man sich eigentlich nur in die Nesseln setzen. Und leider überdeckt der seit mehr als zwei Wochen anhaltende Streit zwischen Sprachschützern und Regionalisten einerseits sowie Gewerkschaften und Pragmatikern andererseits die Arbeit an einem Projekt mit Pioniercharakter in Spanien: die bolsa única, eine neuartige Stellenbörse, die gerade von der balearische Gesundheitsbehörde aufgebaut wird.

Eine Stellenbörse für alle

Die bolsa única soll dafür sorgen, dass alle offenen Stellen im öffentlichen Gesundheitssystem auf den Inseln zügig und gerecht besetzt werden. Statt diese wie früher für einzelne Krankenhäuser, Gesundheitszentren oder Verwaltungsstellen separat auszuschreiben, können sich nun alle Bewerber in einer großen, balearenweiten Stellenbörse einschreiben. Über den Platz in der jeweiligen Liste entscheiden die Punkte, die für Arbeitserfahrung und Ausbildung vergeben werden. Je weiter oben sich Bewerber platzieren, desto bessere Chancen

haben sie.

„Auf diese Weise können sich Interessierte aus anderen Regionen leichter auf den Balearen bewerben", erklärt der stellvertretende Personalchef. Das ist nötig, schließlich gibt es erst seit dem vergangenen Jahr eine eigene Medizinfakultät an der Balearen-Universität, und gerade die Besetzung von Stellen auf den kleinen Nachbarinseln ist schwierig. Hinzu kommt eine enorme Rotation angesichts von Teilzeitstellen, Mutterschaftsurlaub, Krankheitsfällen sowie Vertretungen.

Streng genommen gibt es dabei nicht eine bolsa, sondern gleich 111 davon: In so viele Kategorien sind die Berufsbilder unterteilt. Als erstes wurde Ende vergangenen Jahres die bolsa der Krankenschwestern und -pfleger geöffnet. „Wir hatten mehr als 5.000 Bewerber, inzwischen sind sie praktisch alle verteilt", so Bautista. Es folgten Notfallärzte, Kinderärzte oder Laborassistenten - jede Liste soll einmal im Jahr zur Einschreibung geöffnet werden, um anschließend Punkte zu verteilen und Stellen zuzuweisen.

Es ist ein aufwendiges Verfahren, das die insgesamt 25 Mitarbeiter der neugeschaffenen Abteilung bei IB-Salut auf Trab hält. Die Erfahrungen seien aber gut, wenn man von Informatikproblemen absehe, meint Bautista. Die vielen Optionen insbesondere bei der Ausbildung, die die Bewerber im Online-Formular auf der Website von IB-Salut angeben können, machte die Programmierung aufwendig und kompliziert.

Punkte für Katalanisch

Auch für Katalanisch-Kenntnisse gab es eigentlich Punkte - die konservative Vorgängerregierung unter Bauzá hatte entscheiden, dass Kenntnisse der Inselsprache zwar Vorteile bei der Bewerbung für eine Stelle in der öffentlichen Verwaltung bringen, aber in der Regel keine Pflicht sind. Das änderte die derzeitige Linksregierung mit einer Gesetzesänderung im März vergangenen Jahres - die Rücknahme der Anti-Katalanisch-Politik von Bauzá war ein zentrales Versprechen von Sozialisten und Més im Wahlkampf gewesen.

So klar die Stoßrichtung, so schwierig die Frage, welche Ausnahmen zulässig sein sollen. Ein erster Entwurf für eine Ausführungsverordnung stieß bereits zu Jahresbeginn beim Koalitionspartner Més auf Kritik. Er sah eine bis zu zweijährige Übergangsfrist vor, während der Ärzte und Pfleger ihre Katalanisch-Kenntnisse nachträglich nachweisen können. Dazu muss man wissen, dass die Sozialisten mit Patricia Gómez zwar die Gesundheitsministerin und das politische Führungspersonal von IB-Salut stellen, die Katalanisch-Förderung aber vor allem in die Zuständigkeit von Més fällt und darüber hinaus den ideologischen Kern der Regionalpartei berührt.

Die Situation eskalierte dann am 29. August, als die Gesundheitsbehörde nicht nur die Ausschreibung von 253 festen Stellen ankündigte, sondern auch eine Resolution im balearischen Gesetzesblatt veröffentlichte: Sie sah vor, dass die Katalanisch-Pflicht für Ärzte, Krankenpfleger und Pharmazeuten vorerst ausgesetzt würde.

Das ging Més zu weit. Ausnahmefälle seien ja schön und gut, kritisierte etwa der Més-Abgeordnete Antoni Reus, „aber mit dieser Resolution wird zur Regel, was als Ausnahme gedacht war." Wo bliebe da noch der Unterschied zur verhassten Bauzá-Politik? Die Landesregierung kündigte noch am selben Tag die Rücknahme der Resolution an und setzte die Stellenausschreibung aus. Es werde eine provisorische Neufassung der Resolution geben, bis das eigentliche Ausführungs­gesetz vorliege, hieß es.

Seitdem wird verhandelt. Ein Kompromiss könnte so aussehen, dass Bewerber ohne Katalanisch-Kenntnisse zwar im Fall von schwer zu besetzenden Stellen zum Zug kommen, allerdings dann innerhalb einer bestimmten Frist einen Katalanisch-Nachweis nachreichen müssen. Bei der Festschreibung der Ausnahmen sitzt Ministerin Gómez zwischen allen Stühlen: Sie muss es dem Sozius Més recht machen. Sie darf es sich nicht mit den Ärzten und Krankenpflegern und ihren Gewerkschaften verderben, die auf ein Moratorium von zwei Jahren zum Nachweis der Katalanisch-Kenntnisse setzen. Und sie darf auch nicht die restlichen Mitarbeiter vor den Kopf stoßen, die eine Ungleichbehandlung oder Diskriminierung befürchten und vor Gericht ziehen könnten.

Schon mal lernen

Personalvize Bautista hütet sich selbstverständlich, politisch Position zu beziehen. Aber er lässt durchblicken, dass auch die Motivation der Bewerber eine Rolle spielt. So gibt es ein breites Angebot von berufsbegleitenden Katalanisch-Kursen, in die derzeit knapp tausend Angestellte eingeschrieben sind. Und die bolsa funktioniert zum Glück erstmal auch ohne Kompromiss: Alle Bewerber können sich einschreiben, so Bautista. Erst bei der Einstellung müssten sie dann ihre Katalanisch-Kenntnisse nachweisen.