Kate Mentink (75) ist die bekannteste Stimme der britischen Community auf Mallorca. Die gebürtige Schottin lebt seit 40 Jahren auf der Insel, sie ist Gründerin und Ehrenvorsitzende der Vereinigung Ciudadanos Europeos, hat jahrelang für das Rathaus Calvià eine Beratungsstelle für EU-Ausländer geleitet und war als Mitglied der Volkspartei (PP) Vize-Chefin der Europa-Behörde der Landesregierung (Centre Balears Europa, CBE). „Jetzt bin ich eigentlich pensioniert", sagt sie. Doch der Brexit und seine Folgen lassen sie nicht zur Ruhe kommen.

Erst am vorigen Freitag war sie auf einem Treffen von gut 80 britischen Bürgern in Calvià, in dem es um die Folgen eines möglicherweise harten Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union ging. Seit dem Referendum von 2016 hat es Dutzende solcher Treffen in Calvià, Palma, Pollença bis hin nach Menorca gegeben. „Ich bin immer noch erstaunt über die hohe Anzahl der Teilnehmer, die anfangs gesagt haben, dass sie die EU verlassen wollen", sagt Kate Mentink. Alles Menschen, welche die Vorteile eines offenen Europas in vollen Zügen genießen. Es würde schon nichts Schlimmes passieren, die Spanier würden sie brauchen, da sie ihr Geld in den Bars und Restaurants ausgeben. Viele von denen hätten bis heute ihre Meinung nicht geändert. „Das einzige, um das sie sich Sorgen gemacht haben, war der Verbleib in der freien Gesundheitsversorgung und dass ihre Rente weiter wie gewohnt überwiesen wird", sagt sie. Denn wenn man als britischer Rentner außerhalb der Europäischen Union lebt, dann wird das Rentenniveau nicht automatisch jedes Jahr angepasst. Zumindest hier kann Entwarnung gegeben werden - die Bezüge britischer Staatsangehöriger werden in Spanien weiter steigen.

Dennoch ist Kate Mentink besorgt um ihre Landsgenossen. „Sie leben in einer Welt, die nicht mehr existiert." Viele seien mittlerweile zurück nach Großbritannien gezogen und hätten ihre Apartments oder Häuser auf Mallorca verkauft. Viele Rückkehrer würden ihr Land nicht wiedererkennen, weil sie hier so lange wie in einer Blase gelebt hätten, als ob sie die ganzen wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen nichts angingen. Erst in den vergangenen Monaten, als das Chaos um den Austritt immer größer wurde, habe die Besorgnis auf den Treffen zugenommen. Besonders die jungen Leute und die Selbständigen machten sich Sorgen. Viele von ihnen hätten Kinder auf der Schule und sind hier fest verwurzelt.

Da bleibt nur noch, den Brexit abzufedern: „Die spanische und die britische Regierung arbeiten zusammen, um die Effekte zu minimieren", so Mentink. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Briten mit einem spanischen Ehepartner in das Sozialsystem aufgenommen werden. „Das war vorher niemandem klar." Die drei Dinge, die jeder britische Resident nun von den offiziellen Stellen zu hören bekomme, seien: „Melden Sie sich als Resident an. Vergewissern Sie sich, dass sie eine Sozialversicherungsnummer haben und lassen Sie sich Ihren Führerschein umschreiben." Denn wenn Großbritannien die EU einmal verlassen hat, egal ob mit Vertrag oder ohne, gelten Briten als Drittstaatsangehörige. „Nichts wird mehr so einfach sein, wie es als Mitglied in der EU war", sagt Mentink. Sie rät dringend, schon jetzt zu handeln, um auch einen Termin auf dem Amt zu bekommen. Darüber würden sich viele Briten kaum Gedanken machen.

Die Flughäfen in Spanien haben bereits Millionen von Euro investiert, um die Gepäckkontrollen britischer Bürger gewährleisten zu können. Und zum Glück gibt es für einige Dinge eine Übergangsfrist von 90 Tagen, zum Beispiel für die Reisepässe. „Sie müssen künftig mindestens sechs Monate gültig sein, damit Briten als Urlauber nach Mallorca reisen können. 90 Tage lang will man die Reisenden darauf hinweisen."