Für Pilar Carbonell, die Nummer 2 im balearischen Tourismusministerium, wird es eng. Laut einem am Dienstag (14.11.) bekannt gewordenen Bericht des Geldwäsche-Dezernats der Nationalpolizei hat die Politikerin in 18 abgehörten Telefongesprächen der Unternehmensgruppe von Bartolomé Cursach eine "exklusive und bevorzugte Behandlung" zukommen lassen. Dabei ging es um Lizenzen für den Megapark, den riesigen deutschen Partytempel an der Playa de Palma. Dank der Vermittlung der Generaldirektorin konnte im Dezember 2016 ein Problem mit fehlenden Baugenehmigungen aus dem Weg geräumt werden.

Der Sachverhalt ist nicht neu, und Pilar Carbonell hat - wie auch am Dienstag wieder - stets betont, dass sie alle Ansprechpartner im Tourismus gleich zuvorkommend behandelt. "Ich fühle mich ganz ruhig", so Carbonell zu MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". Sie habe nie jemanden bevorzugt, "nicht diese Gruppe und auch keine andere." Stattdessen habe sie nur ihre Arbeit gemacht. "Mehr ist da nicht", betonte sie.

Die Polizei kommt allerdings zu einem anderen Schluss: Die Beziehung zwischen der Generaldirektorin und ihrem Ansprechpartner, dem Geschäftsführer der Cursach-Gruppe, Tolo Sbert, sei von "Zusammenarbeit und Unterwürfigkeit" geprägt gewesen. Die langjährige Verbandssprecherin von Mallorcas Gastronomen habe ihr Handeln auf die Geschäftsinteressen der Unternahmensgruppe abgestimmt und deren "Anweisungen" Folge geleistet.

Von einer persönlichen Vorteilsnahme seitens Pilar Carbonell ist in dem Bericht nicht die Rede. Stattdessen wird darauf hingewiesen, dass die Cursach-Gruppe schon seit vielen Jahren versucht, Einfluss auf die Entscheidungen des Tourismusministeriums zu nehmen. Der Gründer und Chef der Unternehmensgruppe, Bartolomé Cursach, sitzt in Palma de Mallorca in Untersuchungshaft. Ihm wird über ein Dutzend schwerer Delikte vorgeworfen. Auch ganze Einheiten der Ortspolizei von Palma sollen ihm über Jahre hinweg zu Diensten gestanden haben.

Weitere Informationen zum Fall Cursach lesen Sie hier.

hier