Dass die Zimmermädchen in den Hotels auf Mallorca teils unter prekären Arbeitsbedingungen schuften müssen, ist mittlerweile bekannt. Seit sich die Dienstleisterinnen Anfang 2017 zum Interessenverband „Las Kellys Unión Baleares" zusammengeschlossen haben, finden sie Gehör, machen in den Medien und auf der Straße auf ihre Misere aufmerksam. Ihre Bemühungen scheinen zumindest teilweise Früchte zu tragen.

„Wir merken deutlich, dass unsere Botschaft bei der Mehrheit der Hotelgäste angekommen ist", so Antonina Ricaurte, Sekretärin der Vereinigung. „Viele hinterlassen ihre Zimmer nicht mehr wie einen Saustall, sondern bemühen sich um mehr Ordnung", berichtet sie. Ein ähnliches Verständnis könne man bei vielen Hoteldirektoren jedoch nicht verzeichnen. „Unsere Hauptforderungen, nämlich dass wir weniger Zimmer pro Arbeitstag reinigen müssen, wurden kaum erhört. Es gibt nur sehr wenige Hotels auf Mallorca, in denen sich etwas verbessert hat und in denen wir nicht zu menschenunwürdigen Bedingungen ackern müssen und ausgebeutet werden. Und das ist unabhängig von der Kategorie der Einrichtung."

Trotzdem: Die Proteste der Zimmermädchen, die in ganz Spanien als öffentlichkeitswirksames Kollektiv zusammenarbeiten, stoßen zumindest in der Politik auf offene Ohren. Im Januar dieses Jahres startete die Balearen-Regierung eine auf drei Jahre angelegte Studie. „Wir investieren insgesamt 1,27 Millionen Euro, knapp 900.000 davon finanzieren wir von der Touristensteuer", so Vizepräsidentin und Tourismusministerin Bel Busquets in einer ersten Zwischenbilanz. Tausend Zimmermädchen auf den Inseln seien in den vergangenen Monaten bereits kontaktiert und zu ersten Forschungsinterviews in die Gesundheitszentren der Insel geladen worden. Zwar sei es noch zu früh, Ergebnisse auswerten zu können. In der Balearen-Regierung ist man jedoch sehr zufrieden mit der Mitarbeit der in den Hotels angestellten Frauen.

Kein Wunder - immerhin ist es im Interesse der Dienstleisterinnen, an der Studie mitzuwirken. „Wir hoffen, dass wissenschaftlich unterfüttert wird, welche körperlichen Leiden unser Beruf mit sich bringt. Im besten Fall werden wir erreichen, dass diese offiziell als Berufskrankheiten anerkannt werden", so Antonina Ricaurte. Sie selbst arbeitet seit Jahrzehnten als camarera de piso und hat bereits zwei Schulter-, eine Ellbogen- und eine Handgelenksoperation hinter sich. Sie rühren vom ständigen Anheben der Betten, vom Rücken der Möbel, vom schweißtreibenden Putzen im Akkord. „Solange Krankenversicherungen die Leiden nicht als berufsbedingt anerkennen, müssen wir einen Großteil der Kosten selbst aufbringen", erklärt sie.

In der von der Landesregierung initiierten Studie soll der Gesundheitszustand der Testpersonen über drei Jahre beobachtet und analysiert werden. Immer wieder werden die Zimmermädchen zu Untersuchungen und Befragungen gebeten. „Viele meiner Kolleginnen leiden unter Rücken- und Knieproblemen. Die wurden bisher überhaupt nicht als mögliche Berufskrankheit in unserer Branche gewertet", so Ricaurte weiter. „Oft bekommen sie zu hören, dass es doch einfach am Alter liege. Wir hoffen, dass die Studie dazu führt, dass unsere Beschwerden endlich auch in den Chefetagen der Hotels ernster genommen werden." Und dass die Hotelleitung vielleicht doch irgendwann das Arbeitspensum herunterfährt. „Wenn sechs von 20 Angestellten in einem Hotel wegen Berufskrankheiten ausfallen, dann müssen die Direktoren ja irgendwann reagieren", hofft sie.

Auf spanienweiten Kongressen tauschen sich die balearischen Zimmermädchen auch mit ihren Kolleginnen aus anderen Regionen aus. „Erst letztens waren wir auf einem Treffen in Teneriffa. Es war toll, zu sehen, was die Frauen auch in anderen touristischen Regionen bewegen und wie sie sich von ihren Ideen inspirieren zu lassen", so Ricaurte. Sie sieht ihren Kampf nicht nur als einen für die Zimmermädchen. „Auch in anderen Arbeitsfeldern im Tourismus herrschen teils prekäre Bedingungen. Vielleicht können wir als Vorreiter dienen, damit sich endlich etwas bewegt."