Mallorca soll in zwei Wochen, am 14. November, eine der größten Elektrotankstellen des Landes bekommen. Die sogenannte Electrolinera - in Anlehnung an gasolinera - entsteht derzeit im Gewerbegebiet Son Castelló und wird über zehn Lademöglichkeiten gleichzeitig verfügen. „Es handelt sich um Schnellladesäulen, die von allen Arten von Fahrzeugen genutzt werden können", sagt Iñaki Espeso, der Marketing-Verantwortliche von Power Elec­tronics, der Firma aus der Nähe von Valencia, die die Bauteile der Elektrotankstelle herstellt. Eine Komplettladung werde rund eine halbe Stunde dauern. Was eine Ladung kostet, könne er noch nicht sagen. Das entscheide der Betreiber der Electrolinera. „Außerdem kann es auch tageszeitenabhängig sein." Klar ist, dass der Preis nur ein Bruchteil einer herkömmlichen Tankfüllung sein wird.

Mit der neuen Elektrotankstelle wächst die Zahl der Ladestationen für Stromer auf der ­Insel weiter an. Momentan existieren bereits

361 Stationen auf den Balearen, nur wenige davon allerdings als Schnelllader. Die Landesregierung will weitere neun Millionen Euro in die Hand nehmen, um bis Ende 2020 weitere 561 Ladestellen auf den Inseln aufzubauen. Somit gäbe es dann 922 öffentliche Ladepunkte.

Stellt sich nur die Frage, wofür das Ganze? Laut den aktuellen Daten des nationalen ­Statistikinstituts INE gab es Ende 2018 auf den Balearen gerade mal 827 Fahrzeuge, die mit Strom fuhren. Bei einem Fuhrpark von rund 850.000 Fahrzeugen (ohne die Zweiräder) auf den vier Balearen-Inseln macht das einen Anteil von rund 0,1 Prozent aus. Die viel gepriesene Elektroinsel Mallorca mit ihren kurzen Wegen kommt also nach Jahren immer noch nicht aus den Startlöchern.

Die Zahlen stimmen auch den zuständigen Generaldirektor für die Energiewende auf den Balearen, Aitor Urresti, nachdenklich. „Ich mache mir wirklich Sorgen um die niedrigen Zulassungszahlen", sagt er der MZ. Zumal das Klimawandel-Gesetz der Balearen vorsieht, dass ab 2025 keine Diesel-Autos mehr verkauft oder auf die Inseln gebracht werden dürfen.

Außerdem sind die Mietwagenfirmen bereits im kommenden Jahr per Gesetz zu einem Elektroauto-Anteil von zwei Prozent ihrer ­Flotte verpflichtet. Auch das könnte schwierig werden. Antoni Masferrer, der Präsident der Mietwagen-Vereinigung Baleval, wagt noch keine Prognose, ob das Ziel erreicht werden kann. „Wir stellen die Autos ja nicht her. Wenn uns die Hersteller genügend Elektroautos zur Verfügung stellen, klappt es. Wenn nicht, dann nicht", sagt er der MZ.

Die Zulassungszahlen der vergangenen fünf Jahre zeigen zwar eine Tendenz nach oben, aber auf niedrigstem Niveau. 2015 etwa wurden nach Angaben der spanischen Statistik­behörde INE 63 Elektrofahrzeuge (ohne Zweiräder) auf den Balearen neu zugelassen, 46 davon von Privatleuten, 17 von Unternehmen. 2016 waren es 83, davon 44 von ­Privatleuten. ­Voran ging es im Jahr 2017, als insgesamt 185 Elektrofahrzeuge dazukamen. Hier drehte sich dann das Verhältnis um, denn erstmals waren Unternehmen mit 88 Zulassungen stärker als Privatpersonen vertreten. Nur 67 Elektrofahrzeuge wurden von Privatleuten zugelassen. Der Rest verteilt sich auf Mietwagen und Leasing-Autos.

2018 waren es insgesamt 303 Elektrofahrzeuge, und in diesem Jahr gab es in den ersten neun Monaten 227 Zulassungen. Die Balearen mit ihrem Anteil von 0,1 Prozent an Elektrofahrzeugen liegen auch im ­spanienweiten Vergleich auf den hinteren ­Plätzen. Im gesamten Land gab es Ende 2018 laut den Zahlen der Verkehrsbehörde Direc­ción General de Tráfico 54.209 Stromer. Das sind 0,23 Prozent des Fuhrparks.

Die Probleme sind auch aus Deutschland bekannt: Die Preise für ein Elektroauto sind immer noch vergleichsweise hoch, und viele Menschen misstrauen weiterhin den Lademöglichkeiten und der Reichweite. Und da ist noch das Thema Subventionen. In diesem Jahr hat die Balearen-Regierung 540.000 Euro für den Kauf von Elektroautos für Privatleute ­bereitgestellt. Das Geld reichte für 98 Autos. Wer sich ein Elektroauto kaufte, bekam also an die 5.500 Euro. Bei einem Renault Zoe, der neu in der Basisversion rund 22.000 Euro kostet, ­entspricht das einem Viertel des Kaufpreises. Sobald die staatlichen Hilfen erschöpft sind, kommt der Verkauf der Elektroautos fast ­gänzlich zum Erliegen, wie Autohändler auf der ­Insel bestätigen. Dieses Jahr haben bislang nur neun Privatpersonen ein Elektrofahrzeug ohne Subvention erstanden.

2020 soll es mehr Geld geben für den Kauf eines Stromers geben. „Wir sind gerade dabei, den Subventionsplan zu erarbeiten", sagt er. Ansonsten könne die Regierung nun mal nicht viel tun, außer die Infrastruktur immer weiter zu verbessern. „Wir hatten bislang vor, bis 2025 mindestens 1.000 Ladestationen auf den Inseln zu haben. Das schaffen wir jetzt deutlich früher." Allein: Die Menschen müssten eben auch mitziehen.