Am fünften Tag nach der Flutkatastrophe auf Mallorca mit mindestens zwölf Toten gilt die Priorität am Sonntag (14.10.) ganz klar der Suche nach dem weiterhin vermissten fünfjährigen Jungen Arthur. Nachdem der Sturzbach von Son Carrió, wo das Auto der Familie mitgerissen wurde, bis zur Mündung ins Meer bei s'Illot mehrfach ergebnislos durchkämmt worden war, konzentriert sich die Suche nun auf das Meer selbst. Bis zu acht Seemeilen - rund 14 Kilometer - vor der Küste von Mallorca wird nach dem Jungen gesucht. Am Sonntag erschwerte schlechte Sicht durch eine bewegte See die Suchaktion.

Rucksack des Kindes gefunden

Rund 230 Spezialisten hatten bereits den ganzen Samstag fieberhaft gearbeitet. Auch Spürhunde waren zum Einsatz gekommen. Lediglich ein Rucksack des Kindes wurde am Mittag in s'Illot gefunden. Dabei stellte sich auch heraus, dass der am Donnerstag entdeckte Rucksack von seiner Schwester Úrsula stammte. Ein deutscher Radfahrer hatte die Siebenjährige am Dienstag aus dem reißenden Strom gezogen und ihr so das Leben gerettet. Die Mutter der Kinder war in ihrem Auto mitgerissen worden und ums Leben gekommen. Am Freitag bedankte sich die Familie des Opfers bei dem deutschen Helfer.

Die Ministerin für öffentliche Verwaltung, Catalina Cladera, erklärte am Samstag, dass die Suche weiterlaufe, bis man den Jungen gefunden habe. Auch der Vater beteiligte sich an der Suchaktion.

Hilfsbereitschaft hält an

Die Hilfsbereitschaft mit den Flutopfern rund um Sant Llorenç des Cardassar im Osten von Mallorca hält weiter an. Nachdem am Freitag (12.10.) über 1.000 Freiwillige Schlamm beseitigt und Trümmer weggeräumt haben, rückten am Samstag selbstlose Handwerker an, um unentgeltlich die ersten Reparaturarbeiten an den beschädigten Häusern durchzuführen.

Bereits kurz nach Sonnenaufgang trafen sich die ersten freiwilligen Helfer, um in den Häusern zu reparieren, was mit einfachen Mitteln zu reparieren war. Die Bewohner des Ortes nutzten das sonnige Wetter, um ihre Häuser durchzulüften und die wenigen Möbel, die halbwegs erhalten geblieben waren, im Freien zu trocknen.

Auch die Feuerwehr war noch im Dauereinsatz. Die Feuerwehrleute überprüften Haus um Haus und stabilisierten die Gebäude, die durch die Flut strukturelle Schäden erlitten hatten. Auch musste aus einigen Betrieben nahe des Sturzbaches noch Wasser abgepumpt werden. Einige wenige freiwillige Helfer reinigten die letzten verunreinigten Straßenabschnitte in unmittelbarer Nähe des Bachbetts von Schlamm.

Königspaar besucht Katastrophengebiet

Einen weiteren Hoffnungsschimmer brachte das spanische Königspaar am Freitagabend (12.10.) in das Katastrophengebiet mit. Felipe VI. und Letizia ließen sich knapp zwei Stunden durch Sant Llorenç führen und sprachen den Betroffenen Mut zu.

Spendenkonten eingerichtet

Für die nächsten Tage werden weitere professionelle Helfer, wie Elektriker, Maurer und sonstige Handwerker benötigt. Auch finanzielle Hilfe ist weiterhin vonnöten. Geldspenden werden unter zwei Kontonummern entgegengenommen. Die Gemeindeverwaltung von Sant Llorenç hat bei der Caixa-Bank das Spendenkonto ES 86 2100 0161 8802 0018 8265 eingerichtet sowie bei der Fundació Sa Nostra (jetzt Bankia) die Nummer ES 41 2038 6579 8360 0067 5091. Am Freitagabend (12.10.) waren bereits 175.000 Euro eingegangen.

Bischof hält Messe für die Verstorbenen

Am kommenden Mittwoch (17.10.) soll es in Manacor eine Messe für die mindestens zwölf bei der Flutkatastrophe verstorbenen Personen geben. Den Gottesdienst, der um 19 Uhr in der Pfarrkirche Parròquia de la Mare de Déu dels Dolors im Zentrum der Stadt beginnt, wird der Bischof von Mallorca, Sebastià Taltavull, halten. Eingeladen sind alle, die der Opfer gedenken wollen.

200 Menschen in der Unwetternacht gerettet

Die Rettungskräfte haben inzwischen Bilanz der Unwetternacht gezogen: So wurden rund 400 Notrufe angenommen und mehr als 200 Personen aus ihren Häusern oder von Dächern gerettet. Auch rund 60 Tiere konnten lebend gerettet werden. Für 220 Tiere kam jede Hilfe zu spät, sie entkamen den Fluten nicht.

Gesperrte Straßen

Am Samstag (13.10.) wurde eine der gesperrten Straßen wieder geöffnet: der Camí de Conies (Ma-3322). Gesperrt sind momentan noch die Ma-12 zwischen Artà und Son Serra de Marina, die Ma-4023 Son Servera-Porto Cristo zwischen den Abzweigungen s'Illot und Cala Morlanda, die Ma-4041 von Artà nach s'Era de Pula sowie die Ma-4042 von Artà nach Canyamel.

In den Urlaubsgebieten an der Ostküste von Mallorca geht trotz des Unwetters das normale Leben weiter, wie ein MZ-Besuch in mehreren Orten zeigte. /jk