Sieben Jahre nach dem tödlichen Sturz einer 20-jährigen Italienerin aus einem sechsten Stock eines Hotels in Cala Major auf Mallorca wird der Fall in Italien neu aufgerollt. Während die spanischen Behörden damals keine Anzeichen für Gewaltanwendung fanden und den Fall deshalb für einen Selbstmord hielten, stehen nun im italienischen Arezzo zwei Italiener wegen mutmaßlicher Sexualdelikte vor Gericht. Die Eltern der Verstorbenen gehen davon aus, dass ihre Tochter vom Balkon stürzte, weil sie vor mutmaßlichen Vergewaltigern floh.

Der Vorfall trug sich im August 2011 zu. Die 20-jährige Martina Rossi war mit Freundinnen nach Mallorca gereist. Beim nächtlichen Feiern lernte sie Landsleute kennen, die im selben Hotel untergebracht waren. Wenig später fiel sie aus dem Zimmer einer der Männer vom Balkon. Sie hatte weder Schuhe noch Hose an.

Eine Mitarbeiterin des Hotels hatte bezeugt, dass sie den Sturz gesehen hatte und dass es so ausgesehen habe, als sei die Frau ohne Fremdeinwirkung vom Balkon gesprungen. Die Polizei fand keine Hinweise auf sexuelle Gewalt. Die Männer sagten gegenüber den Behörden auf Mallorca aus, Rossi sei zu dem Zeitpunkt alleine im Zimmer gewesen.

Auf Druck der Eltern wurde der Fall nun neu aufgerollt. Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Kläger luden insgesamt mehr als 100 Zeugen vor, um den Vorfall aufzuklären. Einer der beiden Beschuldigen war von der Polizei belauscht worden, als er zu seinem Freund sagte: "Mach dir keine Sorgen, sie haben keine Spuren von sexueller Gewalt am Körper entdeckt." Inzwischen gaben die beiden Angeklagten zu, zum Zeitpunkt des Sturzes im Zimmer gewesen zu sein. /tg