Bis zu 20 Millionen Euro - diese Summe haben knapp 300 Betroffene auf Mallorca, in Portugal und in Großbritannien durch die Insolvenz eines Finanzdienstleisters verloren. Und es sieht ganz so aus, als sei bei der Pleite so einiges nicht mit rechten Dingen zugegangen. Im Fokus steht die Firma Premier FX mit Hauptsitz in London und Außenstellen in Palma und Almancil an der Algarve. Der zur Barclays Bank gehörende Finanzdienstleister fungierte als Wechselinstitut vor allem für britische Residenten. Premier FX versprach einen attraktiveren Wechselkurs Pfund-Euro, als Banken üblicherweise zahlten.

Außerdem bot das Unternehmen an, Hauskäufe im Ausland abzuwickeln. So mussten die Käufer beispielsweise kein Konto in Spanien oder Portugal eröffnen und konnten Anzahlungen oder den gesamten Kaufpreis über Premier FX transferieren. Doch offenbar wurde man bei der Firma gierig: Premier FX war nach einem Bericht von „Sky News" lediglich dazu berechtigt, Gelder zu transferieren. Wie „Sky News" aber weiter berichtet, sollen Mitarbeiter von Premier FX ihre Kunden dazu ermutigt haben, die Gelder längere Zeit liegen zu lassen, um von möglicherweise günstigeren Wechselkursen zu profitieren.

Am 27. Juli dieses Jahres stoppte Premier FX seine Geschäfte plötzlich. Wenige Wochen zuvor war Gründer Peter Rexstrew, ehemaliger Broker an der Londoner Börse, bei einer Herzoperation in einem Krankenhaus in Lissabon gestorben. Seine beiden Kinder Charlie Rexstrew und Katy Grogan nahmen die Geschäfte an sich. Offenbar hatten sich große finanzielle Lücken aufgetan. Die beiden Kinder machten ihren Vater für die Misswirtschaft verantwortlich. Die britische Finanzaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) zwang Premier FX in die Insolvenz. Somit war auch das gesamte bei Premier FX eingelagerte Vermögen von einem auf den anderen Tag eingefroren, das Büro in Portugal wurde geschlossen. Die FCA hatte Ende Mai öffentlich verkündet, dass es Premier FX gut gehe. Der in Palma eingesetzte Premier-FX-Geschäftsführer Nick Jones hatte noch nach dem Tod von Peter Rexstrew im Juni auf der Internetseite des Unternehmens in einer Mitteilung geschrieben, dass sich die Kunden keine Sorgen machen müssen.

Auf Mallorca haben nicht nur Briten, sondern auch Deutsche, Franzosen, Italiener und Schweden Geld verloren. Ein Betroffener, nennen wir ihn Franz Meier, hat die MZ über seinen Fall informiert. Er hat eine mittlere sechsstellige Summe verloren, die er für einen Kunden bei dem Finanzdienstleister geparkt hatte. Er hat sich mit sieben weiteren Geschädigten zusammengetan, um gemeinsam in Großbritannien zu klagen.

Franz Meier vermutet: „Die haben am Devisenmarkt in London mit dem Geld gespielt und sich offenbar mehr als einmal richtig verzockt." Die Geschäfte liefen laut Meier ausschließlich über die Barclays Bank ab. „Die Bank hat nie überprüft, mit welchen Geldern da gehandelt wurde." Es sieht ganz so aus, dass die großen Institutionen Barclays Bank und FCA schwer geschlampt oder beide Augen zugedrückt haben. Und außerdem habe es ein Gschmäckle, dass die Insolvenzverwalter von Premier FX ausgerechnet die Anwaltskanzlei von Charlie Rexstrew und Katy Grogan seien, die Kinder des ver­storbenen Premier-FX-Gründers. Sie geben keinerlei Auskunft darüber, wohin die fehlenden Millionenbeträge geflossen sind.

Der Sitz von Premier FX in Palma befand sich im Carrer Protectora direkt hinter dem Carrer Jaume III. Auch diese Räumlichkeiten wurden von einem auf den anderen Tag ausgeräumt und geschlossen. Auf Mallorca hatten sich die Verantwortlichen der Firma nach Angaben des Geschädigten Franz Meier immer sehr umgänglich gezeigt, waren Stammgäste bei Golfturnieren, protzten aber nie mit Autos oder Schmuck, sponserten zahlreiche Charity-Events und waren gar im vergangenen Jahr einer der Hauptsponsoren des Evolution Film Festival auf der Insel. „Das konnten sie natürlich einfach sein, weil es nicht ihr Geld war, das sie da ausgegeben haben", sagt Meier. Der auch fragt: „Wo sind denn die Mitarbeiter der Firma jetzt? Wo ist das ganze Geld abgeblieben?" Immerhin geht es um Millionenbeträge, die im Nichts verschwunden sind.

Meier rechnet damit, dass die Mitarbeiter von Premier FX einige Millionen auf andere Konten abgezweigt und so in Sicherheit gebracht haben. Die insgesamt sechs Mitarbeiter von Premier FX sind derzeit allesamt abgetaucht, ans Telefon geht dort angeblich seit Ende Juli niemand mehr. Auch ein Anruf der MZ läuft ins Leere, es ertönt ein ständiges Besetztzeichen.

Weitere Opfer von Premier FX haben sich mittlerweile auch in den sozialen Medien zusammengeschlossen und sind wie auch Franz Meier bis vor das höchste Londoner Gericht, den High Court, gezogen. Dass er sein Geld jemals wiedersehen wird, glaubt Franz Meier - wie die meisten anderen Geschädigten - nicht. „Das habe ich abgeschrieben."