Unter der Woche arbeitet Bernadí Alba als Maschineningenieur bei der Cracker-Firma Quely in Inca auf Mallorca. Wenn er frei hat und das Wetter gut ist, dann ist er auf dem Meer unterwegs. „30 Samstage im Jahr vielleicht", schätzt er. Mit dabei sind dann stets seine Söhne oder Freunde. „Wir fahren zu viert oder zu fünft raus, fischen, verlieren uns in den Buchten und verspeisen dann unseren Fang mit Reis und in Geselligkeit direkt vor Ort", berichtet er. Seit er mit 16 Jahren erstmals Freunde aufs Meer hinaus begleitete, ist der Mallorquiner begeisterter Freizeitfischer. Mittlerweile ist Alba 60 Jahre alt und der Vorsitzende der „Asociación Mallorquina de Pesca Marítima Recreativa Responsable", also der Vereinigung verantwortungsbewusster Freizeitfischer. Alba weiß, wie groß ein Fisch je nach Art sein sollte, um legal gefischt zu werden. Und er schmeißt regelmäßig seinen Fang zurück ins Meer. „Die Natur liegt mir am Herzen", sagt er. Umso mehr fürchtet er nun um das Image der Hobbyfischer. „Die Regierung kriminalisiert uns."

Aus Nationalpark ausgesperrt

Anlass für den aktuellen Zwist zwischen Freizeitfischern und Behörden ist die Verneunfachung des Nationalparks rund um Mallorcas Nachbarinselchen Cabrera. Seit der Ministerrat in Madrid Anfang Februar der Forderung des balearischen Umweltministeriums nach einer Ausweitung auf mehr als 90.000 Hektar zugestimmt und die Zone so zum größten Meeresschutzgebiet im westlichen Mittelmeer gemacht hat, dürfen die Hobbyfischer dort nicht mehr ihre Köder auswerfen. Allein den Berufsfischern ist das Fangen unter Auflagen in den kommenden Jahren weiterhin erlaubt. „Das ist ungerecht und nicht nachvollziehbar", findet Alba. „Wir Hobbyfischer schaden dem Ökosystem im Meer nicht. Wir sind immer für Regulierungen und Kontrollen, aber nicht für Verbote."

Es war die internationale Meeresschutz­organisation Oceana, die bereits im Jahr 2007 nach groß angelegten Studien dafür plädierte, die Unterwasserwelt rund um Cabrera mit ihren Korallenriffen und der bedeutenden Artenvielfalt zu schützen. „Seit vor 28 Jahren der Nationalpark gegründet wurde, haben sich die Bestände deutlich erhöht, während sie anderswo mehr und mehr bedroht wurden", so ein Oceana-Sprecher. Ein Nationalpark sei die einzige Möglichkeit, die Ökosysteme zu schützen.

Auch regionale Umweltschutzorganisationen wie Terraferida und Gob freuen sich über die Erweiterung des Nationalparks. Hobbyfischer Bernardí Alba kann darüber nur den Kopf schütteln. Er fordert seit Jahren statt einer Erweiterung des Nationalparks eine reserva marina, also ein weniger streng reglementiertes Meeresschutzgebiet rund um Cabrera. „Wir sind absolute Anhänger dieser Schutzgebiete, denn in ihnen dürfen auch wir fischen, und die Bestände erholen sich erfahrungsgemäß trotzdem."

„Die Freizeitfischerei hat auf den Balearen einen wichtigen kulturellen und sozialen Stellenwert", sagt Josep Alós von der Abteilung „Fisch-Ökologie" beim Forschungsinstitut Imedea. Etwa 100.000 Menschen waren in den vergangenen zwölf Monaten Studien zufolge mindestens einmal in ihrer Freizeit Fischen - entweder mit eigener Lizenz (vergeben sind derzeit rund 14.000) oder gemeinsam mit Freunden, die über die Genehmigung verfügen. „Durch Anschaffung des Equipments und Zubehörs generiert die Freizeitfischerei einen Umsatz von 57 Millionen Euro im Jahr", so Alós. Das sei fünf Mal mehr als Berufsfischer zur Balearen-Wirtschaft beitrügen. Alós schätzt, dass die Freizeitfischer etwa ein Zehntel von dem fangen, was auf das Konto der Berufsfischer geht. Allerdings lägen dazu keine wissenschaftlichen Studien vor. „Solange sich die Freizeitfischer an die Auflagen halten, sind ihre Aktivitäten aber nachhaltiger als die der Berufsfischer", sagt Alós.

Tatsächlich sieht auch der Dachverband der Berufsfischer „Federació Balear Confraries Pescadors" die Hobbyfischer weder für sich noch für die Umwelt als Bedrohung an. „Wir bemühen uns um ein gutes Verhältnis. Gegen diejenigen, die sich an die Auflagen halten, ist nichts einzuwenden", so Generalsekretär Antoni Garau. „Probleme bereiten nur einige Querulanten und natürlich diejenigen, die illegal den Fisch verkaufen."

Fünf Kilo pro Kopf

„Wer mit heimlichen Gewinnabsichten fischt, ist in meinen Augen kein Freizeitfischer", betont Bernardí Alba. In zahlreichen Kursen vermittelt er den Mitgliedern seiner Vereinigung, welche Regeln zu beachten sind, um verantwortungsbewusst mit der Flora und Fauna im Meer umzugehen. Von Ausnahmen abgesehen gelte die Regel, dass Hobbyfischer maximal fünf Kilo Fisch pro Person beziehungsweise 25 Kilo pro Boot fangen dürfen. „Mehr braucht es auch nicht, denn es geht ja vor allem um den Spaß an der Ausfahrt", so Alba. Dass ihm der Schutz der Artenvielfalt wichtig ist, zeigt auch seine Zusammenarbeit mit dem Umweltverband WWF. „Regelmäßig messen ich und andere engagierte Hobby­fischer die Tiere aus und senden die Daten zu Forschungszwecken an den WWF weiter. Durch uns konnte bewiesen werden, dass es in den Balearen-Gewässern Roten Thun gibt."

Sein Wissen hat sich Alba über Jahrzehnte selbst angeeignet. „Durch ganz viele Bücher. Ich lese unheimlich gerne." Und natürlich durch Erfahrung. Manchmal fährt er raus, um eine bestimmte Fischart zu fangen. „Wenn einem das gelingt, ist das ein tolles Gefühl, und es spielt keine Rolle, wenn man den Fisch dann wieder freilassen muss." Sein Hobby sei teuer, allein die Instandhaltung seines Bootes verschlinge jährlich Tausende von Euro. „Aber ich mache es aus Leidenschaft. Dafür nehme ich gerne in Kauf, dass ich nicht in Urlaub fahren oder ein neues Auto kaufen kann."