Die Pleite des britischen Reisekonzerns Thomas Cook hat auf Mallorca große Bestürzung ausgelöst. Das seit 178 Jahren im Tourismus aktive Unternehmen hatte in der Nacht auf Montag (23.9.) erklärt, es werde ein Konkursverfahren mit sofortiger Wirkung einleiten. Zur Cook-Unternehmensgruppe gehören auch die vor allem in Deutschland tätigen Tochterunternehmen Neckermann-Reisen und Bucher Reisen & Öger Tours sowie die Fluglinie Condor.

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Das Konkursverfahren betrifft rund 600.000 Touristen, darunter viele deutsche auf Mallorca-Urlauber. Alle Thomas Cook-Flüge werden laut britischer Flugbehörde CAA mit sofortiger Wirkung eingestellt. Die britischen Behörden kündigten eine Rückholaktion für rund 150.000 Landsleute an. Das Cook-Unternehmen befördert jährlich Millionen von Passagieren nach Spanien; Palma de Mallorca gehört zu den Hauptreisezielen.

Aus Tunesien wurde bekannt, dass Hotelgäste, die mit Reisegesellschaften der Thomas Cook-Gruppe Pauschalreisen gebucht und gezahlt hatten, Probleme hatten, ihre Hotels zu verlassen, wenn sie die Übernachtungskosten nicht aus eigener Tasche zahlten. Darüber berichtete der britische öffentlich-rechtliche Rundfunk BBC. Auf auf Mallorca gab es Fälle, in denen Hotelgäste Probleme hatten.

Die deutschen Tochterunternehmen Neckermann Reisen, Bucher Last Minute, Öger Tours, Air Marin und Thomas Cook Signature stellten den Verkauf von Reisen ein. Man könne nicht garantieren, dass bereits gebuchte Reisen mit Abreisedatum Montag (23.9.) und Dienstag (24.9.) stattfänden, hieß es nach Angaben Thomas Cook GmbH mit Sitz in Oberursel bei Frankfurt am Main.

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Condor fliegt weiter

Nicht betroffen scheinen vorerst die Flüge der Airline Condor, ebenfalls ein Tochterunternehmen der Thomas Cook-Gruppe. Die Airline teilte am Montagmorgen (23.9.) mit: "Condor Flüge werden weiterhin durchgeführt, obwohl die Muttergesellschaft Thomas Cook Group plc Insolvenz eingereicht hat." Um "Liquiditätsengpässe bei Condor zu verhindern", habe man einen "staatlich verbürgten Überbrückungskredit beantragt", der nun von der Bundesregierung geprüft werden müsse.

Über 500 Mitarbeiter in Palma

Währenddessen sind in der 2018 eröffneten Firmenzentrale von Thomas Cook im Gewerbegebiet Son Valentí in Palma de Mallorca die Mitarbeiter zur Arbeit erschienen, ohne vom Unternehmen unterrichtet worden zu sein. "Sie haben uns nichts gesagt, keine Mail, keine Mitteilung, keine Versammlung. Wir sind ganz normal zur Arbeit gekommen, aber wir haben Angst", sagten zwei Mitarbeiter an der Pforte des Bürogebäudes. In dem 2018 eröffneten Neubau sind über 500 Menschen in einem großen Callcenter, der Buchhaltung sowie diversen anderen Abteilungen beschäftigt.

Die Angestellten befürchten, dass sie ihr September-Gehalt schon nicht mehr bekommen. Normalerweise, so berichteten sie, laufe das Gehalt am 27. des Monats auf dem Konto ein.

Auch der Hotelier Borja Nicolau ist zum Firmensitz gekommen. Bei ihm im Hotel ist eine Gruppe von Urlaubern untergebracht, die mit Thomas Cook gebucht hatten. "Das Unternehmen hat mir nichts gesagt, hat keine offizielle Mitteilung geschickt darüber, was ich mit diesen Kunden machen soll", sagte Nicolau. Derzeit werde er niemanden auf die Straße stellen.

Gegen Mittag sickerten erste Zahlen durch, was die Folgen der Pleite für die Balearen bedeuten könnte. Die Transportunternehmen der Inseln schätzen in einer Mitteilung die Einbußen auf rund 5 Millionen Euro ein. Ersten Schätzungen der Branche zufolge sind 35 Unternehmen von der Pleite von Thomas Cook betroffen. Die Vertreter des Sektors gehen davon aus, dass sie zu den besonders Geschädigten gehören, weil ihre Dienstleistungen üblicherweise erst nach einer Zeit bezahlt werden. Die Hotels hingegen empfingen ihr Geld bereits, bevor die Urlauber ankämen.