Sie steht ein wenig schief, die Tamarinde, deren Blätter in einer seichten Brise flattern. Der junge Baum ist der einzige, der auf dem Schotterplatz ganz am Ende des natürlichen Innenhafens in Portocolom steht. Sa Bassa Nova nennen die Einheimischen die Zone, „der neue Teich". Etwas verwahrlost und leer sieht der rund 4.000 Qua­dratmeter große Abschnitt zwischen der Straße und dem seichten Südost-Ufer aus. Auch die Tamarinde vermag gegen diesen Eindruck nicht viel auszurichten.

„Sie soll ein Zeichen sein und andeuten, worauf wir hinauswollen", sagt Orestes Pérez Jaume. Der Mallorquiner ist mitverantwortlich dafür, dass der Baum steht, wo er steht. Gemeinsam mit anderen Mitstreitern der Bürgerinitiative Salvem Portocolom (zu Deutsch: Lasst uns Portocolom retten) pflanzte er die ihn vor einigen Wochen ein. „Wenn es nach uns geht, dann würden hier bald noch 50 weitere Bäume stehen. Zwei oder drei Bänke, ein bisschen Rasen vielleicht, fertig", sagt Pérez.

Doch es geht eben nicht nach den Mitgliedern der Bürgerplattform, denn das zuständige Rathaus in Felanitx hat andere Pläne - und die Balearen-Regierung auf seiner Seite. Ein Parkplatz soll auf dem Schotterplatz entstehen. Bis zu 36 Anhänger sowie Autos sollen hier Platz finden, zwei kleine Kreisverkehre sind zum Rangieren geplant. Zudem soll ein 32 Quadratmeter großes Gebäude entstehen, das als Kantine genutzt werden könnte. Und - allem voran -eine 124 Quadratmeter umfassende Rampe, auf der gleich zwei Boote gleichzeitig ins Wasser gelassen und wieder herausgeholt werden können.

Man reagiere mit diesen Plänen nur auf die Anfragen des Rathauses, heißt es bei der Balearen-Regierung auf MZ-Anfrage. Anwohner zu verärgern sei in keinem Fall beabsichtigt gewesen. Das Rathaus in Felanitx wiederum rechtfertigt die Entscheidung damit, dass eine neue Rampe sowie Stell- und Liegeplätze für Boote und Anhänger notwendig seien. Denn derzeit werden die Schiffe am nördlichen Teil des Hafenbeckens ins Wasser gelassen, ganz in der Nähe der Altstadt des kleinen Küstenorts. Und dort herrsche chronische Parkplatznot.

Dem kann auch Orestes Pérez von Salvem Portocolom nicht widersprechen. „Die Rampe hier unten anzubringen ist nicht verkehrt. Aber in der Größe?" Zudem stünden rund um die Bassa Nova anders als in der Altstadt genug freie Parkplätze zur Verfügung. „Warum also neue dazubauen?" Außerdem münde gleich nebenan ein torrent ins Meer. „Die Zone hier ist von Überschwemmungen bedroht. Man sollte sie nicht zubauen, sondern renaturieren", sagt Pérez.

Es ist nicht das erste Mal, dass Salvem Portocolom gegen öffentliche Baupläne protestiert. Seit Jahren schaffen es die Aktivisten immer mal wieder in die Medien, mit teils kreativen, aber friedlichen Protestaktionen. „Der harte Kern von Salvem Portocolom sind etwa zwölf Leute, aber je nach Thema und Aktion haben wir sehr viele Unterstützer", berichtet Pérez. Im vergangenen Jahr beispielsweise legten sich die Heimatliebhaber in Neoprenanzügen an den Hafen, um gegen eine „dreiste Enteignung" seitens des Yachtclubs Rabatz zu machen. Genau wie damals schwingt auch bei den neuen Projekten zur Umgestaltung von Sa Bassa Nova die Angst der Aktivisten mit, dass der öffentliche Raum weiter eingeschränkt werden könnte.

„In den 50er-Jahren war da, wo jetzt der befestigte Schotter liegt, ein kleiner Strand", so Pérez. Bei einer großen Überschwemmung im Jahr 1989 sei der Strand verloren gegangen. Stück für Stück sei in den vergangenen Jahren das Ufer dann mit einem Kies-Beton-Gemisch immer weiter ins Meer hinein verlegt worden. „Wenn jetzt auch noch im großen Stil Liegeplätze für Boote gebaut werden und das Ufer für Parkplätze genutzt wird, dann verlieren wir faktisch noch mehr öffentlichen Raum, sowohl im Wasser als auch an Land."

Zwar besäßen viele Einwohner Portocoloms kleine Boote. Die geplante Rampe sei aber für größere Gefährte und sogar Yachten gedacht. „Und dann sind es doch nur einige wenige, die einen Nutzen davon haben, und die meisten kommen von außerhalb", kritisiert Pérez. „Das Projekt ist überdimensioniert. Warum kann nicht eine kleine Rampe gebaut werden und der Rest in eine nette Grünfläche umgewandelt werden?"

Trotz des Unmuts muss Pérez zugeben: „Die Regierung ist durchaus dialogbereit." Bei einer Versammlung kamen Anwohner, Rathaus und Regierung im September zusammen. „Man hat uns zugehört, und wir konnten unserem Ärger Luft machen", so Pérez. Auch die Balearen-Regierung betonte in einer Pressemitteilung, dass man die Einwände der Anwohner ernst nehme. Immerhin sind für die Arbeiten knapp 520.000 Euro eingeplant.

Orestes Pérez hält wenig von dem Angebot, ein paar Bäume auf dem neuen Parkplatz zu integrieren. „Wir wollen gar keinen Parkplatz", beharrt er. Am Sonntag (15.10.) wollen er und seine Mitarbeiter deshalb einen weiteren Baum pflanzen. Um sicherzugehen, dass ihr Anliegen nicht in

Vergessenheit gerät.