Das spanische Wetteramt Aemet hat die Warnstufe Rot am Tag der Regenflut in Sant Llorenç "zu spät" aktiviert. Das räumte die Chefmeteorologin der Balearen, María José Guerrero, in einem Interview mit der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" ein. Auf die Frage, wer und wie die Entscheidung getroffen habe, sagte sie: "Die Entscheidungen werden im Team getroffen. Sie kam um 22.01 Uhr und damit zu spät. Der für die Vorhersage zuständige Mitarbeiter in Palma koordinierte die Aktivierung der Warnstufe Rot mit Barcelona und dieser mit dem Nationalen Zentrum für Wettervorhersage in Madrid - so wie es unsere Protokolle für solche Fälle vorsehen. Aemet prüft die Protokolle seit mehreren Monaten, damit die Warnungen klarer und effizienter die Bevölkerung und die Rettungskräfte erreichen."

Aemet arbeite bei der Vorhersage mit der zur Zeit modernsten Technologie. Dennoch sei es unmöglich, ein Wetterphänomen wie das von Sant Llorenç präzise vorherzusagen. "Mehrere Stunden oder Tage im Voraus kan man ein solch extremes Wetterphänomen nicht vorhersagen. Die Technologie und Rechenmodelle sind in der Vergangenheit immer besser geworden, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Hintergrund: War das Mallorca-Unwetter vorhersehbar?

Ein lösbares Problem sei jedoch der Personalmangel: "Aemet hat zu wenig Mitarbeiter in der Peripherie. Ein einziger Meteorologe in Barcelona muss die Wetterwarnungen für Katalonien, Aragonien, Valencia und die Balearen koordinieren", erklärte Guerrero.

Auf die Frage, ob es sich bei der Flutkatastrophe auf Mallorca um eine Folge der Klimaveränderung handelt, antwortete Guerrero: "Die Fachleute sind sich darin einig, dass eine der Folgen des Klimawandels darin besteht, dass sich die Häufigkeit extremer Wetterlagen und Unwetter erhöht. In diesem Sinn war das Unwetter an der mallorquinischen Ostküste eine Folge des Klimawandels. Außerdem war es ein ungewöhnlich extremes Wetterphänomen selbst in dem Rahmen der für den mediterranen Herbst typischen Unwetter." /tg