Wenn Hoteldirektor Julio Macià durch den Speisesaal des Lido Park in Peguera läuft, muss er alle paar Meter anhalten. Ständig sprechen ihn Urlauber an, oder der Direktor erkundigt sich nach dem Befinden von Stammgästen. „Die Dame war schon etwa 50 Mal bei uns im Hotel", sagt Macià, nachdem er eine Schweizerin auf Französisch begrüßt hat. „Die Leute schätzen die familiäre Atmosphäre, die bei uns herrscht."

Das Lido Park am Strand La Romana ist eines von 16 Häusern des Schweizer Touristikers Universal, ein Familienunternehmen, das Mitte September sein 70. Jubiläum im unternehmenseigenen Hotel Don Leon in Canyamel gefeiert hat. Gekommen waren 120 geladene Gäste, unter anderem auch die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol. „Für unsere Angestellten gibt es nach der Saison noch eine große Party in einer ­Diskothek", versichert Yannik Erhart, der Neffe des Unternehmensgründers ­Alfred Erhart und Verkaufsleiter auf ­Mallorca, an seinem Schreibtisch im Gewerbegebiet Son Rossinyol in Palma de Mallorca. Die Büroräume von Universal dürften die einzige Immobilie des Unternehmens sein, von der aus das Meer nicht zu sehen ist. Das war das Konzept von Beginn an: Urlaub direkt am Strand. Damit begann 1947 die Geschichte.

Der 29-jährige Alfred Erhart hatte ein Philosophiestudium in der Schweiz absolviert und begonnen, als sogenannter Luftverkehrsagent zu arbeiten. „Die Fliegerei hat ihn schon immer fasziniert", erzählt sein Neffe. Das Ende des Zweiten Weltkrieges war der Ausgangspunkt für die Firma Universal Flugreisen, die Erhart 1947 gründete. Er sah großes Potenzial darin, ehemalige Militärflugzeuge, die nach dem Krieg günstig abzugeben waren, für den Warentransport einzusetzen. So flog er Walliser Erdbeeren in die Tschechoslowakei und Schuhe von dort in die Schweiz zurück.

1949 flog Erhart mit seiner Frau in die Flitterwochen nach Mallorca, bereits damals ein beliebtes Ziel von frisch Verheirateten. Die Reise war alles andere als bequem. Von der Schweiz ging es über London und Barcelona schließlich nach Palma. Die Erharts mussten stundenlang im Frachtraum zwischen Fässern mit Textilfarbe Platz nehmen. „Mein Großvater sagte sich dann: Das muss doch auch anders gehen", erzählt Yannik Erhart. Und: Was die Erharts begeisterte, musste doch auch anderen Schweizern gefallen: Er witterte sein Geschäft mit direkten Flugreisen auf die Mittelmeerinsel. 1955 gründete Erhart die erste Schweizer Bedarfsfluggesellschaft „Swiss Universal Air Charter" und kaufte eine alte Maschine der Marke Vickers-Viking für 450.000 Franken. 36 Plätze hatte diese nur.

Zu Beginn streute Erhart sein Angebot allerdings weiter. „Auch nach Sardinien flog die Maschine", berichtet Yannik Erhart. „Aber schnell stellte sich heraus, dass Mallorca das beliebteste Ziel war." Ab 1961 flog Universal nur noch die Balearen-Insel an. Dort galt es, Hindernisse zu überwinden. Der Standard der Unterkünfte entsprach nicht dem, was Schweizer gewohnt waren. Durchgelegene Betten, stinkende Toiletten, unqualifizierte Bauernburschen, die plötzlich als Kellner arbeiteten - Erhart musste aktiv werden und eigene Häuser bauen.

Was fehlte, war das Geld. Bankkredite gab es nicht in dieser Höhe, weshalb Alfred Erhart Privatinvestoren suchte. „Er schaltete eine Annonce in der Zeitung - und siehe da, es klappte", sagt Yannik Erhart. Mit einem aus heutiger Sicht horrenden Zinssatz von 10 Prozent lockte Erhart Investoren an und gewährte ihnen noch 20 Prozent Nachlass für Mallorca-Urlaube. 1962 wurde der erste Hotelbau in Angriff genommen - das Aquamarin in Sant Elm. Das Gute für Universal war: „Man durfte damals noch direkt am Strand bauen", erklärt Yannik Erhart. Bis Anfang der 70er-Jahre kamen fünf weitere Hotelneubauten dazu. Die Häuser waren über die gesamte Insel verteilt. Nicht immer lief alles ganz glatt, das Hotel Florida in Magaluf etwa wurde zunächst ohne Fenster und Balkongeländer eröffnet. Es gab Lieferverzögerungen. Aber die Schweizer nahmen's mit Humor, es war schließlich Sommer. Das letzte Hotel, das Universal in sein Portfolio aufnahm, war erst 2015 das Aparthotel Elisa an der Playa de Muro. „Auf ausdrücklichen Wunsch der Kunden nach einem Hotel in dieser Gegend", sagt Yannik Erhart.

Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass Universal nicht unbedingt wachsen will. Lieber sollen die bestehenden Häuser renoviert werden. Und vor allem sieht man keine Notwendigkeit, neben Mallorca andere Ziele mit ins Angebot zu nehmen. „Auch wenn der momentane Boom eines Tages abflaut und wir mal etwas weniger Geld verdienen sollten", so Erhart. „Aber das ist dann halt so." Das ist wohl die Schweizer Gelassenheit.