Rafael Nadal schlägt mit Trainer Carlos Moyá und einem seiner Tennisschüler Bälle über das Netz auf dem Central Court des Rafa Nadal Sports Centre in Manacor. Von der Terrasse des anliegenden Hotels schauen Real-Mallorca-Manager Maheta Molango, Ex-Präsident Monti Galmés und Miteigentümer Steve Nash zu. Die Trainingseinheit gleicht einem Treffen der Familie Nadal. Hinter Rafael steht sein ehemaliger Coach und Onkel Toni und gibt Ratschläge. Auf der steinernen Tribüne dahinter sitzen Vater Sebastián und ­Onkel Miguel Ángel. Mit Letzterem ist die MZ verabredet, um über das anstehende Referendum in Katalonien und die sportlichen Verbindungen zwischen Mallorca und Barcelona zu sprechen. Der ehemalige Fußballprofi war sowohl mit Real Mallorca (2003 Gewinn der Copa del Rey) als auch mit dem FC Barcelona (von 1991 bis 1999 fünfmal spanischer Meister und 1992 Sieger im Europapokal der Landesmeister) erfolgreich.

Was ist Ihre Meinung zum Referendum?

Es ist offensichtlich, dass es ein Problem gibt. Die Politiker versuchen, daraus Profit zu schlagen, anstatt dieses Problem zu lösen. Mir macht die Anspannung zwischen den beiden politischen Lagern Sorgen. Ich finde, dass die Katalanen ein Recht auf eine legale Abstimmung haben. Das ist dieses Referendum am Sonntag aber nicht. Das wird eher eine Art Demonstration.

Sind Sie für die Unabhängigkeit Kataloniens oder dagegen?

Ich bin dafür, dass das Problem gelöst wird. Wenn ich zur Wahl am Sonntag aufgerufen wäre, würde ich nicht hingehen. Das wäre bei dieser illegalen Abstimmung nur eine Zeitverschwendung.

Sie haben als ehemaliger Spieler vom FC Barcelona sicherlich noch Verbindungen nach Katalonien. Wie ist Ihr Eindruck von der Stimmung dort?

Ich habe mich erst kürzlich mit Leuten in Barcelona darüber unterhalten. Es hat mich erschüttert, dass es zu keiner vernünftigen Debatte kam, sondern nur polemisiert wurde. Die Beteiligten müssen erst einmal eine Grundregel lernen: Sie müssen sich gegenseitig zuhören. Das fängt bei den Politikern an.

Aus sportlicher Sicht gibt es viele Beziehungen zwischen Mallorca und Barcelona.

Nicht nur im Sport! Das ­Einzige, was uns trennt, ist das Mittelmeer. Die Katalanen sind unser nächster Nachbar. Wir haben auch die gleiche Sprache. Der Sport kann dann dieses Gemeinschaftsgefühl stärken.

Mit Albert Ferrer, Sergi Barjuán und Ihnen haben sich drei Spieler aus dem sogenannten „Dream-Team" von Barcelona unter Johann Cruyff als Trainer bei Real Mallorca versucht. Sehr erfolgreich waren diese Amtszeiten jedoch nicht.

Ein erfolgreicher Spieler ist nicht gleich ein erfolgreicher Trainer. Die vergangenen Jahre verliefen bei Real Mallorca sehr unruhig. Albert Ferrer und Sergi Barjuán sind mit einer Spielphilosophie gekommen. Aber diese muss eben auch zum Team und der ­Liga passen.

Haben Sie noch Kontakte zum Verein?

Da drüben stehen sie doch (lacht). Real Mallorca war immer ein wichtiger Teil meiner sportlichen Karriere. Mit dem aktuellen Trainerteam habe ich aber keinen Kontakt.

Derzeit läuft es gut bei Real Mallorca. Der Club ist ungeschlagener Tabellenführer.

Die spielen in der drittklassigen Segunda B. Die Balearen haben ein Team in der Primera División verdient.

Dort hat Ihr anderer Herzens­club, der FC Barcelona, nach dem Abgang von Neymar mit einem starken Saisonstart überrascht.

Das war keine Überraschung. Der Abgang von Neymar hat zwar die Fans etwas schockiert und für Unsicherheit gesorgt, aber der FC Barcelona hat immer noch einen Kader, der viel besser ist als der Großteil der Liga. Die Mannschaft, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat, ist Real Madrid. Daher hat Barcelona nach sechs Spieltagen bereits sieben Punkte Vorsprung.

Was würde eine Unabhängigkeit von Katalonien für den spanischen Fußball bedeuten?

Dafür müsste erst mal Klarheit darüber herrschen, wie es mit Katalonien weitergeht.

Der Präsident des spanischen Ligaverbandes, Javi Tebas, schloss am Dienstag (26.9.) eine Mannschaft eines unabhängigen Kataloniens in der spanischen Liga aus. „Nach dem spanischen Sportgesetz gibt es nur einen Staat, dessen Teams in den spanischen Ligen mitspielen können, und das ist Andorra", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Laut Tebas würde auch die UEFA den katalanischen Fußballverband in den ersten Jahren nach der Trennung vom spanischen nicht akzeptieren. Das würde einen Ausschluss aus der Champions League für die katalanischen Teams bedeuten.

Die katalanischen Spieler würden wohl auch nicht weiter für die spanische Nationalmannschaft spielen. Zumal es eine katalanische Nationalmannschaft schon seit 1904 gibt.

Die Basken und die Andalusier haben auch ihre Nationalmannschaft. Selbst auf Mallorca hatten wir mal ein Team. Ich finde es einen absurden Gedanken, dass sich durch diese Demonstration am Sonntag etwas ändert.