Kinder malen in von der Reederei Corsica Ferries gesponserten Heften zwischen parkenden Autos, deren Türen offen stehen. Die Füße hochgelegt, schauen einige Menschen in den Fahrzeugen Filme auf ihren Tablets. Andere führen ihre Hunde auf dem Hafengelände spazieren. Um 17.30 Uhr sollte am Montag (20.8.) die Fähre „Mega Express Four" von Corsica Ferries in den Hafen von Port d'Alcúdia einlaufen. Da sie aber in Toulon in Südfrankreich verspätet gestartet ist, erreicht sie Mallorca erst um 18.50 Uhr. Die Wartenden wirken trotzdem entspannt. „Die Verbindung ist super für uns. Dadurch, dass wir nicht mehr nach Barcelona oder Valencia fahren müssen, sparen wir uns viele Kilometer und letztlich Zeit und Geld", erzählt etwa Xisco Gorreto. Der Mallorquiner lebt mit seiner Frau in Belfort bei Mulhouse.

Seit April 2018 kann man wieder per Fähre von der größten Balearen-Insel nach Frankreich und wieder zurück schippern. Das ging zuletzt vor 15 Jahren. Die damalige Verbindung ging allerdings mit einem anderen Anbieter von Sète bei Montpellier nach Palma. Jetzt bedient Corsica Ferries die Strecke - mit rund elf Stunden dauernden Tages- und Nachtfahrten. Bisher war der Fährenriese mit seinen zwölf Schiffen auf Korsika und Sardinien spezialisiert. Seit April hat die Reederei laut Jean Santucci, dem Balearen-Beauftragten des Unternehmens, bereits 51.000 Passagiere und 19.000 Autos zwischen Toulon und Port d'Alcúdia befördert.

Im Hafen ist am Montagabend vor allem Französisch zu hören - die Hälfte der Passagiere kommt aus Frankreich, vorzugsweise der

Region um Marseille, immerhin 30 Prozent sind Deutsche. Während man bei den Restaurants in Hafennähe vergebens nach Aufstellern auf Französisch sucht, habe man in der Touristen-Info einen deutlichen Anstieg der französischen Gäste bemerkt, berichtet Gemeinderat Joan Gaspar Vallori. Im vergangenen Jahr waren fünf Prozent der Laufkundschaft Franzosen, in diesem Jahr sind es zwölf Prozent. „Wir haben daher mittlerweile auch mehr Prospekte mit französischen Beschreibungen. Es ist offensichtlich, dass der Anstieg mit der neuen Fährverbindung zu tun hat", sagt Vallori. Auch die hohe Zahl an Autos mit französischem Kennzeichen in dem Ort zeigt dies deutlich.

„Wir sind mit der ganzen Familie hier. Kosten für Flugtickets plus Mietwagen wären definitiv höher gewesen", erzählt Passagier Robin Pelizzari. So kostet eine Hin- und Rückfahrt mit Kabine und Auto für zwei Personen in der Nebensaison laut Reederei rund 180 Euro, in der Hochsaison 30 Prozent mehr. Eine Kabine ist laut dem 22-jährigen Franzosen aber gar nicht nötig - nachts verwandle sich der Restaurant-Boden in eine riesige Liegewiese für Passagiere.

Auch auf den Liegen am Pool schlafe es sich gut, erzählt Eva Dupont, die mit zwei Freundinnen eine Rucksacktour auf der Insel machen will. „Nur die Disco-Musik morgens um neun sollte das Personal noch einmal überdenken." Wie die meisten Passagiere bleiben die Französinnen eine Woche. Jüngere Menschen würden häufig auch zum Feiern nach Magaluf oder Palmanova weiterfahren und insgesamt kürzer bleiben, so Reederei-Manager Santucci. Die meisten der Passagiere seien jedoch Familien - oft mit Haustieren. „Hier darf man Hunde im Gegensatz zu anderen Fähren mit in die Kabine und ins Restaurant nehmen", erzählt Passagierin Victoria Vallès. „Sie müssen nicht in einem Käfig bleiben, wo sie dem Lärm des Schiffmotors ausgesetzt sind. Das war ein entscheidender Grund, weswegen wir uns für die Fähre statt fürs Flugzeug entschieden haben."

So sehr die Passagiere in Port d'Alcúdia willkommen sind - sie tragen leider nicht zur Belebung der Nebensaison bei, da die Fähre im Winter nicht verkehrt. Es steigt die Besucherzahl zur Hauptsaison. 30 Prozent der Fahrgäste konzentrieren sich auf den August. Auch im Juli ist die Linie laut Reederei gut ausgelastet. „Ich glaube, dass der Ort und Mallorca durch die Verbindung Gefahr laufen, in einigen Jahren noch touristischer zu sein", meint Carol Fernandèz, die mit ihrer Freundin zum Entspannen von der Côte d'Azur nach Alcúdia gekommen ist. „Im Hafen wird schon eine große Cafeteria gebaut. Das bringt zwar Arbeitsplätze, trotzdem sollte man auch aufpassen, dass die Situation nicht aus dem Ruder läuft", findet die 48-Jährige.

Die Franzosen sind wohl nur die Vorhut. Zunächst wurden vor allem Bewohner aus der Umgebung um Toulon laut Reederei auf das neue Angebot aufmerksam. Aber auch Urlauber aus Nordeuropa gehören zur Zielgruppe. Bei Reisebüros, die etwa von Deutschland aus Gruppen-Rundreisen auf die Insel anbieten, stoße die neue Verbindung auf Zuspruch, da man durch den wegfallenden Umweg aufs spanische Festland einen Tag einsparen könne, erklärt Santucci. Und auch Mallorca-Residenten sollen stärker auf den Geschmack kommen.

Die Reederei zeigt sich schon jetzt mit der Nachfrage zufrieden. „Unsere Wunschzahl von 50.000 Passagieren wurde bereits erreicht", sagt Santucchi. Daher können wir jetzt schon garantieren, dass wir die Verbindung von April bis November kommenden Jahres mit zwei bis drei Überfahrten pro Woche in beide Richtungen wieder anbieten werden."