Kaum ist die Strandsaison auf Mallorca vorbei, verlagern sich die Besucherströme von den playas in die Berge. Neben einheimischen Wanderern und Ausflüglern sind im Herbst, Winter und Frühling auch Zehntausende Urlauber unterwegs. Wie viele, weiß bisher niemand so genau. Um zu einer etwas präziseren Einschätzung zu kommen, hat Mallorcas Inselrat nun auf einem Abschnitt der Trockensteinmauer-Route GR-221 zwischen dem Landgut Galatzó und Estellencs drei Zähler installiert. Sie sind mit einer Solarzelle ausgestattet und gut getarnt, damit die Wanderer sie nicht beschädigen oder gar entwenden. Für einen weiteren Zähler suchen die Verantwortlichen noch nach einem geeigneten Standort.

„Die Aktion ist Teil des EU-Projekts Interreg-Med", erklärt Josep Manchado, Direktor des Umweltamts in Mallorcas Inselrat . Um Erfahrungen zum Umgang mit Wanderurlaubern auszutauschen, haben auch andere am Mittelmeer gelegene Regionen Zähler aufgestellt. Dafür sollten sie jeweils einen emblematischen Berg auswählen, um den die Wege führen. „Wir haben uns für den Galatzó entschieden. Es ist zwar nicht der höchste Berg, aber einer der bekanntesten", sagt Josep Manchado.

Die einzigen Zahlen, die die Verantwortlichen bisher über die Wanderer der Insel haben, seien die der Menschen, die in den Hütten (refugios) übernachten. „Das ist natürlich nur ein kleiner Teil. Daher ist es gut, dass wir bald ganz konkrete Informationen dazu haben, wie viele Wanderer auf den Wegen unterwegs sind", so Manchado. Grund zur Besorgnis wegen einer eventuellen Überlastung der Wege gebe es aber nicht.

Umweltschützer sind anderer Meinung, sie beklagen schon seit einigen Jahren, dass bestimmte Routen zu sehr frequentiert werden. So hat eine private Initiative bereits 2016 damit begonnen, den Zugang zu einem besonders beliebten Wandergebiet bei Valldemossa zu begrenzen: den Aufstieg auf den Pla des Pouet und von dort weiter zu den Aussichtspunkten na Torta und ses Puntes, zur Einsiedler-Höhle Ermità Guillem oder zum Cami de l'Arxiduc. Wanderer müssen auf der Finca Son Moragues jetzt einen Kontrollposten passieren, an dem sie auch über Schutzmaßnahmen informiert werden. Vor den Einschränkungen waren in dem an die 300 Hektar großen Gebiet rund um den umbenannten Mönchsgeier-Berg (Muntanya des Voltor) an die 50.000 Wanderer im Jahr unterwegs. Heute muss man vorab kostenlos reservieren und Gruppen werden nur mit maximal 15 Teilnehmern zugelassen (weitere Informationen gibt es unter www.muntanyadelvoltor.com oder Tel.: 619-59 19 85). Der Zugang am Wochenende ist Residenten und Einzelpersonen aus dem Ausland vorbehalten. „Es ist nicht die gleiche Erfahrung, wenn man allein oder mit zwanzig anderen Menschen auf einem Aussichtspunkt steht", sagt einer der Verantwortlichen.App und Website in Planung

Weitere Daten könnten über eine Website und eine App gesammelt werden, die der Inselrat vorbereitet. Sie sollen ähnlich wie „Google Maps" funktionieren. „Viele Wege in der Tramuntana sind sehr vernachlässigt und schlecht gekennzeichnet. Nutzer sollen durch die Anwendung auch auf die Schnelle sehen können, ob ein Weg privat oder öffentlich ist", sagt Josep Manchado vom Inselrat.

Prämie für erstrittene öffentliche Wege

Von einer Klausel im neuen Wegegesetz (Ley de Caminos) erhofft sich der Inselrat, öffentliche Wege, die ohne Genehmigung von den Eigentümern geschlossen worden sind, wiedereröffnen zu können. Bürger oder Vereine, die einen Rechtsstreit mit einem Grundbesitzer gewinnen, der öffentliche Wege geschlossen hat, sollen demnach finanziell dafür belohnt werden. Sie bekommen vom Inselrat die Gerichtskosten in vierfacher Höhe ausgezahlt.