MARTINA ZENDER Die Fassade mit den verschnörkelten blumigen Modernismo-Elementen, die 1916 entstand, ist wohl eine der am meisten fotografierten von Palma de Mallorca - Millionen Postkarten davon wurden in alle Welt verschickt. Sie gehört zum Forn des Teatre, der vor einem Jahr im Frühling geschlossenen früheren Bäckerei-Konditorei gegenüber vom Gran Hotel an der Plaça Weyler.

Von der einstigen Qualität bezüglich Ensaimadas und Mandelkuchen - ihren früher so bekannten Spezialitäten - war schon seit dem Betreiberwechsel 2001 nichts mehr zu sehen beziehungsweise zu schmecken. Nun wird neues Leben in das Lokal einkehren. Und zwar ein richtig gutes, denn Tomeu Arbona (55), der prämierte Meisterbäcker und Autor wird mit seinem aktuellen Geschäft Fornet de La Soca aus seinen Räumlichkeiten im Carrer Jaume (gegenüber vom Boutiquehotel Sant Jaume) im August hierhin umziehen. Behutsam wurde renoviert, und auch der Name an der Fassade muss aus Denkmalschutzgründen bleiben. "Doch mit so einem Prestige-Namen kann man leben, meiner wird ergänzt", meint Arbona, dessen Name unter Kennern einen mindestens ebenso großen Ruf hat.

Es wird ein Abschied vom alten Geschäft mit Tränen, verdankt der frühere Sozialarbeiter und Psychotherapeut seinem 2011 eröffneten Laden IM Carrer Sant Jaume 23 doch so viel. Gegründet hat er ihn in Zeiten der Krise, als er als Therapeut seine Patienten verloren hatte, da in Spanien die staatliche Krankenversicherung keine Therapien bezahlt. So kam er auf die Idee, sein Hobby zum Beruf zu machen - und wurde erfolgreich.

Arbonas Schwerpunkt liegt auf der Entdeckung und Adaptierung von historischen Rezepten, für die er Archive durchstöbert. Kein Wunder, dass man ihn einen kulinarischen Archäologen nennt. Eingerichtet wurde das (noch) bestehende Fornet de la Soca AM Carrer Sant Jaume 23 damals in Ermangelung von Geld mit auf Flohmärkten und in entsprechenden Geschäften gefundenen alten Möbeln, die dem Laden ein besonderes Flair geben.