Sechs Tage nach dem großen Unwetter, das im Osten von Mallorca zwölf Menschen das Leben gekostet hat, setzen Rettungskräfte am Montag (15.10.) die Suche nach dem kleinen Arthur fort. Der Achtjährige wird seit Dienstagabend (9.10.) vermisst. Am Sonntag hatten Taucher der Guardia Civil die Expedition wegen starken Sturms abblasen müssen.

Die Spezialisten suchen in der Bucht von S'Illot nach dem Körper des vermissten Jungen, der am Abend der Flut mit seiner Mutter und seiner Schwester bei Son Carrió in einem Auto unterwegs war. Das Mädchen war gerettet worden, den Leichnam der Mutter fand man kurz nachdem die Flutwellen den Wagen erfasst hatten. Mehr als 200 Taucher der Rettungseinheit des Militärs und der Guardia Civil suchen seitdem nach dem Kleinen.

"Die Suche nach dem Jungen wird nicht aufhören", beteuerte die balearische Ministerin für öffentliche Verwaltung, Catalina Cladera, am Sonntag. Anhand mathematischer Formeln, die die Strömungen des "torrents" (Sturzbaches) berechnen, der bis ins Meer bei S'Illot fließt, könnte man die Gegend recht exakt bestimmen, zu der der Körper des Kleinen getrieben worden sein könnte.

Derweil sind 44 Freiwillige des Zivilschutzes dabei, die Zisternen in Sant Llorenç zu leeren - jenem Dorf, das das Unwetter am meisten getroffen hat. Zudem werden die "torrentes", die sich nach den heftigen Regenfällen als Todesfallen entpuppten, gereinigt.

Die Familie des kleinen Arthur möchte nicht tatenlos zusehen und veranstaltete am Sonntag ein selbst initiierte Suchaktion im "torrent". Sein Leben sei Irrsinn, wenn er nicht selbst nach seinem Neffen suche, so ein Onkel von Arthur.

Das Ausmaß der Katastrophe lässt sich nach ersten Analysen beziffern. Rund 300 Häuser wurden allein rund um Sant Llorenç überflutet, heißt es aus dem Rathaus. Verantwortliche eines EU-Rettungsprogramms schätzen aufgrund von Satellitenaufnahmen, dass in Mallorcas Osten insgesamt etwa 600 Gebäude betroffen sind, viele davon sind bewohnt. Die genaue Zahl und das jeweilige Ausmaß der Zerstörung wird erst durch eine Fall-zu-Fall-Prüfung ermittelt.

Hinzu kommen sieben Brücken und Landstraßen sowie sieben innerörtliche Straßen. Die Wassermassen überfluteten etwa 133 Hektar Land. Wie Balearen-Präsidentin Francina Armengol am Sonntagabend im Regionalfernsehen IB3 bekannt gab, sind bis zu 400 Autos teilweise oder gänzlich zerstört worden. Gleichzeitig erklärte Armengol, dass die finanzielle Hilfe die Betroffenen "so schnell wie möglich" erreichen solle, möglicherweise noch innerhalb dieser Woche.

Rund 4.200 Tonnen Abfall und Schutt wurde bereits aus dem Dorf entfernt. Es handele sich um die schlimmste Katastrophe der Geschichte von Sant Llorenç. /tg/somo