Ehemalige Schneehäuser auf Mallorca dienen Schweizer Forschern als Vorbild, um das Rätsel eines bei Ausgrabungen in Kaiseraugst entdeckten Schachtes zu lüften. Die Wissenschaftler füllen den aus der Römerzeit stammenden Schacht in diesen Tagen nach dem Vorbild der mallorquinischen "nevaters" mit Schnee- und Stroh, um damit zu beweisen, dass sich so schon in der Antike verderbliche Lebensmittel auch ohne Kühlschrank bis in den Sommer hinein lagern lassen.

Wie das Schweizer Online-Portal www.20min.ch berichtet, hatte das Team um den Archäologen Peter-Andrew Schwarz an der Universität Basel bereits zwei Versuche durchgeführt, die nicht vollends überzeugten. Beim ersten Versuch war der gesamte Schnee gleichzeitig eingefüllt worden. Da er sich nicht richtig verdichtete, hielt er nicht lange genug. Bei einem zweiten Experiment füllten die Wissenschaftler den Schnee zeitversetzt in mehreren Fuhren ein. So hielt der Schnee immerhin bis Juni.

Um die Effizienz abermals zu steigern, wolle Schwarz nun nach der Methode der ehemaligen Schneehäuser auf Mallorca vorgehen: "Wir werden jeweils 20 bis 30 Zentimeter hohe Schneelagen einfüllen, diese gut verdichten und mit Stroh abdecken, bevor wir dann die nächste Schneelage einfüllen", zitiert www.20min.ch den Forscher. "Auf Mallorca wurde mit dieser Methode bis zum Aufkommen von elektrischen Kühlschränken Schnee bis in die Sommermonate konserviert, um Lebensmittel zu kühlen", ergänzt Schwarz.

Hintergrund: Eisproduktion auf Mallorca - ein eiskaltes Geschäft

Mit dem Experiment wolle das Archäologen-Team zeigen, dass es prinzipiell möglich war, den Schacht in Kaiseraugst als antiken Kühlschrank zu benutzen. Ob er von den Römern tatsächlich dafür genutzt wurde, sei damit noch nicht bewiesen.

Auf Mallorca zeugen heute noch zahlreiche Ruinen von dem Geschäft des Kühlens ohne Kühlkammer. Auf Wanderungen durch die Tramuntana kann man die beeindruckenden Überreiste der Gebäude bewundern. /tg