Im Gerichtsprozess um mutmaßliche Korruption rund um die Radsportanlage Palma Arena hat jetzt auch der deutsche Architekt Ralph Schürmann als Zeuge auf Mallorca ausgesagt und den angeklagten früheren Balearen-Premier Jaume Matas belastet. Er sei im Jahr 2006 entlassen und von dem Projekt abgezogen worden, weil er ein transparenteres Vergabeverfahren angemahnt habe, so Schürmann am Montag (18.9.) vor Gericht, wie die Nachrichtenagentur Efe berichtet. Daraufhin habe man einen Vorwand gesucht, um ihm die Projektverantwortung zu entziehen. Dieses wurde daraufhin den Brüdern García Ruiz, Freunden von Matas, übergen.

Die 2007 eröffnete Radsportarena ist ein Symbol für die Korruption auf Mallorca. Nicht nur, dass sie mit rund 120 Millionen Euro weit mehr als das Doppelte kostete als geplant. Der deutsche Architekt wurde geschasst, weil er laut eigener Aussage die Kosten nicht höher ansetzen wollte als gewünscht. Die Beispiele für Pfusch am Bau füllen eine lange Liste, darunter ist auch der berühmt gewordene Aufzugschacht, der im Niemandsland endet. Zu allem Überfluss erklärte der internationale Radsportverband die Arena wegen Baumängeln für zunächst nicht wettkampftauglich.

Der Skandal hatte im Jahr 2009 begonnen und immer weitere Kreise gezogen - er sollte zur Inhaftierung von Ex-Premier Jaume Matas führen und selbst das spanische Königshaus erschüttern. Auch die Ermittlungen wegen Korruption gegen Iñaki Urdangarin, Schwiegersohn des früheren Königs Juan Carlos, waren eines von insgesamt 26 Einzelverfahren, in die der Skandal aufgeteilt wurde.

Die Anklage geht zum einen von Schlamperei und mangelnder Bauaufsicht aus, zum anderen sollen Rechnungen gefälscht und aufgebläht worden sein. Auch dem Vorwurf der illegalen Wahlkampffinanzierung wurde nachgegangen. Schon bei der Ausschreibung wurde offenbar getrickst. Die beschlagnahmten Unterlagen legen nahe, dass die beteiligten Unternehmen schon vor offizieller Auftragsvergabe wussten, was zu tun war. Weder wurde die Planung öffentlich ausgeschrieben, noch wurden die ausgeführten Arbeiten ausreichend dokumentiert.

Er habe zehn Jahre lang versucht, dieses Projekt zu vergessen, so Schürmann am Montag vor Gericht als Entschuldigung dafür, dass er manche Fragen des Richters nicht konkreter beantworten konnte. Dass sich die Kosten von letztendlich 120 Millionen Euro nicht im Bau der Radsportarena spiegelten, hatte der Architekt bereits während der Ermittlungen bekräftigt. Eine solche Behauptung sei ein „schlechter Scherz", so der Architekt damals gegenüber der Presse. Das Bauwerk von Palma sei weltweit gerade mal mit 30 Millionen Euro teuren Velodromen zu vergleichen.

Der vergangene Woche begonnene Prozess, der bis Mitte der Woche dauern soll, ist ein von mehreren, in denen sich Ex-Premier Matas verantworten muss. Gegen den langjährigen Balearen-Premier der Volkspartei PP (1996-1999 und 2003-2007) und spanischen Umweltminister (2000-2003) laufen zahlreiche Verfahren wegen mutmaßlicher Korruptionsdelikte. Wegen der Überlastung der Justiz ziehen sich die Verfahren seit Jahren in die Länge. /ff