Eigentlich ist schiefgegangen, was nur hätte schiefgehen können. Seit vier Jahren liegen nun die Einwohner des kleinen Dorfes Es Capdellà in der Gemeinde Calvià auf Mallorca mit dem Bistum im Clinch. Und dann kommt am Sonntag (20.1.) Bischof Sebastià Taltavull, um die Wogen zu glätten, und verlässt die Gemeinde "tief getroffen".

Dabei sind die Kirchgänger des aufmüpfigen Dorfes nicht auf ihn so böse, sondern auf Pfarrer Antoni Mercant. Der hatte sich vor vier Jahren erstmals geweigert, zum Ehrentag von Sant Sebastià (20.1.) eine Heiligenfigur für die Prozession herauszugeben. Die Statue des Schutzpatrons, der das Dorf 1918 vor der Spanischen Grippe bewahrt haben soll, leide unter dem Geschaukel, so der Pfarrer.

Das wäre noch zu ertragen gewesen - die Prozessionsteilnehmer behalfen sich seitdem mit einem Poster des Heiligen-, aber dann beschloss Mercant vor einigen Monaten, nur noch drei Messen im Jahr in Es Capdellà zu feiern. Und keine Beerdigungen mehr! Trauerfeiern und Gottesdienste lohnten sich nicht mehr, da zu wenige Menschen in die Kirche kämen, so der Geistliche.

Das war zu viel für das Dorf, das schon den Verlust von Post- und Bankfilialen hat verkraften müssen. Gerade für ältere Menschen sei es unzumutbar, zu Bestattungen ins vier Kilometer entfernte Calvià zu ­fahren. Ob nicht der Pfarrer, bitte schön, selbst ins Auto steigen könne.

Am Sonntag dann der Eklat. Der Pfarrer gab die Heiligenfigur wieder nicht raus. Dafür aber kam der Bischof - und erwähnte den Streit in der Predigt mit keinem einzigen Wort. Nach der Messe stellten ihn einige Dorfbewohner zur Rede und forderten die Ablösung von Mercant, was Taltavull als "schlechte Erziehung" quittierte. Eine solche Entscheidung stünde ihnen nicht zu, so der Bischof. Andere Dorfbewohner suchten die Versöhnung, riefen ihm zum Feiertag die mallorquinische Gratulation "molts d'anys" (viele Jahre) zu. Taltavull gab die beleidigte Leberwurst: "Ich glaube nicht, dass das aufrichtig gemeint war."