Eigentlich soll laut dem neuen Tierschutzgesetz auf Mallorca und den Nachbarinseln kein Tier mehr bei Feierlichkeiten sterben oder verletzt werden. Ein Millionär aus Sóller will jetzt der Bevölkerung des Bergdorfs Fornalutx angeblich einen Stier zur Verfügung stellen, der bei der traditionellen Stierhatz im September geschlachtet werden soll, wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". Tierschützer sind entsetzt und reden von Betrug.

"Sie machen sich über uns Tierschützer lustig", so Sebastià Amengual, Sprecher der Vereinigung "Mallorca Sense Sang". Schon im vergangenen Jahr habe sich das Rathaus beim traditionellen Correbou über zahlreiche Regelungen hinweggesetzt. Damals war ein angeblich zahmer Stier an einer Leine durchs Dorf geführt worden, anstatt ihn mit Seilen an den Hörnern durch die Mengen zu ziehen. Ganz ohne Murren hatte das Tier die Prozedur jedoch nicht über sich ergehen lassen, zwischenzeitlich mussten Helfer eingreifen, um die umstehenden Dorfbewohner vor dem nervösen Tier zu schützen. "Es war gefährlich, es gab keinerlei Sicherheitsvorkehrungen, auch nicht für das Tier", kritisiert Amgenual. "Wir wollen, dass endlich eingehalten wird, was das Gesetz verspricht."

Dass nun ein Stier getötet und - wie die Tradition besagt - das Fleisch unter den Dorfbewohnern verteilt werden soll, zeige nur, dass Fornalutx die balearische Gesetzgebung systematisch unterwandere. "Es wird jedes Jahr schlimmer", so der Tierschützer. "Ein weiterer Verstoß gegen geltendes Gesetz." /somo