Die rund 6.000 Bolivianer, die auf Mallorca und den Nachbarinseln wohnen, verfolgen die gewaltsamen Auseinandersetzungen in ihrer Heimat mit großer Sorge. Mit Demonstrationen machen sie in Palma auf die Lage in ihrem Land aufmerksam. Proteste nach der jüngsten Präsidentschaftswahl führten schließlich zur Flucht des Präsidenten Evo Morales nach Mexiko. Jeanine Añez, zuvor Senatsabgeordnete der Opposition, hat die Regierungsgeschäfte übernommen. Bei Auseinandersetzungen zwischen Militär, Polizei und Demonstranten sind in den vergangenen Wochen Medienberichten zufolge 23 Menschen gestorben und Hunderte verletzt worden.

Die Spaltung der Bevölkerung in Bolivien spiegelt sich auch in der Meinung der auf Mallorca lebenden Bolivianer wider: "Bolivien ist ein Land voller Korruption", in dem Morales "die Wahlen manipuliert hat", um an der Macht zu bleiben, erklärt Javier Ríos, der sein Land vor 13 Jahren verließ. Morales habe "das Volk betrogen, während sich die Gefängnisse mit politischen Häftlingen füllen", fügt er hinzu.

Auch Elizabeth Belén kritisiert Morales, der das Land seit 2006 und bis zu seiner Flucht regierte. Morales habe die Wahlen gefälscht und sich an der Spitze des Staates bereichert, ärgert sie sich. "Er lebte wie ein Millionär, während das Land Hunger hatte."

Nelson Boli hingegen nimmt an einer Demonstration teil, die für die Rückkehr des geflohenen Präsidenten plädiert. Mit Morales könne die Lage beruhigt werden. Im Moment leide das Land unter einem "Staatsstreich". Die Situation in Bolivien habe sich seit dem Amtsantritt von Morales deutlich verbessert. /tg