Als am 9. Oktober die Regenmassen Sant Llorenç und andere Orte im Osten von Mallorca verwüsteten, traf es Barbara Serveras Familie mehrfach. Der braune Schlamm zerstörte den Tabakladen, den ihr Bruder am Carrer Major betreibt, ihre Garage samt Fahrzeugen, ein Wohnhaus. Ende Dezember, gut zweieinhalb Monate nach dem Unglück, sind bei der Familie endlich nennenswerte Hilfsgelder angekommen. Das Rathaus hatte am 27. Dezember die Vergabe der gesammelten Spenden veranlasst - gerade pünktlich vor der Silvesternacht, an der Flutopfer bei einer Live-Sendung spanischer TV-Sender zu Wort kamen. „Ich weiß nicht genau, wie viel wir bekommen haben, aber es reicht auf keinen Fall, um alle Kosten zu decken", sagt Barbara Servera. Ihr Bruder musste wochenlang auf die Einnahmen des Ladens verzichten, das Wohnhaus komplett abgerissen werden.

Bei der Vergabe der Hilfsgelder ging das Rathaus mit einem Punktesystem vor. Auf der eigens eingerichteten Website infotorrentada.cat kann man die komplizierte Verschlüsselung einsehen. Für bewohnte Häuser werden 500 Punkte gerechnet, für nicht bewohnte Immobilien sowie Gemeinschaftsflächen in Wohnanlagen 250, für Ladenlokale 300. Je höher das Wasser stand, desto höher der Faktor, mit dem die Punktzahl multiplizierst wird, angefangen bei einem Pegel von 5 bis 20 Zentimetern staffelweise bis hin zu einem Wasserstand von 2 Metern oder mehr. „Die höchste zu erreichende Punktzahl liegt bei 1.000", so Maria Isabel Gomila vom Interventionsdezernat im Rathaus.

Insgesamt verteilte das Rathaus bisher 1,6 Millionen Euro unter gut 300 Anwohnern. „Maximal haben Privatpersonen rund 12.000 Euro bekommen." Hinzu kommt die Soforthilfe der Balearen-Regierung von maximal 5.500 Euro pro Haushalt, die bereits wenige Tage nach dem Unglück an die Betroffenen überwiesen wurde. „Im Januar wird noch einmal Geld verteilt. Vor allem die 1 Million Euro, die Rafa Nadal gespendet hat, aber auch die Gelder, die über Weihnachten und Silvester angesammelt wurden", so Gomila.

Schon beim MZ-Besuch im Oktober war die Stimmung unter einigen Flutopfern schlecht gewesen. Auch jetzt gibt es Betroffene, die sich ungerecht behandelt fühlen. „Bei mir stand das Wasser 4 Zentimeter hoch, Türen, Möbel und der Boden sind beschädigt, trotzdem bekomme ich keinen Cent", so ein Anwohner. Er will lieber anonym bleiben, Ärger mit dem Rathaus vermeiden. Es sei „eine Frechheit", dass das Rathaus so lange mit der Auszahlung gewartet hat. Barbara Servera von der Anwohnervereinigung sieht es gelassener. „Es werden nie alle zufrieden sein, aber mir scheint das Verteilsystem durchdacht und gerecht."