Schon wieder droht Mallorca-Pendlern und Urlaubern ein ungemütlicher Sommer. Nach reihenweise verspäteten und annullierten Flügen im vergangenen Jahr könnten diesmal Streiks das Reisen beschwerlich machen. Die Piloten an der Eurowings-Basis Palma haben inzwischen keine Geduld mehr mit dem Lufthansa-Konzern und Eurowings Europe, die Tochter, die für alle außerhalb von Deutschland stationierten Eurowings-Beschäftigten zuständig ist. So liest es sich zumindest in einer Erklärung der spanischen Pilotenvereinigung Sepla vom Donnerstag (20.6.). Nach Monaten ergebnisloser Verhandlungen sei die Stimmung des „gesamten Flugpersonals der Eurowings Station Palma de Mallorca" inzwischen „sehr angespannt", heißt es in dem Schreiben, dem sich die deutsche Pilotenvereinigung Cockpit in einer solidarischen Mitteilung anschloss. Derzeit sind rund 220 Personen an der Palma-Basis von Eurowings angestellt: 140 Flugbegleiter und 80 Piloten.

„Werden deutsche Urlauber im Streikchaos der Eurowings auf dem Weg nach Mallorca schon am Flughafen stranden? Flugreisende mit gebuchten Eurowings-Tickets sollten in den kommenden Wochen aufmerksam sein", heißt es in der Erklärung weiter. In der Sepla-Erklärung wird ein anonymer „Insider" zitiert, der die Situation so beschreibt: „Die Fronten sind nach der langen Zeit ohne Einigung extrem verhärtet, sodass nach dem anstehenden letzten Verhandlungstermin am 27. Juni 2019 die Situation weiter in Schieflage geraten könnte."

Laut Sepla hatte die Geschäftsführung für Anfang Juni alle Piloten und Flugbegleiter zu einem Gespräch eingeladen. Das Personal habe dieses Treffen geschlossen boykottiert, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Die Piloten verfassten stattdessen einen offenen Brief an die Geschäftsführung, der der Mallorca Zeitung vorliegt. Darin heißt es unter anderem: „Eine Schlechterstellung unserer Konditionen zu vergleichbaren Mitbewerbern auf dem Markt sowie in der Eurowings-Gruppe ist nicht akzeptabel und bedarf keiner Begründung Ihrerseits."

Am Mittwoch (26.6.) saßen in Palma Vertreter der Geschäftsführung und der Tarifkommission einander gegenüber. Laut einer Sepla-Sprecherin gab es dabei noch Punkte, in denen keine Einigung erzielt werden konnte. Die Gespräche sollten am Donnerstag weitergehen. Die Flugbegleiter wollen in einer Urabstimmung über einen Streik entscheiden, der dann schon im Juli drohen könnte.

Im Vergleich zu ihren deutschen und österreichischen Kollegen gebe es für die Piloten und Flugbegleiter der Eurowings-Station am Flughafen Son Sant Joan keine Tarifverträge, kritisiert Sepla. Das führe dazu, dass die Gehälter am Standort Palma mitunter rund 50 Prozent unter denen der Kollegen in Deutschland oder Österreich lägen. Das könne als Lohndumping bezeichnet werden. Dazu kommt laut Sepla, dass wichtige Arbeitszeitbegrenzungen, Ruhezeit-Regelungen und soziale Absicherungen für die in Palma stationierten Kollegen fehlen würden.

Ein Eurowings-Sprecher teilte auf MZ-Anfrage lediglich mit, dass man verhandlungsbereit sei. Das Portal airliners.de zitiert einen Sprecher mit den Worten, es sei klar, dass man den Gewerkschaften zeitnah ein neues Angebot mit verbesserten Vergütungs- und Einsatzbedingungen unterbreiten werde.

Bei Eurowings hängt der Haussegen auch anderweitig schief. Nach einer deutlichen Expansionspolitik in den vergangenen beiden Jahren scheint die Lufthansa-Tochter sich nun plötzlich gesundschrumpfen zu wollen. In den kommenden Jahren soll massiv Geld gespart werden. Lufthansa-Vorstand Thorsten Dirks erklärte vergangene Woche, dass „kleine, unprofitable" Basen geschlossen werden sollen. In Zukunft wolle man sich auf die zentralen Standorte Düsseldorf, Köln, Hamburg und Stuttgart konzentrieren.

Palma sei nicht gefährdet, teilte am Donnerstag (27.6.) ein Sprecher von Eurowings mit. Der Standort sei "nicht gefährdet, denn wir sind der zweitgrößte Carrier auf Europas Ferieninsel Nummer Eins", teilt der Sprecher mit. "Palma ist sehr wichtig für uns!", schreibt der Sprecher weiter. Immerhin werde die Insel 320 Mal in einer "typischen Sommerwoche" angeflogen.

Wie airliners.de am Mittwoch (26.6.) berichtete, sollen mittelfristig auch zahlreiche Stellen bei Eurowings abgebaut werden. Das bedeute für die verbleibenden Kollegen Mehrarbeit. Man werde die Reduzierung der Mitarbeiterzahl zunächst "über die natürliche Fluktuation" versuchen, wenn nötig aber auch über Sozialpläne, sagte laut airliners.de Eurowings-Chef Thorsten Dirks beim Investorentreffen "Capital Markets Day" der Lufthansa.