Jeweils sechs Jahre Haft lautet das Urteil für zwei 27-jährige Italiener, die laut einem Gericht für den Tod von Martina Rossi verantwortlich sind. Ein Richter in Arezzo hat am Freitag (14.12.) das Urteil verkündet. Den beiden Verurteilten wird versuchte Vergewaltigung sowie in deren Folge Totschlag vorgeworfen.

Die 20-jährige Studentin aus Genua war am frühen Morgen des 3. August 2011 vom sechsten Stock eines Hotels in Cala Major gestürzt und gestorben. Die Polizei in Palma, die die Ermittlungen schnell zu den Akten legte, verbuchte den Fall als Suizid.

Die Familie von Martina Rossi glaubte keinen Moment an eine Selbsttötung. „Sie war eine fröhliche junge Frau, die sich Monate vorher schon auf den Urlaub freute", sagte ihr Vater Bruno Rossi. Er brachte die italienischen Behörden dazu, selbst Nachforschungen anzustellen und sich die Akten aus Palma schicken zu lassen.

Der entscheidende Durchbruch kam allerdings zufällig und bestand aus einem 40-sekündigen Video, das die beiden jetzt Verurteilten sechs Monate nach dem Tod von Martina Rossi im Warteraum einer Polizeidienststelle zeigt. In dem Mitschnitt ist zu sehen und zu hören, wie sich die Männer im Flüsterton unterhalten. Einer von ihnen wiederholt mehrfach erleichtert, dass der Obduktionsbericht keine Anzeichen sexueller Gewalt am Körper von Martina Rossi erwähnt, und dass dieser Umstand positiv für sie sei.

Bis dahin hatten die Ermittler eine sexuell motivierte Tat überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Mittlerweile gilt als erwiesen, dass sich Martina Rossi mit den beiden jungen Männern in ihrem Hotelzimmer aufgehalten hatte. Im Verlauf der Nacht versuchten die beiden, die junge Frau sexuell zu belästigen, weshalb Rossi auf den Balkon geflüchtet und von dort in die Tiefe gestürzt war.

Bruno Rossi nahm das Urteil indes mit Genugtuung auf: „Endlich wurde uns ein wenig Gerechtigkeit zuteil", sagte er. Der Anwalt der Familie kritisierte die Polizeiarbeit in Palma. Er hoffe, dass sich die spanischen Behörden entschuldigen.

Für zwei Freunde der Verurteilten haben die Vorfälle 2011 ebenfalls ein Nachspiel. Sie hatten mit den Verurteilten eine gemeinsame Version des Geschehenen abgesprochen und müssen sich jetzt wegen Falschaussage verantworten. Ihnen drohen bis zu vier Jahre Haft. /jk